#21
Unter anderen Umständen hätte sie sich nicht nur gefreut zur Legacy zu gehen, sondern um ein vielfaches mehr auch Jace und Tasha zu sehen. Sie mochte die beiden wirklich sehr. Unter anderen Umständen wäre auch die Begrüßung um einiges vertrauter ausgefallen. Unter anderen Umständen. Aber in diesem Fall blieb es vorerst bei einem leicht schiefen Lächeln, da sie im Augenblick wohl wahrlich andere – und größere – Probleme hatten, als sich um Emotionalitäten zu kümmern. In gewisser Weise beneidete sie Gavin für seine Crew, die ihm stets durch dick und dünn zur Seite stand. Sie beneidete ihn für die Crew und seine Crew für... seine Anwesenheit. Auch wenn sie das niemals und unter gar keinen Umständen laut aussprechen würde. Schon gar nicht Gavin selbst gegenüber.
Als Gavin damit begann seinen herausragenden Plan zu erläutern, schloss Elyria die Augen und verschränkte die Arme vor der Brust, um sich die Fassungslosigkeit, die sich in ihrem Inneren zu manifestieren begann, nicht zu offensichtlich anmerken zu lassen, denn als erstes hätte sie ihn wohl vollkommen entsetzt angesehen und ihn in der nächsten Sekunden gefragt, ob er jetzt völlig den Verstand verloren hatte. Sie hörte seine Stimme, folgte gedanklich seinen Worten und Ausführungen und zwang sich ruhig zu atmen und nicht dem erstbesten Impuls zu folgen, der sich wahrlich schwer zurückdrängen ließ. Da war es. Dieses Kopfschütteln, das sie eigentlich nur innerlich vollziehen wollte, hatte doch den Weg nach draußen gefunden.

„Du bist verrückt. Vollkommen verrückt!“ Sie löste ihre verschränkten Arme vor der Brust und warf sie in einer Geste des Unglaubens in die Luft, ehe sie sie mit einem resignierten Seufzer sinken ließ. „Ich hoffe, du weißt, dass das vollkommen verrückt ist. Das Imperium wird sich niemals auf so einen Deal einlassen. Natürlich werden sie wahrscheinlich dem Deal zustimmen, dass sie dich einfach ziehenlassen, aber das glaubst du ja wohl nicht wirklich.“ Das konnte er nicht ernst meinen und doch wusste sie nur zu gut, dass er diesen Plan tatsächlich toternst meinte, egal wie sehr sie sich wünschte, dies wäre nicht der Fall. Und jetzt saß er da auf diesem Stuhl als hätte er ihnen gerade nichts anderes als den neuesten Wetterbericht durchgegeben. „Nur fürs Protokoll und damit du es weißt: das ist eine ganz beschissene Idee. Nicht dass mir jetzt ganz spontan etwas besseres einfallen würde, aber DAS...“ Sie schüttelte den Kopf und fuhr sich mit beiden Händen über das Gesicht, als ob sie dadurch den ungläubigen Ausdruck wegwischen und die neutrale Maske auflegen könnte.
„Das ist verrückt,“ seufzte sie mit einem erneuten Kopfschütteln, wendete sich ab und stapfte in Richtung des Ausganges davon. Wie konnte sie nur glauben, dass er einen halbwegs vernünftigen Plan hätte? Sie konnte die Rede von ihrem Bruder schon hören, wenn er jemals davon erfahren würde, was natürlich niemals der Fall wäre, dennoch hörte sie seine Ausführungen als würde er direkt neben ihr stehen. Elyria blieb stehen. Das konnte sie nicht machen. Sie konnte jetzt nicht gehen. Schnaubend straffte sie ihre Gestalt, machte kehrt und ging zurück. „Und wenn du jetzt geglaubt hast, dass ich einfach verschwinde und die ganze Sache auf sich beruhen lasse, hast du dich geirrt. Dein Plan ist verrückt und wahrhaftig ein Selbstmordkommando und ich werde ihn dich auf keinen Fall ausführen lassen, wenn du nicht mit einer halbwegs sicheren Strategie aufwarten kannst, wie ihr vor dem Imperium sicher sein wollt, aber ich werde euch unterstützen. Egal wie.“ Warum musste er sich auch immer mit den falschen Leuten anlegen?
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