#1
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#2
Nach der langen Schlacht von Druckenwell, irgendwo im Kira-System...

Müde, schlaflos und hektisch rang sie mit der Bettdecke ihrer Koje. Ariana konnte nicht mehr schlafen, im Grunde hatte sie die ganze künstliche Nacht auf diesem Sternzerstörer nicht geschlafen. Schon seit ihrer Rückkehr von der Schlacht, dem dubiosen Debriefing und der Behandlung kleinerer Wunden auf der Krankenstation, hatte sie diese erste Nacht, die ihr ganz und frei zustand, ohne Alarmplan oder angekündigten Dienstplan, unruhig verbracht. Der Kampf steckte in ihrer Seele, ließ sie wild werden, gar zornig und ließ gleichsam einen Sturm ihr toben. Etwas war auf Druckenwell verloren gegangen. Nicht nur dem Imperium ein Raumsystem, sondern ihr persönlich. Ariana hatte nie einen politischen Ehrgeiz, galt nicht als Fanatikerin und war auch ansonsten politisch wenig interessiert, denn für sie gab es nur eines: Fliegen. Sie wollte immer nur fliegen und zwar in den schnellsten und wendigsten Jägern der Galaxis. Man konnte meinen, dass sie in dieser Hinsicht mehr eine Söldnerin war, denn wirklich am Kampf war sie nicht interessiert und nahm nur ihre Möglichkeiten wahr. Doch dieser jungen Frau war durch Erziehung und Veranlagung ein gewisses Rittertum mitgegeben. Sie schätzte die eigentliche Ehrbarkeit des Luftkampfes. Man duellierte sich mit Künsten und Technik, fernab der zivilen Schlachtfelder und dem Schlamm des Gemetzels. Doch genau jenes Gefühl war ihr verloren gegangen. Ihr Kampf war nicht mehr ehrbar. Ja, sie wusste, warum sich ihr Trägerschiff im Kira System befand. Die Frau wusste es ganz genau. Sie hatte schlicht Befehle aufgeschnappt und den üblichen Flurfunk, dass man nun Widerständler jagen würde, die vor ihren Taten flohen. Faktisch waren es also nur Flüchtlinge, die das Kira System in Richtung Republik durchflogen. Der Sternzerstörer legte sich auf die Lauer, um möglichst viele Fluchtschiffe der republikanisch Gesinnten abzufangen. Den Raumjäger viel die blutige Hinrichtung zu, denn die kaum bewaffneten Zivilschiffe waren kein Hindernis und konnten den starken Antrieben der TIEs kaum entgehen. Nicht nur, dass ihr immer noch Druckenwell zu schaffen machte, sondern nun schien sie auch bald Henkerin zu werden. Ariana wurde dies alles zu viel. Kaum konnte sie einen klaren Gedanken fassen, da sie immer noch das Echo des KOM hörte und die Schreie der Abgeschossenen. Noch immer horchte sie auf dieses Gefühl, jene kalte Angst im Pilotensitz, wenn der Antrieb auf Maximum röhrte und die feindlichen Waffen knapp an der Kanzel vorbeisausten und im Schwarz des Alls verschwanden. Diese kalte Angst lähmte ihre Fingerspitzen, während ihre Beine unruhig zitterten, um die Bettdecke zu bändigen. Doch urplötzlich entschied sie die erfahrene Pilotin aufzustehen, obwohl sie noch zwei Stunden Bettruhe genießen konnte. Mit uneleganter, fast gekrümmter Bewegung, wandte sie sich aus dem Bett und fiel mit einem dumpfen Geräusch auf den Boden. Es wirkte fast so, als ob das Gewicht der Galaxis auf ihre Schultern drücken würde. Die Frau erhob sich in ihrer einfachen Schlafaufmachung, jenem grauen Tanktop und der Shorts, während sie tappsenden Schrittes zur Waschgelegenheit schlenderte. Schritt um Schritt kämpfte sie sich vor, während sie sich im leicht zerkratzten Spiegel betrachtete. An ihren Achseln lagen Schweißflecken, welche sich sanft ins Tanktop zogen und dort verharrten. Kümmerte es sie? Nein, nicht wirklich, da sie schlicht mit einem Faustschlag den Wassertaster aktivierte und schließlich mehrere Hände voll Nass in ihrer Gesicht schlug. Sie brauchte Erfrischung, ein anderes Gefühl als diese kalte Taubheit, die nun auch ihr Gesicht ergriffen hatte. Das Wasser half für einen Moment, da es in seiner Kälte gegen die Taubheit wirkte und Blut in die Wangen zurückbrachte. Ariana nahm die Zahnbürste, putzte sich die Zähne, warf sie dann in jenen schwarzen Plastikbecher zurück und suchte dann jenes Deofläschen, welches mit zwei Bewegungen jeweils unter ihren Achselbereich hielt, um eine süße Wolke dorthin zu entlassen. Auch das Deo flog zurück, jedoch in jenen Sanitärkorb, welcher direkt neben dem Becken angebracht war. Das monotone Murren der Maschinen und Antrieben des Kampfschiffes, waren nun auch wieder klar zu hören, denn ein Sternzerstörer schwieg selten. Stets lauerte die Bestie und keuchte durch die vielen Rohrsysteme und Schächte. Ariana fand ihren Kamm auf dem kleinen Tisch mit dem Stuhl davor. Hektisch riss mit diesem Objekt ihre Haare gerade, verzog dabei ihr Gesicht, denn es schmerzte und doch wollte sie sich selbst spüren. Ihre Haare waren kein Kunstobjekt, kein wertgeschätztes Attribut ihrer Person aber dennoch mussten sie gepflegt werden. Schließlich ließ sie die Bürste fallen, um mit einem alten Haargummi schließlich eine strenge Frisur abzuschließen. Schließlich zog sie sich an. Die einfache Tagesdienstuniform in Schwarz mit Rangabzeichen. Mit erfahrener Hand hatte sie jene aus dem großen Spind geholt. Auch die Stiefel warem im Sitzen auf der Bettkante schnell angelegt. Pilotin Ennko war wieder bereit. Gab es wirklich einen anderen Zustand als diesen? Der Türsummer tönte. Ariana zog beide Brauen hoch, brummte lautleise und stand auf, um die Türöffnung zu bedienen. Wer konnte dies sein? Immerhin hatte sie heute keinen wirklichen Dienstplan und sollte sich nach Schlachtende erholen. Zumindest war dies ihre letzten Befehle. Ein ISB-Mann stand vor ihrer Tür, blickte sie irritiert an und musste feststellen, dass sie in der Tat schon wach war. "TI-74489," grüßte der Mann freundlich, überaus freundlich sogar. Ariana machte einen merkwürdigen Schritt zurück und musste ihre Gedanken sortieren. Was wollte der Kerl schon wieder? "Ja," sagte sie sehr leise und versuchte nicht allzu abgekämpft zu erscheinen. "Sie haben sich nicht in meinem Büro eingefunden, wie angewiesen. Wenigstens haben Sie die Untersuchung wahrgenommen," erklärte der aalglatte Mann ohne Gesichtszüge mit einem Angesicht, wie ein Roboter, welches von menschlichen Fleisch überzogen war. "Ich dachte... Ich war müde," erklärte Ariana hilflos. Der ISB-Offizier nickte frostig. "Das ist nicht schlimm. Wir haben vollstes Verständnis für ihre Situation. Sie haben gut gekämpft und für unser Imperium einiges erreicht. Dennoch kann ich keine Ausnahme für Sie machen, TI-74489. Trotzdem akzeptieren wir ihre Entschuldigung und ich möchte Sie zu einem Kaff in unser Büro einladen. Es ist kein förmliches Gespräch, zumindest gibt es keine Anforderung an Förmlichkeit," sagte der Offizier mit strahlend weißer Uniformjacke. Nun machte er eine einladende Geste. Ariana stutzte, trat dann einen Schritt heraus, während sie ihre Mütze aufsetzte, wie es üblich war, wenn man den Korridor betrat. Hinter der Pilotin schloss sich ihre Kabine, die sie mit ihrem Codezylinder verriegelte. "Interessant, dass Sie sich bereits in jungen Jahren das Anrecht auf eine Ein-Mann-Kabine verdient haben," merkte der ISB-Mann, ohne wirklich eine Melodie oder Intonation erkennbar zu lassen. Es war nur ein kalter Satz, der Ariana verunsicherte. "Wollen Sie darauf anspielen, dass ich diesen Bonus erhalten habe, weil ich eine Frau bin?" Die freche Pilotin konnte diesen Vorwurf nicht mehr ertragen und konterte bereits ohne klare Hinweise. "Nein, ich kenne ihre Akte. Sie haben mehr Abschüsse als jeder andere Pilot auf diesem Schiff, TI-74489. Geschlechter interessieren mich nicht und das Imperium sowieso nicht. Das sind alte Ideen, die ohnehin nur noch in wenigen Köpfen verharren. Wichtig ist nur eines, dass Sie als Person dem Imperium dienen und allein dem Imperium, keiner Liebelei oder einer anderen Sache. Sie sind nur noch TI-74489," äußerte sich der ISB-Agent sachlich und deutete dann in Richtung des Korridors, welche am Ende einen Turbolift besaß. "Dann verstehe ich Ihre Anmerkung nicht," meinte Ariana skeptisch. "Ich wollte nur höflich auf ihre Erfolge hinweisen, die nicht nur uns beeindruckt haben," sagte der Mann mit einem bösen Grinsen und trat dann mit ihr zusammen in festem Gleichschritt zum Lift. "Sie verstehen vieles nicht aber zum Glück verstehen Sie etwas vom Fliegen," kommentierte der Agent dann zynisch, als die beiden in den Lift eingestiegen waren. Nun wurde Ariana bewusst, was vor sich ging. Sie wurde überprüft. Nicht als Regelfall. Die Ankündigung, während der Schlacht, hatte sie zwar irritiert aber sie konnte sie nicht wirklich ernst nehmen. ISB-Leute sprachen viel von Überwachung und Kontrolle. Am Ende kontrollierten sie nur den Regelfall und arbeitete ihre Prozeduren herunter. Doch hier gab es keine Prozedur, was Ariana ängstigte. Sie war ein Sonderfall und Sonderfälle schätzte das Imperium nicht. Sonderfälle wichen ab und ein Abweichen war eine Gefahr. Schnell wurde ihr klar, dass dieser Mann ihre Loyalität testete und dies nicht einmal verbarg. Entweder man hatte etwas gegen sie in der Hand oder wollte sie ängstigen, damit sie etwas tat, was ihnen in anderer Sache half? Ihre Augen suchten einen Fluchtweg und wichen den berechnenden Augen des Agenten aus, der in passendem Abstand neben ihr im Lift stand. Beide schwiegen. Der Agent hatte das Deck ausgewählt. "Sie brauchen sich nicht zu fürchten." - eine Aussage, die Ariana noch mehr ängstigte. Dieser Fahrstuhl fühlte sich nun, wie ein Gefängnis an. Zur Erleichterung öffneten sich bald die Türen und mit einem großen Satz trat die Pilotin hinaus, um zumindest für einen Atemzug etwas Raum zwischen sich und den Agenten zu bringen. "Mein Büro befindet sich am Ende dieser Wegbiegung," erklärte der Agent, während er fast zivilen Schrittes zur bewachten Eingangstür trat. Zwei ISB-Sturmtruppen sicherten in Achtung den Zugang ab. Nach Codeeingabe öffnete sich die Panzertür und gab eine kleine Sicherheitsstation frei, in der einige ISB-Leute an großen Schirmen arbeiteten. Einige davon trugen Headsets, in welche sie merkwürdige Sachen sprachen und scheinbar notierten sie sich Vorfälle, die sie auf den großen Schirmen sahen. Auf jedem Schirm wurden verschiedene Crewmitglieder dargestellt, mitsamt Kennung und Position. Ariana trat vorsichtig ein, folgte dem Mann weiter, der eine weitere Tür am Ende der Station öffnete und sich schwungvoll auf seinen Drehstuhl fallen ließ, der hinter einem funktionalen Schreibtisch stand. "Kommen Sie," rief er und Ariana folgte weiter, bis sie das Büro betreten hatte. Hinter ihr schloss sich auf Knopfdruck der Tischkonsole jene Bürotür. Es zischte dumpf. "Setzen Sie sich, TI-74489," machte er eine Geste und drehte sich seinen Konsolenschirm etwas zu Recht, damit er die Daten, die er nun brauchte, besser lesen konnte und beim Eintippen von weiteren Eingaben nicht allzu sehr seinen Nacken verrenkte. Mit sanfter Hand nahm er seine Mütze ab und legte sie auf den Tisch neben sich. "Ah," gurrte er einer Taube gleich und schenkte es aus einer silbernen Blechkanne den versprochenen Kaff in jeweils zwei Blechbecher mit imperialen Speichenlogo, welches mit Säure ins Metall gebrannt war. Dann setzte er die Kanne ab. "Ich werde mich doch an meine Versprechen halten," erklärte er mit einem kalten Lächeln, während er seine Arme vor sich auf dem Tisch verschränkte. Ariana nahm mechanisch Platz, rückte sich den Stuhl zu Recht und atmete stoßend ein und aus. Sie hatte Angst und schien in diesem Raum kaum Luft zu bekommen.

"Sie wirken nervös?"
"Ich, nein!"
"Sie brauchen nicht nervös sein. Sie sind doch eine besondere Pilotin."


Das Gespräch begann ungewohnt ruhig und Ariana entschied sich nun doch nach dem Becher zu greifen, um sich daran festzuhalten. Der Kaff roch gut genug und so trank sie einen kräftigen Schlucken. Er war noch warm, zwar nicht mehr heiß aber genug trinkbar. Er schmeckte wirklich und genau das hatte sie gerade gebraucht. Der Agent trank nicht.

"Ihre Akte ist bei auf einige kleinere Verfehlungen sauber. Einige Offiziere halten Sie für renitent, was ich bestätigen kann aber an sich keine Schwäche bei Piloten ist. Immerhin müssen Sie genug Biss haben, nicht wahr?"
"Ich kritisiere niemals die Sache oder Befehle, sondern nur die Ausführung."

Ariana war sich bewusst, dass sie gelegentlich für eine Imperiale ein zu großes Wort wählte und sich auch nicht immer konsequent unterordnete. Dennoch wollte sie dem Agenten keine falsche Person darstellen, denn Lügen würden im imperialen System hart bestraft. Der Agent nickte wieder kalt und machte eine auf Ariana deutende Geste. "Ich selbst schätze Kritik an der Ausführung, wenn Sie unser Imperium nicht in Zweifel zieht oder dessen Amtsträger oder ausführenden Organe," meinte er und lächelte dann wieder mit diesem falschen Lächeln, welches jede Schauspielschule ablehnen würde. "Ich diene dem Imperium," erklärte Ariana fast instinktiv und hoffte damit jedwede Kritik abzuwehren.

"Daran haben wir keinen Zweifel. Lassen Sie mich nur eben schauen...," blickte er auf den Schirm, las sich ein paar MedDaten durch und nickte nach jedem Satz, den er las verstehend. "Ich kann Sie beruhigen, dass Sie kein McH-Fall sind. Ihre Blutwerte sind vollkommen menschlich," formulierte er, während sein Blick wieder zu Ariana wanderte. "Sie sind einfach nur eine brilliante Pilotin und diese wollen wir nicht verlieren," fügte er etwas unpassend an. Scheinbar hatte er mit einem anderen Ergebnis gerechnet. Vor der Tür waren Schritte zu hören; Sturmtruppenschritte mit ihren schweren Stiefeln, welche jedoch vorbeizogen. Ariana dämmerte inzwischen, was man von ihr geglaubt hatte und atmete erleichtert aus. Zwar wusste sie nicht genau, was ein McH-Fall war aber viele, die davon betroffen war, verschwanden schlicht. Es ging wohl um eine bestimmte Konzentration von etwas im Blut. Mehr wusste sie nicht und wollte es eigentlich auch nicht. Wichtig war nur, dass sie es nicht war. Schnell stürzte sie den Rest an schwarzen Brühe herunter und donnerte den Becher auf den Arbeitstisch. Erschreckt wich der Agent einen Schritt zurück. "Ich soll Sie über ein Angebot der hohen Propagandaverwaltung informieren, welches bereits auf ihr Terminal übermittel wurde. Sie gelten als Kriegsheldin und sollen an einem Propagandawerk mitwirken. Auch der heldenhafte Tiberius Vaash wirkt daran mit," erklärte er nun und musste seine Gedanken etwas sortieren. Denn sein eigentlicher Tagesplan schien zerstört, denn er seine kalte Fassade bröckelte ein wenig, denn es fand sich wieder etwas menschliche Regung in seinem Gesicht. "Wie? Ich mache doch nicht den Tanzaffen," erklärte Ariana frech, da sie sich nun sicher war, dass die größte Gefahr vom Tisch war. "Ich bin Pilotin und der Raumkampf braucht mich." Der Agent seufzte und nickte. "Sie sind wirklich renitent aber leider eine gute Pilotin," meinte er und spielte darauf an, dass man sie wohl entsorgt hätte, wenn sie eine weniger gute Pilotin wäre. Doch man brauchte sie und nun hatte ausgerechnet Ishin-Il-Raz eine Anfrage gestellt. Furchtbar. "Nun gut," sagte der ISB-Mann, welcher sich nun ebenso seinem Becher zuwandte, um selbst zu trinken. "Lesen Sie sich das Angebot durch und entscheiden Sie dann. Captain Wisslas steht hinter Ihnen und wird im Zweifel seine Kontakte nutzen, um sie auf dieser Mission zu halten," erklärte er der erfahrene Agent und stellte dann nach einem Schluck den Becher ab. "Und ich darf Sie beglückwünschen, TI-74489! Das Kommando hat ihre Beförderung bewilligt. Der Captain bittet Sie jedoch dazu in seinen Bereitsschaftsraum und dort finden sich auch einige Staffelkameraden, die Ihnen persönlich gratulieren wollen." Ariana war nun perplex, wollte die Galaxis nicht mehr verstehen und biss sich genervt auf die Unterlippe. Immer wieder das Gleiche, dabei wollte sie eigentlich nur Fliegen und nun wurde sie wieder in die imperialen Mühlen geworfen. Ihre Gedanken lagen woanders und nicht ganz im Moment, so dass sie undankbar beide Schultern hochzog. "Gut," sagte sie mit fester Stimme. "Haben Sie noch Fragen?"- fragte der Agent nüchtern, während er bereits ein paar Daten in das Profil von TI-74489 eintrug. Schnell huschte seine Finger über die eingeblendete Tastatur in der Arbeitsplatte des Tisches. "Nein," antwortete sie. "Gut, Sie sind entlassen für heute. Durch die Tür hinaus, auf dem direkten Weg hinaus," befahl der Agent wieder kalt und Ariana erhob sich, um den Raum zu verlassen.
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#3
Ein brennend heller Stern, nicht weit entfernt aber dennoch zu weit entfernt, am ernsten Schaden anzurichten. Ariana blickte durch die beiden Visieröffnungen, geschützt durch schwarzes Glas, in das merkwürdig schöne Licht, welches durch das große Cockpitfenster ihres Abfangjägers fiel. Es reflektierte sich über den Amaturen und gab ein einzigartiges Lichtspiel ab. Ihr Helm verhinderte, dass sie geblendet wurde. Der Stern wirkte einerseits blutrot, dann wieder herzerwärmend golden in seiner Farbgebung. Mit einer ruhigen Bewegung lenkte die Pilotin ihren Jäger entlang eines großen Schweifes aus zerborstenen Kometen, die ihm Lichte des Sterns geschmolzen waren. Ihre Partikel funkelten selbst, wie kleine Sterne. Ariana genoss die Ruhe dieses Momentes. Fern der Hierachie, einfach nur auf Patroullie, mit sich allein. Hier war sie ganz in ihrem Element. Sie wollte fliegen, raus aus dem Sauhaufen, der nicht verstand, was sie bewegte. Gedanken flossen langsam, während sie den Schubregler sanft zurückzog, um den jaulenden Antrieb weniger jaulen zu lassen. Der TIE Abfangjäger verlor erheblich an Geschwindigkeit und reihte sich in den Partikelflug der funkelnden Partikel ein; ganz so als ob er selbst dazu gehören konnte. Fast trieb Ariana mit ihrem Jäger und doch hatte sie genug Schub belassen, so dass sie ihren Raumjäger noch sauber beherrschen konnte. Sie hatte stets die volle Kontrolle über ihre Maschine. Ariana wusste immer, was zu tun war und das gab ihr die einzige Sicherheit in ihrem Leben. Hier in diesem Cockpit hatte sie die Kontrolle, außerhalb selten. Außerhalb war sie der Hierachie ausgeliefert, der Politik und dem Irrsinn dieser Galaxis, die nicht mehr zuhören konnte. Das Antriebsgeräusch war im Innenraum kaum noch zu vernehmen. Nur das angenehme Brummen, welches sich auf die Instrumente ausdehnte und ihr anzeigte, dass alles in üblichen Parametern lief. Ein Brummer, welches ihr anzeigte, dass die Maschine durchaus lebendig war. So lebendig, wie sie sich gerade fühlte. Der imperiale Jäger glitt weiter durch den feinen Staub, der inzwischen mit einen leisen Rauschen an die Scheibe und das Metall schlug. Es war kein lautes Geräusch, die Panzerung hielt dies aus und doch setzten sich einige Eisbrocken an Außenflächen fest, begannen den TIE in einen weißen Glanz zu hüllen. Ariana durchbrach ihre Ruhe und zog kräftig am Steuerknüppel, um den Jäger aus dem Staub zu heben. Der Jäger schoss empor und verlor dabei jenes Eis, welches er nun selbst, einem Meteor gleich, hinter sich herzog. Ariana war für einen Augenblick ein kosmisches Ereignis und wurde der Meteor, der sie vielleicht schon immer war. Ihre Atmung flachte ab, ein kriegsmüdes Lächeln auf ihren Lippen, drehte sie ihre letzte Runde, da es an der Zeit war, zurückzukehren. Eine Nachricht auf dem kleinen Komschirm, unweit des Steuerknüppels, verriet ihr, dass sie angefordert wurde. Doch noch konnte sie fliegen, auch wenn es nur der Weg zurück war. Es war ihr Weg.
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#4
Der dolchförmige Schattenriss eines Sternzerstörers schob sich durch die Dunkelheit des Alls. Kleinere Partikel schlugen an die Hülle, zerbarsten in einem weißen Regen an Licht, während das Kriegsschiff unentwegt seinen Kurs verfolgte. Ein Schiff flüchtete vor dem Monstrum aus Metall. Eine kleine Korvette floh in eine unbekannte Ferne. Der Sternzerstörer herrschte an diesem Ort. Er würde seine Beute fangen. Eine Salve aus zwei einzelnen Turbolasertürmen durchschlug die Schilde der tapferen Korvette. Ein corellianisches Modell. Widerstandsfähiges Design. Der Sternzerstörer feuerte eine weitere Salve ab, klar in der Absicht das kleine Schiff nicht zerstören zu wollen, da die beiden Türme gezieltes Feuer abgaben. Immer wieder einzelne Salven aus giftigem Licht. Die schweren Turbolaser bebten bei jedem Schuss und die Kanonen bewegten sich nach jeder Salve vor und zurück. Ein kristallklarer Nebel schien die Waffen zu umgeben, die immer wieder ihre Ausrichtung anpassten. Der Sternzerstörer hielt Kurs, wie auch die flüchtende Korvette.

Ariana wartete. Immer wieder bestand ihr Krieg aus den Wartemomenten. Nicht die Handlung ließ sie einsam zurück, sondern die Zeit davor und danach. Dieser eine Moment, der Verantwortung verlangte. Nicht vor einem anderen, sondern vor sich selbst. Es gab keine Gelegenheit zur Flucht, zur Ablenkung oder zur Gegenwehr. Sie war ausgeliefert. Ariana war diesem Warten ausgeliefert. Der Raumjäger, in dem sich die Pilotin befand, wirkte in diesen Augenblicken, wie eine Zelle. Ein Gefängnis für ihre Talente, Fähigkeiten und Charakter. All das, was Ariana war, war sie beim Fliegen. Dort draußen. Im schwarzen Nichts, dort lag ihr Leben, zwischen den Sternen und Sonnen. - Und doch, mit jedem Atemzug durch den Atemfilter, gegen den Widerstand des Ventils, wurde ihr in diesen Momenten immer wieder klar, dass all das, was ihre Talente ihr gebracht hatten, Schmerz war. Immer wieder gewann sie, um danach zu verlieren. Jeder Kampf war so leer geworden, da die Zeit danach nicht mit Anstand gefüllt wurde. Nicht mit etwas, wofür es sich zu kämpfen lohnte. Ariana wollte an das Imperium glauben. Aufrichtig war sie. Aber nicht sich selbst gegenüber. Niemals hatte sie wirklich an etwas geglaubt, sie war nur gefolgt. Immer wieder gefolgt und aufgestanden für ihren Traum in diesem Cockpit zu sitzen. In diesem Raumjäger die Sterne zu bereisen. Worte der Proganda suchten sie heim. Worte des fanatischen Il-Raz, Worte des einstigen Imperators und auch das neuen Imperators. Immer wieder die gleiche Worte von Sieg, Sicherheit und Überlegenheit. Sie waren leer, wie dieser Moment des Wartens. Ariana wartete auf ihren Einsatz. Sie spielte mit ihrem Leben, jedes mal, wenn sie aus der Hangarbucht flog. Es war ein Glücksspiel mit jenen Karten, die ihr das Leben gegeben hatte. Ein leiser aber kräftiger Atemzug gegen die Galaxie, gegen das Universum und auch gegen jede Person, die sie zurückgelassen hatte. Doch die Luft wog schwer in ihren Lungen, wie in Eis gegossen. Die Frau checkte die Anzeigen, ging die ritualisierte Liste an Funktionen durch, die sie vor dem Abflug prüfen musste. Ihr ausgestreckter linker Zeigefinger betätigte Schalter, richtete die Schubkontrolle auf die aktuelle Spezifikation ein und ihre rechte Hand verstellte den Zielsucher am bekannten Drehrädchen auf eine neue Gefechtsdistanz. Der Computer teilte ihr über glimmende Anzeigen jeden neuen Status mit. Das Leuchten der Instrumente beschien die verspiegelten Visiere ihres Helmes. Kommunikation erfolgte, wahrnehmbar und wahrgenommen und doch war es nur die übliche Funktion, die ein Militär erfüllte. Ariana hörte nicht mit dem Herzen zu, da alles immer wieder erlebt und durchlebt worden war. Sie kannte die Abläufe vor einer Schlacht. Vor einem Gefechtsstart. Sie hatte dies inzwischen zu oft erlebt. Früher war sie aufgeregt gewesen, fast panisch und ängstlich aber inzwischen blieb dort nur diese Leere. Man tat es einfach. Man warf die Karten auf den Tisch und hoffte dieses mal den großen Gewinn oder den totalen Verlust einzufahren. Egal war ihr eigenes Leben nicht aber es hatte nicht mehr diesen Wert, wenn alles um sie herum immer weiter an Wert verlor. Leben wurden einfach jeden Tag weggeworfen, zu Hunderttausenden und zu Millionen. Was sollte sie sich selbst dann für einen Wert beimessen, wenn Piloten in diesen Tagen wie Wunderkerzen und Feuerwerk einfach zwischen Sternen erloschen?

"Freigabe," höhnte der Kommunikator. "Gefechtsstart. Start." Ariana löste mit einer ruckartigen Bewegung über einen groben Schalter die magnetischen Halteklammern und ihr TIE-Abfangjäger fiel beschleunigt durch einen inversen Traktorstrahl durch die große Hangarbucht, die die Piloten nur Pool nannten. Es war einem Abtauchen gleich, fast blieb der Augenblick stehen, als sie in ihren Sitz gepresst wurde und sich der Anschnallgurte anzogen. Ariana genoss dieses Gefühl. Diese Erleichterung wieder frei zu sein. Auch wenn es nur für diese winzige Sekunde war, diesen einen Sturz, der zwischen Kampf und Start lag. Behutsam, fast vorsichtig, schloss sie ihre führende Hand um die Flugkontrollen. Die Staffel meldete ihre Positionen, Ariana atmete ruhig und richtete ihre Maschine auf den Kurs aus, den der Sternzerstörer vorgab. "Gefechtsgeschwindigkeit," befahl Ariana und presste den Schubregler vor, der auf knapp 1/3 der vollen Schubleistung einrastete. Die Staffel bildete eine dreieckige Formation, wie Ariana es angewiesen hatte. Inzwischen ging sie zuerst in den Kampf, mit allen Kampfpiloten hinter sich. Vielleicht hoffte sie, einfach zu sterben oder das Feuer auf sich zu lenken, da sie den Tod eines weiteren Kameraden einfach nicht ertragen wollte. Der Kurs war gesetzt. Und niemand änderte ihn wirklich. Es war Krieg.
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