#35
Befürchtungen hatte auch Risa. Nicht, dass Leto einfach ein großer Tollpatsch war und auch wichtige Dinge durcheinander brachte, so war er auch ihr Geliebter gewesen. Seine Liebe, so wirr und chaotisch sie war, war echt gewesen. Etwas Echtes hatte sie immer im Leben gesucht. Etwas, das bleibt. Und gerade jetzt fehlte ihr Leto. Nicht nur, weil er mit seiner Art jedweden Kummer verdrängen konnte, sondern auch weil er einfach neben ihr war. Sie hatte diesen Einsatz übernommen, auch um ihn wieder zu sehen. Nun war er für immer fort und es bekümmerte sie. Sie hatte viele Leute sterben sehen. Viele Leben waren gegangen in diesem Krieg und noch immer schien ein Sieg fern. Das Imperium wurde von Tag zu Tag grausamer und die Republik konnte dieser Grausamkeit nicht entfliehen. In diesem Augenblick wünschte sie sich einfach nur ein Ende. Risa blickte traurig zu Tal. Denn sie wusste, dass diese Mission scheitern konnte. War dies der Preis, den sie für ihr Leben zahlen musste? War dies die Strafe für die Lügenkulisse, die sie lebte? Sie trug das Gewicht dieser Operation auf ihren Schultern. Sie hatte es immer mit dem höheren Zweck gerechtfertigt. Die Republik war alles für sie und doch konnten ihre Ideale dieses Gewicht nicht mehr tragen. Risa brach langsam aber beständig ein. Leto war der Tod zu viel für sie und nur noch ihr Stolz hielt sie davon ab, einfach aufzuhören. "Ich muss dir etwas sagen," sprach sie dann aus. Der Agentin wurde bewusst, dass sie jederzeit versagen konnte. Jemand musste wissen, um welche Operation es hier ging. Wie wichtig diese Sache war, auch außerhalb ihrer persönlichen Befindlichkeiten. Wenn sie scheiterte oder sich entschied zu scheitern, musste jemand anderes den Einsatz fortsetzen. Risa konnte immer gut zwischen Arbeit und Privatem trennen. Ihre persönlichen Wünsche nach Frieden und Liebe standen im krassen Kontrast zur Wertigkeit dieser Operation. "Wenn ich sterbe, drauf gehe beim Versuch, diese Operation zu beenden," formulierte sie drastisch und legte dabei ihre Hand auf die Schulter der Twi'lek. "Ich bin Risa Alberras, Leitende Agentin, Operationsleitung in der Operation Starfall," erklärte sie und hoffte, dass Tal vertrauenswürdig genug war. Immerhin war sie bisher mit an diesen Punkt gelangt. Es hatte ihr eines bewiesen, dass Tal zumindest nicht auf Seiten des Imperiums stand.

"Ein Team von Spezialisten und Kommandos hat eine spezielle Hochenergiespule dem imperialen Forschungsamt entwendet, welches diese in den Tell Werken produzieren ließ. Diese Spule ist eine wichtige Baukomponente für eine neue imperiale Waffe, die nach Aussagen ganze Sternsysteme befrieden kann," setzte sie mit ernstem Blick fort und unterstrich mit der betonten Wortwahl die Ernsthaftigkeit dieser Sache. "Für diese Spule sind viele Agenten gestorben. Das Objekt befindet sich derzeit in der Hand der Kommandos, die es zu einem Fluchtpunkt bringen, wo Leto es übernehmen sollte. Eigentlich waren noch mehr Hände im Spiel aber ich musste die Operationsplanung spontan ändern. Da Leto nun ausgefallen ist, wird ein Backup aktiviert. Ich werde die Kommandos umleiten zu einem neuen Fluchtpunkt. Dort wartet ein Schiff, welches die Spule aufnehmen wird. Das Ziel dieses Schiffes soll eine Geheimdienst-Fregatte der Republik in der Nähe einer kosmischen Wolke unweit der Koordinaten auf diesem Stick," sagte sie und zog den Datenstick hervor. "Ich habe zwei davon. Einer war für Leto bestimmt aber da dieser nun...", brach sie ab, da die Stimme beim Gedanken an Leto nicht mehr sprechen wollte. Sie drückte Tal den Stick in die Hand. "Wenn ich falle, musst du den Einsatz beenden. Das Schicksal aller freien Welten hängt davon ab. Milliarden von Leben sind bedroht durch das Imperium." Risa hatte glasige Augen und nickte dann ernst ab, um das Thema zu beenden. Denn es lag noch ein langer Weg vor ihnen. Dann wandte sich die Agentin ab, nahm ihre Uhr vom Handgelenk, die ein versteckter Kommunikator war und sprach in diesen hinein.

"Hier Kingslayer an Starlight," war aus dem Kom zu hören, das Risa vor ihr Gesicht hielt. Es meldeten sich gerade die Kommandos, die einem heißen Ritt hinter sich und vor sich hatten. "Wir sind mit Objekt entkommen. Erwarten weitere Befehle," sagte die männliche Stimme, die fast im Rauschen unterging. "Alles klar. Plan ändert sich. Evakuierungszone Beta. Wiederhole Beta. Abholung ist gescheitert. Abholung durch Backup," sprach sie in die Uhr, die im Licht der Beleuchtung der Umgebung in ihrem Gold reflektierte. "Verstanden, Backup. Evakuierungszone Beta. Kingslayer Ende." Risa band die Uhr wieder um ihr Handgelenk, trat wieder an Tal und Quen heran, versuchte zu lächeln aber scheiterte. "Sie sind bereits auf dem Weg," teilte sie den beiden mit und trat durch die Tor mit dem Warnschild. Doch da entdeckten ihre Augen eine große Schar an Sturmtruppen mitsamt Fahrzeugen. "Achtung," rief sie und schubste Tal mitsamt Quen hinter einen Energieverteiler; einem großen grauen Klotz unweit ihrer alten Position, etwas hinter dem Steg, den sie überschritten hatten. Vorsichtig blickte Risa am Klotz vorbei. "Mist," schimpfte die Agentin. "Zu viele," meinte sie und griff wieder zur Uhr, die sie vom Arm zog.

"Starlight hängt fest. Welches Team ist in der Nähe?" Es rauschte kurz, dann drückte aus dem Gerät erneut die gleiche Männerstimme. "Haben selbst Probleme kurz vor Zone. Eine nette Stimme bot uns Hilfe an. Ich habe entschieden dieser zu folgen und befinden uns gerade bei einem Förderband. Wir erreichen bald Zone. Ich habe kein Team mehr frei. Alle Teams sind auf Rückzug. Starlight ist allein. Es tut mir leid," teilte man Risa mit, die enttäuscht die Uhr in den Staub fallen ließ. Zum Glück war sie aus gutem Material gefertigt, dass sie den Sturz unbeschadet überstand. Risa hatte keine Idee mehr. "Tal, Quen, nehmt die Uhr, sie aktiviert sich eigentlich auf meine Stimme aber sie beinhaltet einen Identifizierungscode, der euch als republikanische Agenten ausweisen wird und die Kommandos werden euch dann mitnehmem. Ihr müsst hundert Meter von ihr in altes Lagerhaus für chemische Güter. Es ist mit einem Graffiti eines Akkhundes markiert worden," erklärte die Agentin und deutete in eine ungefähre Richtung. "Haltet euch versteckt fernab der Hauptstraße. Dort entlang," meinte sie. Jetzt war es wohl an ihr, Leto zu gedenken und seine Heldentat als Vorbild zu nehmen. "Ich danke euch für alles. Tal, du weißt bescheid. Ich vertraue dir," sprach sie mit brechender Stimme und blickte sie dabei melancholisch an. Dann zog sie den Miniblaster vom Strumpfhalter und trat hinter dem Wandler hervor, um mit gezogener Waffe auf die Sturmtruppen zu zugehen. "Für Leto, für Julian, für den Frieden," rief sie den Sturmtruppen zu, die sofort ihre Blastergewehre auf sie richteten. Risa wollte einfach, dass es aufhörte. Diese Gedanken und dieser Schmerz. Sie hatte diesen Krieg so satt. Mit schwacher Bewegung hob sie den Blaster an und drückte ungezielt ab. Die Schüsse trafen nicht aber die Sturmtruppen trafen sie; aber nicht mit tödlichen Salven, sondern blaue Energieringe umschlossen ihren Körper, ließen ein schockhaftes Kribbeln über sie laufen, bis die Beine taub wurden und sie schlicht das Bewusstsein verlor. Dann rückten mehrere Sturmtruppen vor, um sie zu bergen. Man zog sie schlicht an den Füßen zu einem Fahrzeug, legte ihr Handfesseln an und begann sie zu durchsuchen. Ihren Blaster warf man in eine Plastiktüte als Beweisstück. "Eine feindliche Kraft festgesetzt," meldete die Leiterin des Sturmtruppentrupps an Scarian. Tal und Quen waren nun auf sich allein gestellt, da Risa nun in imperialer Gefangenschaft war. Es war wohl schlimmer als ein einfacher Tod. Schließlich verschwand die Szenerie im Blitzlicht einer Blendgranate. Tal und Quen konnten entkommen.
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema