#11
Niemand sprach mit ihr, wirklich niemand schien sie zu vermissen, denn Ilara Vanis lag abgeschirmt durch diesen furchtbaren Tank im Dunkeln dieses Raumes. Nur die Instrumente der Kontrollen gaben ein schwaches rotes Licht von sich, welches den Fortschrifft kaum merklich dokumentierte. Ihre Augen hatten sich niemals an diese Dunkelheit gewöhnen können. Die grünlich schimmernde Flüssigkeit, welche sie umgab, brannte auf ihrer Haut, doch längst waren ihre Sinne taub für dieses Gefühl und so erduldete sie diesen Schmerz, der willkürlich in Wellen auftauchte. Sie spürte, wie sich ihre Knochen neu anordneten, stärker wurden und auch ihre Zähne an Schärfe gewannen. Die Infusionen, welche über einfache Injektionsarme in sie übertragen wurden, ließ dieses kalte Feuer in ihrem Herzen wachsen. Ihre Hände schlugen gegen die Innenseite des Glases jenes furchtbaren Tanks, durch den jene schwarze Flüssigkeit floss, durchzogen von ihrem Wehklagen, das sie in die Maske drückte, die sie mit Sauerstoff versorgte. Schwere Ketten hielten sie in der Schwebe, machten eine Flucht unmöglich, da sie bereits zu kraftlos war, um sich zu widersetzen. Ilara war ihm anheim gefallen und seinen finsteren Ideen. Durch ihren gezeigten Widerstand hatte sie sich selbst zum Opfer seiner Experimente gemacht. Vesperum spielte mit ihr, wollte sie studieren und verändern, damit sie besser in seine Pläne passte. Doch stets war dort etwas, was Vesperum nicht brechen konnte. Es war leise, lauerte still im Dunklen ihres Herzens auf Rache. Die animalische Veränderung, die sie durchlief, der schmerzende Wahnsinn, welcher immer mehr von ihrer alten Persönlichkeit vertrieb, drückte die Reste ihrer Persönlichkeit an diesen Ort der Rache. Vesperum wollte sie kontrollieren, dienstbar machen, doch sein Traum von einer neuen Waffe war noch nicht perfekt. Ilara leistete den Widerstand, den sie noch leisten konnte. Sie akzeptierte es nicht. Sie wollte das nicht aber war ausgeliefert, wie viele, die Darth Vesperum erdulden mussten. Das Böse hatte einen Namen, den sie durch das Zucken ihrer Finger, welche längst Krallen waren, verfluchte. Ilara Vanis verfluchte Vesperum, obwohl sie wusste, dass bald nur noch er in ihrem Kopf existieren würde. Die Bestie, die Kriegsbestie der Sith, übernahm sie Stück für Stück, bis nichts mehr blieb als dieser Hunger nach Gewalt, gehalten durch seinen Willen. Eines Tages würde sie die Bestie töten, sich befreien von diesem Instinkt, und Vesperum niederstrecken. Mit all der Macht, die er ihr gegeben hatte, würde sie ihn zerfetzen und sich in seinem Blut baden. Doch mit einem Schlag wurde ihr bewusst, dass dieser Bluthunger bereits Teil der Bestie war. Ilara konnte sich selbst nicht mehr von der Bestie unterscheiden, die er aus ihr gemacht hatte. Würde doch nur jemand zu ihr sprechen, wirklich etwas sagen, was sie war. Doch niemand sprach mit ihr, während die Alchemie, welche er erschaffen hatte, ihren Körper weiter verformte. Bald würde er zurückkehren, bald würde er seine Ergebnisse bewundern und Ilara Vanis war dann nichts mehr als eine neue Waffe in seinem Arsenal der morbiden Albträume.
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#12
Diese Angelegenheit auf Irkalla hatte selbst nicht lange gedauert, aber hatte dennoch mehr Zeit in Anspruch genommen, als für die Mission, welche Vesperum ihr aufgetragen hatte, von Nöten gewesen wäre. Sie hatte noch einen langen Weg bis Dxun vor sich und auf diesem musste sie auch noch die Artefakte an einem sicheren Ort verbergen. Aber sie hatte schon eine Idee, wie sie ihren Umweg erklären würde können, auch wenn es für sie bedeutete etwas zu tun, was nicht wirklich notwendig gewesen wäre. Schon vor Wochen hatte einer ihrer Kontakte ihr von einer Gruppe Widerstandskämpfer berichtet, welche auf einem imperial besetzten Planeten ihr Unwesen trieb. Sie waren ein Ärgernis, aber keines was eigentlich einen persönlichen Einsatz nötig gemacht hätte. Es war nicht einmal festgestanden, ob ihre Sympathien bei der Neuen Republik lagen oder ob sie einfach nur Unzufrieden mit ihrer aktuellen Situation waren. Nein, es hatte in keinster Weise für Nashira einen Grund geben sich dieser Sache anzunehmen, geschweige sie denn an andere Stellen weiter zu geben. Doch nun würde sie sich dieser Sache annehmen. Annehmen, nicht weil sie es wollte, sondern einzig und alleine aus dem Grund ihr eigenes Handeln zu verbergen. Menschen würden sterben, aber sie würden nicht für ihre eigene Sache sterben. Nicht für ihre Ideale und auch nicht für ihre Träume oder ihre Zukunft. Ihr Tod würde einfach nur dem Zweck dienen, ihre Spuren zu verbergen. Die Spuren die sie hinterlassen hatte, um der Galaxis die Zukunft zu ermöglichen, die sie verdient hatte. Doch machte sich Nashira nichts vor. Egal wie gut der Zweck auch sein mochte, letzten Endes war es nicht mehr als reiner Egoismus der sie antrieb. Eines Tages würde sie den Preis für alles was sie getan hatte bezahlen müssen, doch sie war gewillt ihn zu bezahlen. Niemand sollte es erlaubt sein, sich seinem Schicksal zu entziehen.


Die Artefakte gut verborgen und das Problem gelöst, welches nie eines dargestellt hatte, befand sich Nashira im Landeanflug auf den Mond Dxun. Der Ort, an welchem sich etwas befinden sollte, von dem Vesperum wollte, dass es zurück in seinen Besitz kehrte. Nashira wusste nicht, was sie dort unten erwarten würde, noch was sie vorfinden würde. Der Imperator hatte von einer Person gesprochen, doch wer würde sich schon freiwillig an so einem Ort aufhalten? Und dann sollte sich die Person auch noch in einem Grab aufhalten. Nashira versuchte all ihre Gedanken zum schweigen zu bringen, denn im Moment konnte sie keine Ablenkung gebrauchen. Sie befand sich immerhin gerade in republikanischem Raum und auf eine Konfrontation konnte sie gut und gerne verzichten. Dazu kam, dass Dxun nicht gerade ein besonders freundlicher Planet war, sondern einer, in dem viele Gefahren lauerten. Es wäre erbärmlich wenn sie hier scheitern würde, nachdem sie so viel schon erreicht hatte.

Nachdem sie ihr Schiff sicher gelandet und in den Tarnmodus versetzt hatte, machte sich Nashira auf den Weg zu dem Ort, an den sie Vesperum geschickt hatte. Sie hasste Grabstätten in jeglicher Hinsicht und aus vielerlei verschiedenen Gründen. Aber an diesem Tag blieb ihr nichts anders übrig als eine eben solche aufzusuchen. Welch andere Wahl hätte sie auch sonst gehabt? Vor dem Eingang blieb Nashira stehen. Sie verspürte den Unwillen dieses Gebäude zu betreten. Aber es war nicht Angst vor dem, was sie darin erwarten würde, sondern es war eher eine gewisse Furcht vor dem, was der Imperator tun würde, wenn er das Erhoffte endlich zurück gebracht bekam. Es war diese Unwissenheit, die ihr zu schaffen machte. Was, wenn ihr nicht mehr genug Zeit blieb seine Pläne zu durchkreuzen? Was, wenn dies eines der letzten fehlenden Puzzlestücke war, für den Plan, den sie bisher noch immer nicht durchschaut hatte? Sie wusste so vieles und doch wusste sie nichts. Es war durchaus Frustration, die Nashira in diesem Moment fühlte und überraschenderweise war es genau diese Frustration, welche sie nun das Gebäude betreten ließ. Sie würde nie mehr erfahren, wenn sie der Sache nicht auf den Grund ging. Man konnte nur die Sachen verhindern, von denen man Kenntnisse hatte und die erhielt man nicht, wenn man einfach nur vor einem Gebäude stehen blieb.
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#13
Ein Hämmern, kratzend und gleichzeitig bohrend, durchbrach die Stille der Korridore. Dann wieder nur Stille. Diese brechende Stille, die sich endlos im Gemäuer zu erstrecken schien. Nashira war allein unter dem schweren alten Stein, der die Mauern bildete. Nichts folgte ihr und doch schien da ein Gefühl in der Ferne zu hausen, welches ihr einen kalten Wind entgegen warf. Der Korridor führte in die große Halle, welche noch immer mit den übergroßen Statuen geziert war, welche jeweils brutal in einen einfachen Steinquader gehauen waren. Es handelte sich um idolisierte Statuen eines Sith Lords in seiner schwarzen Robe. Der Boden der Halle schien poliert zu sein, immer noch, auch nach der Zeit, als ob die Sith erst vor kurzem gegangen waren. Nur einige geöffnete Lagerkisten aus Metall in der Nähe der Statuen wiesen eine rasche Flucht aus. Neben den Kisten lagen verstreute Vorräte und technische Gegenstände, wie Lampen. Niemand hatte sie mitgenommen, da die Flucht hektisch und panisch war. Die Sith hatten wenig zurückgelassen aber sie hatten etwas zurückgelassen. Wenn Nashira weiter in die große Halle trat, an welche sich alle Räume und Wege hinauf in weitere Stockwerke anschlossen, würde sie spüren, dass hier noch etwas hauste. Etwas huschte vorbei und doch war es schließlich nur ein Wind, welcher durch die geöffneten Tore wehte. Nicht einmal die Tiere des Dschungels wagten sich hinein; nur der Wind gelangte hinein. Je tiefer sie hinein trat, umso deutlicher wurde, was Vesperum einst mit diesem Ort beabsichtigt hatte. Glimmende Sith-Runen an den Wänden erstrahlten, wenn sich Nashira näherte, indem sie auf ihre Machtaura reagierten. Das Licht schien ihr zu folgen, wie ein magisches Feuer in der Wand. Es war nicht nur ein Grab, sondern auch ein Vermächtnis. Vesperum hatte es nur gefunden und benutzt.

Eine alte Magie lockte, während die Stimmen aus der Ewigkeit säuselten, als ob sie mit dem Wind sprechen wollten. Nashira würde in der Halle am Ende eine noch größere Statue finden, die den Weg zu Treppen hinab wies. Es war die Statue des Darth Vesperum, welche nicht nur mit Sith-Runen geziert war, die seinen Namen in einem giftigen Schwarz erstrahlen ließen, sondern diese Statue trug in einem Zentrum auch einen schwarzen Kristall, welcher eine okkulte Aura besaß. Dieser Kristall wurde durch schattenhafte Wolken durchzogen, die in einem kräftigen Purpur wogten. Je näher Nashira heran treten würde, umso würden die Wolken in ihren Schatten kreisen. Vor der Statue war ein Altar. Auf dem Altar lagen zwei alte Sith-Klingen aus einem unbekannten Stahl und in deren Mitte das Buch der Sith. Dieses Exemplar war mit Blut beschmiert und ein Handabdruck war auf der Rückseite ersichtlich. Die Klingen waren ebenso mit eingetrocknetem Blut beschmiert. Bei genauerer Betrachtung war der gesamte Altar in Blut getränkt, welches seltsame Formen abbildete. Es war eine Schrift, die niemand mehr kannte aber sie wollte etwas aussagen. Das Buch schlug sich auf, als ein Windzug hereindrängte. Die Seiten wehten durcheinander, von Seite zu Seite. Zwei Seiten blieben offen. Die Buchstaben begannen zu verlaufen, während die Klingen vom Altar rollten. Urplötzlich schlug das Buch der Sith wieder zu, wie von Geisterhand berührt. Hinter dem Altar lag eine Leiche eines Kultisten, welche bereits zu einem großen Bereich skelettiert war. Sie kauerte am Altar, mit dem Totenschädelblick auf die Statue des Meisters gerichtet. Die Robe war bereits zerfallen aber es wurde erstichlich, je näher man herantrat, dass sich der Kultist einen Dolch ins Herz gerammt haben musste, da diese Waffe noch immer in den Rippen steckte. Der Kieferknochen war aufgerissen. Es wirkte fast so, als ob dieses Skelett in alle Ewigkeit schreien wollte. Was immer dieser Kultist hier getan hatte, er hatte sein Geheimnis mit in den Tod genommen.

Der Wind schien die Treppen hinab zu wandern, fast zu rennen, in den Abgrund unter der Akademie. Würde Nashira hinabschreiten oder sich noch umschauen?
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#14
Nashira betrat das Gebäude und erwartete in den nächsten Sekunden das vertraute Summen von kaltem Licht zu vernehmen, doch es passierte nichts. „Da sind wohl jemanden die Credits ausgegangen“, brummte Nashira gedämpft und wohl auch durchaus ein wenig genervt vor sich hin. Nicht zu wissen wohin man jetzt genau musste war alleine genommen schon ärgerlich, aber das auch noch in Dunkelheit tun zu müssen machte die Sache in absolut keinster Weise besser. Dazu kam, dass sie es einfach hasste nicht zu wissen was vor ihr lag, denn ein solches Vorgehen war nicht nur verantwortungslos, sondern auch dumm und jetzt aber wurde genau dies von ihr erwartet. Oh ja, ihre Laune sank mit jedem Schritt, den sie in diesen Räumlichkeiten setzte, tiefer und das Licht, welches von den Runen ausgestrahlt wurde und ihr folgte, machte es nicht besser. In Nashiras Augen war diese ganze Darstellung hier nicht mehr als eine Selbstbeweihräucherung. Eine Selbstdarstellung, die an Arroganz nicht mehr zu überbieten war. Es war ja nicht so, dass sie in verschiedenen alten Texten nicht schon von der übertriebenen Selbstdarstellung so mancher alter Lords gelesen hätte und es war nicht so, dass dies der erste Ort war, an dem solche Darstellungen vorzufinden waren, aber dennoch stellte das hier alles bisher Gesehene in den Schatten. Alles was sie hier betrachten konnte rief Abscheu in ihr hervor und nährte den Funken Widerstand, der sich in ihrem Verstand, in ihrem Wesen, eingenistet hatte.

Ihr Blick fiel beiläufig auf den Toten auf dem Boden und das einzige was dieser Anblick bei Nashira hervorrief war ein Verdrehen der Augen. Sie verstand es nicht. Warum folgten so viele Anhänger der Dunklen Seite diesem Mann? Warum unterwarfen sie sich ihm, banden sich an ihn, dass sie nicht mehr als Sklaven waren? Stand im Kodex nicht geschrieben, dass einen die Dunkle Seite frei machen soll? Dass sie einem dabei helfen soll die Ketten, die einen fest hielten, zerbersten zu lassen? Doch was diese Personen hier taten stand in einem absoluten Gegensatz zu dem, was der Kodex einen lehrte. Sie öffneten sich der Dunklen Seite, nicht um frei zu sein, nicht um sich von ihren Ketten zu lösen, sondern um sich in eine Abhängigkeit zu begeben, aus der es kein Zurück mehr gab. Es war – Konnte man es wirklich als Verrat an allem wofür der Kodex stand bezeichnen? Es war nicht so, dass Nashira ein loyaler Anhänger der Dunklen Seite war und noch weniger hatte sie sich freiwillig dafür entschieden, aber sie konnte auch nicht leugnen, dass sie ihr doch viele Male von Vorteil gewesen war. Es mochte andere Wege geben, die ihr dasselbe ermöglicht hätten, doch diese Wege waren ihr nie zur Verfügung gestanden. Demnach machte es auch keinen Sinn sie in eine Bewertung ihrer bisherigen Laufbahn auch nur ansatzweise einzubeziehen. Wenn man die Fakten ständig nur mit weiteren Eventualitäten vermischte, gewann man nichts, erreichte man nichts, außer vielleicht sich in der unendlichen Anzahl an Möglichkeiten zu verlieren. Es war stets sinniger die Dinge so zu betrachten wie sie waren, nüchtern und nicht emotional gefärbt. Machte viele Entscheidungen deutlich einfacher.

Zügigen Schrittes ging sie weiter ihres Weges und wenn Vesperum sich erhofft hatte, dass sie sich die Räumlichkeiten näher ansah, dann hätte er deutlicher werden müssen. So jedoch war ihre Definition des Auftrags die hineinzugehen, das Objekt seiner Begierde zu schnappen und wieder zu gehen. Schnell und unkompliziert.
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#15
Die Treppen führten hinab, tiefer hinab in jenes dunkle Verlies, welches unter der Akademie lag. Wie ein Abgrund tat es sich auf, wollte Nashira verschlingen, blieb aber doch nur ein Gewölbe. Die von der Dunkelheit freien Lichter, welche an der Wand in sattem Purpur glänzten, erwachten mit jedem Schritt zum Leben, wenn sich Nashira ihnen näherte. Kälte kroch über den Boden, über jede Stufe, wie ein dichter Nebel und umfasste jeden Schritt der willfährigen Dienerin. Die Lichter erglimmten über Runen, welche die Geschichte der Sith beschrieben; Epochen und Dekaden von mächtigen Wundern dieser dunklen Herrscher. Es lag eine Ironie darin, dass der Weg hinab, mit den Geschichten der Sith geziert war. Die Runen erschienen bei näherer Betrachtung ein Eigenleben zu besitzen und sich gegebenenfalls, wie von Geisterhand, tiefer in den Stein zu graben. Nashira fand ihren Weg vor sich, hinab, immer weiter hinab, immer mehr befreit von der diesseitigen Welt außerhalb der Akademie. Der Untergrund der Akademie lag in einer unheiligen Aura, die nicht nur durch Ritual geschaffen war. Die dunkle Seite wurde stärker, je näher sie jenem Zentrum im Untergrund kam. Wie ein Fluss, begann diese dunkle Macht Nashira zu umweben. Ein Rauschen der Ferne, wohl der sterbende Gesang des Windes, welcher verhallte, wurde zum letzten Begleiter. Nashira erreichte das Ende der Treppe, ein massives Portal aus Stein mit einem ebensogleichen Schalter aus Stein, welcher in die Mitte eingelassen war. Sie würde den Schalter mit der Macht bewegen müssen, da er äußerst schwer war. Hinter dem Portal aus Stein war ein leises Kratzen zu vernehmen, welches am Mauerwerk arbeitete. Immer wieder schienen Krallen über Stein zu fahren. Der gelb-graue Stein schien in einer fremden Erscheinung zu pulsieren. Ein Fluch war hier wirksam, unnahbar und unbeschreibar. Tage und Wochen waren bedeutungslos gegenüber diesem Gewölbe, jener Grotte und dem Abgrund, welcher durch sie verborgen wurde. Nashira war allein und doch schienen Geister, unsichtbar und nicht mehr gebunden an die Welt, um die Adeptin zu kreisen; immer wieder still beobachtend. Dieser Ort war verdammt. Nicht nur verdammt durch Handlung und Wunsch, sondern auch durch vergangenes Ritual und Wesenheit. Hier war etwas geboren worden, was über die dunklen Schwingen zur Macht emporgestiegen war. Nashira war hier mit seinen Geistern. Seinen Taten und seinem Fluch. "Nashira", hauchte eine unheilige Stimme. Es war seine Stimme. Der dunkle Lord sprach zu ihr oder war es nur die Erinnerung an ihn? Eine Erinnerung, die an diesem Ort gefangen war, wie jener Fluch. Ein Abdruck, etwas war zurückgeblieben, von seinen unheiligen Verwünschungen. Der dunkle Lord erschien als Schatten neben Nashira, blickte sie still, wie eine Säule aus dem Abgrund heraus an. Nein, es war nicht der echte dunkle Lord aber auch nicht der falsche. Etwas war hier und es hatte die Erscheinung des Mannes, der sich anschickte, seinen Fluch über die Galaxis zu richten. Die schemenhafte Gestalt verweilte schlicht neben dem Portal, richtete ihre krallenhafte Hand zum Portal aus und zeigte mit dem knochigen Finger auf den Schalter. Frost wuchs und kroch über den Boden, als kosmische Energien einen dichten Purpurnebel am Boden formten.
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#16
Alles an diesem Ort rief in Nashira eine tiefe Abscheu hervor. Sicherlich nutze sie die Dunkle Seite der Macht und sicherlich zog sie ihre Vorteile aus allem und ja, sie hatte Vesperum damals unterstützt und doch war alles lediglich der notwendige Teil von etwas Größerem. Etwas Größerem, das sie am Ende vernichten würde. Und dennoch ging Nashira den von ihr selbst gewählten Weg unbeirrt weiter entlang, ungeachtet des Preises, den sie am Ende würde zahlen müssen. Sie empfand ihn nicht als angemessen, nicht als übertrieben, sondern als geradezu lächerlich in Anbetracht dessen was sie getan hatte. Vermutlich würde es niemand verstehen warum sie tat was sie tat oder warum sie tun würde, was sie vorhatte zu tun, aber Nashira erhob nicht den Anspruch an andere sie zu verstehen. Vielleicht wollte sie auch gar nicht verstanden werden. Jemanden zu verstehen bedeutete immerhin auch ein wenig die Person selbst zu kennen und sie wollte nicht, dass sie jemand kannte. Wollte nicht, dass jemand die Person sah, die sie tief in ihrem Inneren verborgen hielt. Wollte nicht, dass jemals jemand einen noch so kleinen Blick hinter die Maske werfen konnte, die sie seit so vielen Jahren trug. Und am allerwenigsten wollte sie Verständnis für ihre Situation haben oder gar noch schlimmer Mitleid.

Ihr Blick glitt von der Gestalt neben ihr zu dem Portal in der Wand. Ihr Blick fokussierte sich auf den eingelassenen Schalter und langsam begann er sich zu bewegen. Nashira wirkte äußerlich vollkommen gelassen und vielleicht auch ein wenig unaufmerksam, aber wie so oft täuschte ihr äußeres Erscheinungsbild. Gab etwas vor, das sie nicht war. Jemand, der sie nicht war. Sie war bereit für alles was hinter diesem Portal auf sie warten würde und was auch immer es war, sie würde nicht zulassen dass es sie, auf egal welche Art und Weise, beeinflusste.
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#17
Das Portal verwarf seinen Staub, während es sich öffnete. Ein weiterer okkulter Raum offenbarte sich. An diesen schlossen sich jeweils kreuzförmig drei weitere Portale an, die in andere Himmelsrichtungen führten. Sobald Nashira eintrat, begann sich der dichte Nebel um ihre Füße zu lichten. Er zog sich einer Kreatur in die Ecken des Raumes zurück, wo er in einem diesigen Licht funkelte. Ein weiterer Altar erhob sich in der Mitte des Raumes, der ansonsten leer war. Staub erhob sich und formte Zeichen auf dem Altar. Ein Wort stand dort geschrieben: Versprechen. Eine böse Magie wirtke an diesem Ort. Eine Magie, die sich an etwas klammerte, was nicht lebendig war. Doch wollte diese Magie nach dem Leben trachten. Egal, was in der Außenwelt Bedeutung hatte, so hatte es hier keine Bedeutung mehr. An diesem Abgrund wog allein die Entscheidung, die jede Seele für sich traf. Nashira würde am Altar vorbei gehen müssen, um das einzig nicht verschüttete Portal zu finden. Dieses Portal war mit einem Sith-Siegel versiegelt, welches auf der gesamten Front angebracht war. Es trug alte Runen, die in der Präsenz eines Machtnutzer in einem satten Feuer erglimmten. (Es stand dort geschrieben, dass der Zutritt verboten war und dieses Siegel jene Außenwelt vor dem bewahren sollte, was darin lauerte.) Um das Portal zu öffnen, müsste das Siegel herabgerissen werden, um den Fluch zu brechen, den es darin hinderte, sich zu öffnen.
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#18
Angewidert blickte Nashira auf die verschlossene Türe vor sich. Alles hier widerte sie an, weil alles hier sie daran erinnerte, dass es noch immer jemanden gab der über ihr Leben und ihr Schicksal bestimmte. Sie noch immer nicht ihr eigenes Leben führte, so wie sie es sich vor vielen Jahren einmal gewünscht hatte. Damals war es ihr Clan gewesen, der ihren Weg vorgeben hatte. Dann war es das Imperium gewesen, welches Mittel und Wege gehabt hatte sich ihre Fügsamkeit zu sichern und vorgegeben hatte in welche Richtung sie sich zu entwickeln hatte. Und jetzt war es ein einzelner Mann. Vesperum, den sie damals lediglich als Ausweg aus ihrem Gefängnis betrachtet hatte und dem es dennoch gelungen war sie unter seine Kontrolle zu bringen. Ihren Weg vorzugeben und den sie ging, auch wenn sie wusste dass er falsch war.

Alles hier stank nach ihm. Nach seinem verblendeten Wahn. Nach Arroganz und der fehlgeleiteten Überzeugung die Erlösung zu bringen. Doch war es wirklich die Erlösung die er bringen würde oder war es nicht vielleicht etwas ganz anderes, das er der Galaxis zum Geschenk machen wollte? Sie hatte seine Pläne noch immer nicht durchschaut. Wusste zu wenig über das, was er im Geheimen tat und doch reichte ihr hier ein Blick um zu spüren, dass, egal was auch immer er vorhatte, es niemals zum Wohle der Galaxis sein konnte. Ein Wissen, welches ihr vollkommen ausreichte, um seine Pläne durchkreuzen zu wollen. Viel zu lange hatten andere über sie bestimmt. Es würde ein Ende finden. Auf die eine oder andere Art und Weise. Es war dieser winzige, kleine Funke Hoffnung. Dieser kleine Rest Ich, den sie tief in sich verborgen hielt. Tief genug, dass ihn niemand entdecken konnte. So tief, dass sie ihn an manchen Tagen selbst nicht mehr fand. Wenn sie ihn verlor, dann war sie verloren.

Nashira unterdrückte den innigen Wunsch alles was sie hier sah in die Luft zu jagen. Zurück zu kehren und zu berichten nichts anderes als schwelende Trümmer vorgefunden zu haben. Dass ihr jemand zuvor gekommen sei. Aber ihr war klar, dass dies nur zu Fragen führen würde. Fragen, welche mit schmerzhafter Eindringlichkeit gestellt werden würden. Es würde zu Zweifel führen. Zweifel an ihrer Loyalität. Sie konnte es sich nicht leisten. Sie wusste einfach noch zu wenig. Sie hatte noch lange nicht alle Weichen gestellt, bei weitem noch nicht alle Fäden gezogen, die sie vorhatte zu ziehen. Sie durfte sich keine Fehler erlauben. Sie musste weiterhin in seiner Nähe bleiben. Sie durfte ihm weiterhin keinen Grund zu Zweifel liefern, sondern musste alles tun um sich weiterhin sein Wohlwollen zu sichern. Egal wie sehr es ihr auch widerstreben mochte.

Ihr Blick fokussierte sich auf das Siegel und streckte langsam ihren Arm aus. Mit all den Gedanken die sie hegte, dem Widerwillen und den Hass auf alle, die ihr ihr eigenes Leben verwehrten, war es nicht besonders schwer die Dunkle Seite der Macht in sich aufwallen zu lassen. Der Boden unter ihren Füßen begann zu vibrieren und was auch immer diese Vibrationen verursacht hatte kroch langsam auf den versiegelten Zugang zu. Kroch an der Wand empor und umfloss das Siegel. Es begann deutlich in seiner Halterung zu zittern, ehe es aus dieser heraussprang, einen Moment lang in der Luft schwebte und dann gegen die gegenüberliegende Wand flog. Es zersprang in viele Teile und die Vibration um Nashira herum verebbte. Mit festen Schritten ging Nashira auf den Eingang zu und drückte mit der Hand gegen das Tor.
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#19
Das Portal öffnete sich in einer staubigen Wolke, gab den Weg frei in eine noch tieferen Abgrund als jener, der hinter Nashira lag. Gnadenvoll brach jeder Ton ein, gab eine Stille preis, die ihresgleichen suchte und letztlich auch verstarb in jenem dumpfen und höllischen Wummern, welches stets gleich weit entfernt schien, egal, welchen Schritt sie auch tun würde. Die dunkle Seite war stark an diesem Ort, unterwarf jeden Partikel jenem Abyss, welches nicht nur Tod und Verderben war. Das begleitetene Glimmen der Runen an jenen Wänden ersponn sich seine eigenen Rätsel und schien Nashira eine Geschichte berichten zu wollen, mit unterschiedlichen Runen, die für sich keine Gnade oder Mitgefühl kannten, sondern nur frostkalten Stein. Nashira trat in einen Raum ein, der mit Altaren, seltsamen und okkulten Instrumenten und Mechaniken gefüllt war, die keiner sinnhaften Anordnung folgten. Auf dem Boden kroch ein schwarzer Nebel, der sich in der Nähe von Nashira zurückzog, um im Nichts zu verschwinden. Die Instrumente waren mit Kabeln und schweren Artefakten verbunden. Im Zentrum des Raumes befand sich eine große Kammer, die einem Bactatank nicht unähnlich war, jedoch weniger elegant gearbeitet war. Sie war aus einem seltsam kruden Metall gefertigt, mit uralten Sith-Runen verziert und das Einsichtglas der Kammerluke war zerkratzt und milchig, so dass kein klarer Einblick in die grüngelbliche Flüssigkeit im Tank genommen werden konnte. Eine finstere aber auch traurige Aura lag über dem Instrument, welches mit vielen Kabeln mit einer merkwürdigen Energiequelle verbunden war. Je näher Nashira trat, umso deutlich wurde, dass in der Flüssigkeit dicke und brüchige schwarze Wolken schwammen. Diese dunklen Wolken verwandelten sich in Muster. Die Kammer leckte aus, so dass neben der bekannten grüngelblichen Flüssigkeit auch jene schwarze Flüssigkeit austrat. Würde Nashira noch näher treten, würde sie einen Schatten im Tank erkennen, der sich nicht bewegen konnte. Zerschnittene Körperteile, Knochen aber auch merkwürdige Skulpturen aus Stein und Metall lagen auf den Altären. Die Körperteile wirkten seltsam frisch, auch wenn sie schon Monate tot sein sollten, so dass noch Blut aus ihnen tropfte.
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