#1
Ein schlichter Flügel, aus Stahl geschmiedet, schlug sich in die weiten des Werftringes. Niemals würden die Kuati schändliche Bauten, reine Zweckbauten auf ihrer Oberfläche dulden. Ihre Welt war zu schön, zu rein, für den Schmutz einer reinen Funktion. Man leistete sich den Luxus, unschöne Dinge auch in den unschönen Weltraum zu verlagern. Dort, wo Chaos so nachhaltig für Geschäfte sorgte, dass es den Kuati wahrlich gut erging. Je mehr die anderen litten, umso größer wurde die kuatische Gesellschaft. Nach Außen gab man sich imperial, auf eine gesellschaftliche Stabilität orientiert aber im Kern interessierte einen Kuati nur diese wunderbare Welt, welche in ihren schönen Farben unter dem schützenden Werftring lag. Nicht alle Themen waren so einfach zu reduzieren, doch die Wahrheit war, dass Kuat schlicht davon profitierte, dass das Imperium wankte. Eine Niederlage war auch nicht sinnvoll aber mehr Krieg war gut für das Geschäft. Vor dem großen Panoramafenster stand also ein ranghoher Vertreter der Kuat Triebwerkswerften in einer eleganten, ausladenden Robe, gefertigt aus den feinsten Stoffen der Galaxis, wartend auf die Figur des Imperiums, die entsandt war, um einige Dinge erneut zu verhandeln. Diese Person, ein Mensch mittleren Alters, bartlos und mit Glatze unter der Schirmmütze trat ein. Seine Uniform war schlicht, wenig ausladend, diszipliniert und kalt. Zwei Konstraste fielen zusammen als die polierten Stiefel den Offizier zum Verwaltungsvertreter lenkten.

"Der imperiale Thron entsendet seine Grüße, Ateron Neeshta." Der Kuati räusperte sich, richtete seinen großen Hut, welcher seinen ebenso beglatzten Schädel nur spärlich verkleidete. Die Kuati pflegten eine merkwürdige Hutmode, welche wohl auch Rangabzeichen war. Der imperiale Hut des Offiziers wirkte dagegen recht klein aber funktionaler als jenes übergroße Exemplar des kuatischen Beamten. Dieser antwortete, nachdem er sich vom Fenster abwandte, um einen Schritt auf den Imperialen zu zugehen: "Admiral Villdar. Es ist uns eine Ehre, dass sie als Gesandter den Sondervertrag aushandeln, bezüglich des besonderen Projektes. Wir sind stets treue Diener des Imperiums." Ein falsches Lächeln lag in seinem Gesicht, als der Imperiale näher trat. Beide Männer standen nun voreinander. "Wir beide wissen, dass Kuat in erster Linie sich selbst dient. Wir haben keine Zeit für diese Höflichkeiten." Man reichte sich nicht die Hand. "Wir setzen uns," befahl der Offizier und es würde sein einziger Sieg heute sein. Der Kuati empfand dies sichtbar als Fauxpas, doch verhielt sich ruhig und nahm stillschweigend Platz. Dies würde sicherlich die Kosten des Vertrages erhöhen. Die Kuati kamen immer zu ihrem Gewinn. Beide Vertreter saßen, blickten sich seitlich an, während ein Droide jeweils ein Pad brachte. Auf diesem waren die Ausfertigungen des Vertrages zu lesen, und auch einige Bilder der aktuellen Bauphase der Eclipse.

"So sei es, Admiral," erhob der Kuati seine helle Stimme, welche nicht sondernlich durchdringend war. Der Admiral hielt mit seiner tiefen, fast baritonhaften Stimme dagegen. "Das Projekt muss erheblich beschleunigt werden. Die Abwrackung der vergleichbaren Schiffe verschafft uns Bauteile, die diese Waffe schneller einsatzbereit machen." Der Kuati legte das Pad weitgehend ungelesen vor sich auf den Tisch. "Das entscheidet Kuat, Admiral. Wir danken für ihre Entscheidung, diese Teile zu beschaffen aber wir bestimmen die Bauphasen und die Geschwindigkeit. Ohne zusätzliche Arbeiter oder Mittel, wird es uns nicht gelingen, ihren Termin einzuhalten." Der Kuati lächelte breit, wie das Fenster im Hintergrund, so als ob er sich des Sieges sicher war. Der Admiral seufzte, blickte auf das Vertragswerk, wo bereits eine erhebliche Summe eingetragen war. "Wir beschaffen ihnen Sklaven." Ateron feixte frech. "Das reicht nicht. Wir wissen um ihre Lage. Wir können uns im Zweifel Arbeiter beschaffen. Ich rede von Geld. Finanzielle Mittel." Der Imperiale nahm seine Mütze ab, legte sie neben das Pad, welches er auf den Tisch fallen ließ. Ein Geräusch durchtrennte die beiden für einen winzigen Moment. "Kuat wird immer sein Bestes geben. Wir sind loyale Diener des Thrones aber ohne..." Der Offizier unterbrach den Kuati mit einer Handbewegung, welche fast eine Warnung war.

"Wie viel Prozent mehr?"
"24 Prozent-Punkte, Admiral."
"Zu viel. 20 Prozent und weitere Sklaven."

Der Verwaltungsvertreter nickte mehrmals. "Sie sind ein vernünftiger Mann aber ..." Der Admiral ballte seine Linke zur Faust, so dass die Fingerknochen knackten. "Was noch?" Ateron Nessta drehte sein Pad zum Abgesandten. "Eine Garantie, dass das Imperium auch in Zukunft Qualität erwirbt, damit es garantiert siegt. Ein Sieg ist alles, was wir anstreben." Der Offizier ließ seine Augen über die geöffnete Seite flitzen, grummelte aufrichtig und sagte dann: "Sie wollen eine Absichtserklärung über die Produktion der zukünftigen Sternenjäger des Reiches?" Abermals nickte der Kuati und zog das Pad zurück. "Ich kann diese nicht abgeben aber eine Versicherung, dass wir sicherlich die Jäger-Staffeln durch Kuat-Produkte ergänzen können. Ihr wunderbarer Jäger muss selbstverständlich unseren Anforderungen entsprechen. Sie können eine entsprechende Testphase beginnen und Prototypen liefern." Es war schwer mit Kuati zu verhandeln, da sie letzlich immer diktierten, was sie wollten. Es war immer ein fauler Kompromiss um diese vermeindlich fortschrittlichen Waffen. Was tat man nicht, damit die überschweren Kriegsschiffe nicht in die Hände der Rebellion fielen. Das Imperium wollte schlicht seine Dominanz über das Produkt Sternenzerstörer behalten, als jenes Machtsymbol der Flotte. "Einverstanden," antwortete der fröhlich lächelnde Kuati. Im Ganzen, er hatte ja gewonnen. "Ich darf sie bitten, dass Sie nun den Vertrag unterzeichnen und im Anschluss besuchen wir gerne die Sonderwerften auf Byss in denen wir ihr Produkt beschleunigt fertigstellen werden. Meinen Glückwunsch, Admiral." Der Imperiale grummelte erneut und hob das Pad vor sich auf, welches er mit einem geübten Griff unterzeichnete. "Mit Verlaub, die Kuati sind im Anbetracht der aktuellen Lage, gierige Akk-Hunde," fiel es dem Offizier aus dem Mund, der eine schlechte Verhandlungsposition hatte. "Wir sind die einzigen, die ihnen jene Qualität bieten können, Admiral. Ihr Thron weiß es und wir Kuati sind immer loyal," sandte der Kuati noch eine Spitzfindigkeit hinaus. Ein Hinweis, dass die Kuati bei ausbleibenden Zahlungen auch umschwenken konnten. "Hauptsache ist, dass das Projekt Eclipse in vier Monaten fertigstellt ist," entfuhr dem Admiral als er sich entnervt über das Gesicht strich.
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#2
Es war nur das leise Brummen der verschiedenen Anlagen innerhalb des Zentrums zu hören, welche ihren Schall durch die Belüftungssysteme verbreiteten. Ein Ingenieur in einem grauen Overall blickte stehend auf den großen Konferenztisch herab, welcher mittig vor dem Panoramafenster stand. Die Arbeitsmütze, die einer imperialen Schirmmütze nicht unähnlich war, saß leicht schief auf dem Kopf, während die ledernen Arbeitshandschuhe unachtsam neben das Pad geworfen waren. Ein modebewusster Kuati trat durch die zischend zur Seite schnellende Tür ein, wobei insbesondere seine überaus große Kopfbedeckung auffiel, welche Lila abstrahlte im diesiegen Licht des Deckenhalogens. "Leiter Willkens, schön, dass Sie die Zeit für diese kurze Besprechung gefunden haben," sang der Kuati im Ton des höfischen Protokolls der perlenhaften Welt unter dem hässlichen Konstruktionsring. Kuati sprachen seltsam. Nicht unbedingt missverständlich, eher überheblich und leicht herablassend im Ton, wobei ihre Worte stets gut gewählt waren. Kuati wollten sich stets vom Pöbel der Galaxis absetzen. Leider waren sie auf diesen Pöbel angewiesen, da diese ihre wertvollen und glorreichen Produkte erwarben. Sollten sie sich doch wenigstens edel mit kuatischen Waffen zerstören und nicht nur mit minderwertigen Werken. Es gab ein Sprichwort, welches Kuati beschrieb: Kein Krieg ohne Kuats Beteiligung. Ja, in jedem bisherigen Konflikt der galaktischen Neuzeit war Kuat Hauptwaffenlieferant und Nutznießer der Gewalt, ohne selbst davon betroffen zu sein. Wenn es nach dem eingetretenen Kuati ging, würde dies auch so bleiben. "Direktor Ryythis," gab der wohlwissende Willkens den Namen des herrischen Kuati preis, welcher angewidert durch den öligen Geruch seines Untergebenen Denkers kurz die Nase rümpfte. Es hatte seinen Grund, warum Ryythis niemals das Verwaltungszentrum verließ. Der Geruch der Arbeit war widerwertig und sollte auch nur von bezahlten Arbeitern ertragen werden. Der Geruch des Todes, welcher mit jedem Großprojekt einherging; eben von Sklaven und Droiden. Die Kuati hatten ihre eigene Hierachie der Nützlichkeit. Einige Personen waren mehr wert als andere. Alles hatte seinen Preis in dieser Galaxis. "Wie ich sehe, haben Sie den Bericht über den Fortschritt des Projektes E bereits gefertigt," sagte der Direktor der Einrichtung für Spezial-Projekte, während er an den Gürtel griff, um einen gelben Stein hervorzuholen. Es war ein Riechstein, der in gehobenen Kreisen dieser Welt üblich war, wenn man Kuat verließ, um an die Gerüche der Heimat erinnert zu werden oder um niedere Gerüche von seiner eigenen Nase fernzuhalten. So tat es auch Ryythis, der den Stein, der oval geschnitten war, unter seine Nase hielt und kräftig daran roch. "Arr," machte er, als die Luft am Stein vorbeistreifte und den öligen Geruch von Arbeit vertrieb. Kurz flammte die Erinnerung an die schönen Weiten seiner Heimat auf, die ähnlich dufteten. Schade, dass die Galaxis nicht vollständig von Kuat saniert werden konnte.

"In der Tat. Und ich habe ernste Sorgen, dass wir den Zeitplan nicht einhalten können. Die Baupläne vom imperialen Forschungsamt sind zwar präzise aber doch schwer umzusetzen,"
sprach der Ingenieur sachlich mit einem leicht ernsten Unterton, während er das Pad vom Tisch hob, um es dem Direktor zu erreichen. Dieser verstaute sein Riechjuwel widerwillig im Gürtel seiner weiten Robe und nahm das Pad an. Er bemühte sich, es so wenig, wie möglich zu berühren, da es dezent mit Staub und Ölresten bedeckt war. Er las es und scrollte auf die aktuellen Baustatisken. "Sieht doch gut aus. Der Zeitplan wird erfüllt." Leiter Willkens schnaufte böse und erhob die Stimme gegen seinen Vorgesetzten: "Aber zu welchem Preis? Wir haben bereits mehrere Hundert Droiden verloren und die gelieferten Arbeiter sterben ebenso. Der schnelle Prozess ist nicht schonend. Zumal das Bauteil Zero-X fehlt. Ohne es..." Der Direktor schmunzelte verstört und unterbrach seine Fachkraft. "Es wird geliefert. Und die Regierung wird für jeden verlorenen Droiden und Arbeiter bezahlen. Die Rechung wird am Ende aufgemacht, Leiter Willkens." Mit einer grazilen Bewegung warf der Kuati das Pad auf den Tisch, um das schmutzige Objekt aus seinen Händen zu entsorgen. "Ich habe nur Zweifel," meinte Willkens. "Keine Sorge. Wir halten den Termin. Ich danke für den Bericht," sagte der Direktor und entfernte sich aus dem Raum, um einer angenehmeren Arbeit nachzugehen. Scheinbar kümmerte ihn nicht wirklich, was den Leiter bewegte. Die Zahlen stimmten und das war wichtig. Nicht verlorene Leben. Man hatte eine Frist. Fristen waren einzuhalten. Kuat Drive Yards lieferte immer pünktlich. Dieser Ruf war Blut wert. Im Zweifel auch das des Leiters, wenn er nicht entsprechende Arbeit ablieferte. Man bezahlte die guten Leute nicht für Faulheit oder Ängste, sondern für Arbeit, knallharte Arbeit.
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