#1
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#2
Man hatte sie in eine Zelle gesteckt, welche zum Glück, außer ihnen Beiden, in dieser Nacht niemand beherbergte. Während sich Cara auf einer der in die Wand eingelassenen Liegen hinlegte, sich herumdrehte und gleich darauf auch schon eingeschlafen war, lag Wedge mit unter dem Kopf verschränkten Armen auf seiner Liege und starrte an die dunkle Decke. Seit er damals den Auftrag angenommen hatte irgendeinen Informanten auf Velmor zu treffen, der wohl nie existiert hatte, war eigentlich alles was er in Angriff genommen hatte vollkommen schief gelaufen. Velmor hatte sich in ein Fiasko verwandelt und es war nur Lukes überraschender Anwesenheit zu verdanken gewesen, dass sie alle den Planeten lebend verlassen hatten können. Das Gespräch mit Ackbar und Cracken war nicht minder ein Fiasko gewesen. Nicht nur hatte Cracken seine Analysen in keinster Weise ernst genommen, nein er hatte auch noch seine Fähigkeit und besonders Zurechnungsfähigkeit in Frage gestellt. Ja, er mochte in der Vergangenheit den einen oder anderen Befehl und auch die eine oder andere Mission auf seine Weise angegangen sein, aber zu keinem Zeitpunkt hatte seine Loyalität der Rebellion oder jetzt der Neuen Republik in Frage gestanden. Jede seiner Entscheidungen hatte er zum Wohle der Rebellion und der Neuen Republik getroffen. Am meisten jedoch hatte er sie zum Wohl seiner Piloten getroffen. Kein Ziel war es wert ihnen zu befehlen ihr Leben aufs Spiel zu setzen, wenn es einen anderen Weg gab. Er mochte ihr Commander sein, aber es war noch immer ihr Leben und er besaß nicht das Recht dazu darüber zu entscheiden. Nicht in seinen Augen. Ihm war bewusst, dass es viele Offiziere anders sahen. Dass es das ganze Militärsystem anders sah, aber seine Staffel war nur aus dem Grund so erfolgreich, weil sie außerhalb festgelegter Systeme vorgingen. Ja, es gab eine interne Befehlshierarchie. Jeder kannte sie, jedem war sie bewusst, aber in aller Regel war sie einfach nicht notwendig. Wedge war sich schon lange im Klaren darüber, dass seine Art und Weise die Staffel zu führen so manchem im Oberkommando ein Dorn im Auge war, die Effektivität der Staffel ihnen allerdings keine Möglichkeit bot eine Änderung zu fordern. Aber wie er heute Abend festgestellt hatte, waren die Probleme nicht nur in den oberen Etagen zu finden, sondern auch in den unteren. Es war nicht so, dass es ihm wichtig wäre, was andere über ihn dachten und so wie er seine Jungs kannte, war es ihnen vermutlich genau so unwichtig wie ihm, dennoch ging ihm das, was der junge Mann ihm vorgeworfen hatte, einfach nicht aus dem Kopf. Es beschäftigte ihn mehr, als ihm in diesem Moment lieb war.


Als sich die Türe der Zelle öffnete und ein Mann sie aufforderte ihm zu folgen, hatte Wedge nicht gerade das Gefühl überhaupt geschlafen zu haben. Er fragte sich in dem Moment sogar, wann er überhaupt das letzte Mal geschlafen hatte. Also so richtig und nicht nur hier mit einem halben Auge und dort mit dem anderen halben. Er konnte sich ehrlich gesagt nicht daran erinnern und vielleicht war er ja wirklich urlaubsreif. Ein Gedanke der ihm ein gequältes Lächeln entlockte, weil er einfach wusste, dass dem nicht so war. Sein Blick glitt zu Cara, die ihn grinsend und aufmunternd zugleich ansah und er fragte sich, woher sie ihren Optimismus in einer solchen Situation hernahm. Nicht, dass er ein Pessimist war, das übernahmen schon andere aus der Staffel, aber ein Optimist war er auch nicht gerade. Immerhin wollte er Wes den Job nicht auch noch streitig machen.

Schweigend folgten die Beiden dem Mann von einem Gang in den nächsten, von einem Stockwerk in das nächste und man konnte beinahe das Gefühl bekommen im Kreis herumgeführt zu werden. Aber wenn es so lange dauerte um zu einer verantwortlichen Person gebracht zu werden, dann hatte das nichts Gutes zu bedeuten. Aber es wäre auch zu schön gewesen einfach nur seine Unterschrift irgendwo zu hinterlassen und gehen zu können. Immerhin war Wedge sich sicher, dass seine Identität schon längst bestätigt worden war.

Der Mann, welcher sie geführt hatte blieb stehen, um ein paar Worte mit einer jungen Frau zu wechseln und im nächsten Moment öffnete sich am Ende des Raumes zischend eine Türe und ohne ein Wort zu sagen, deutete der Mann auf die Türe und forderte sie mit dieser Geste auf den dahinter liegenden Raum zu betreten. Cara und Wedge warfen sich gegenseitig einen fragenden Blick zu, aber welche andere Option, als zu tun was man von ihnen erwartete, hatten sie denn? Keine. Wedge trat als Erstes durch die Türe, so hatte ihm Cara doch den Vortritt gelassen. Es erwartete ihn ein heller, für das Militär beinahe schon freundlich wirkender Raum, in welchem sich nur zwei Männer befanden. Einer saß hinter einem Schreibtisch, während der andere mit dem Rücken zu ihnen gewandt aus dem Fenster sah.

Wedge trat einen Schritt zur Seite, damit Cara sich neben ihn stellen konnte und noch während er das vertraute Zischen einer sich schließenden Türe vernahm, vernahm er auch ein leises, aber ernst klingendes „Shite“ von Cara. Ein Ausdruck, dem er stillschweigend einfach nur zustimmen konnte.
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#3
Der Mann hinter dem Schreibtisch legte das Datapad ruhig vor sich auf den Tisch und richtete dann seinen Blick auf die beiden Personen vor ihm, die mittlerweile militärische Haltung angenommen hatten.
„Als ich heute Morgen den Bericht über letzte Nacht erhalten habe, habe ich nicht erwartet darin Namen vorzufinden, von denen ich gedacht habe, sie nie in einem meiner Berichte vorzufinden“, begann der Mann in beinahe schon entspannten Plauderton zu sprechen. „Namen, die mir Kopfschmerzen bereitet haben. Ich erspare mir an dieser Stelle die Erklärung welche Rolle sie in der Neuen Republik einnehmen und welche Schwierigkeiten damit für mich verbunden sind und komme stattdessen direkt zum Punkt.“ Der Mann lehnte sich auf seinem Stuhl ein wenig nach vorne und fokussierte seinen Blick.

„Es gibt berechtigte Gründe ihre Involvierung in die gestrige Angelegenheit nicht größer werden zu lassen, als unbedingt notwendig. Allerdings sind auch sie Mitglieder des Militärs und auch für sie gelten Regeln, ungeachtet dessen was sie für die Neue Republik getan haben oder welchen Ruf sie haben.“ Die Stimme des Mannes hatte nun einen deutlich ernsteren Tonfall angenommen. „Allerdings würde eine Strafe Unmut unter denjenigen heraufbeschwören, die sie als Vorbild sehen. Andererseits jedoch würde keine Strafe ein falsches Signal an die Mitglieder des Militärs senden. Wie sie sehen, sitze ich in einer Zwickmühle.“ Der Mann lehnte sich nun in seinem Stuhl zurück und verschränkte seine Arme locker über dem Brustkorb.

„Daher habe ich mich nach reiflicher Überlegung dazu entschlossen die Entscheidung Personen zu überlassen, die besser dafür geeignet sind“, sprach der Mann weiter. „In ihrem Falle handelt es sich, wie sie sich bestimmt schon denken können, um Admial Ackbar und General Madine. Und glauben sie mir, dieser Schritt ist mir nicht leicht gefallen, immerhin gibt es für diese beiden Personen gerade wichtigere Dinge zu entscheiden, als darüber welche Maßnahme eine gerechte Strafe für ihr Fehlverhalten darstellt.“ Er hatte lange mit sich gehadert ob er wirklich diese beiden Personen in diese Angelegenheit involvieren sollte, aber er wollte das Strafmaß einfach nicht eigenmächtig entscheiden. Sicherlich war auch die Entscheidung Admiral Ackbar und General Madine zu kontaktieren mit Risiken verbunden gewesen, aber das waren in seinen Augen überschaubare und kalkulierbare Risiken gewesen. Aber wenn er ehrlich sich selbst gegenüber wäre, hatte er einfach nur Angst gehabt diese Sache eigenhändig zu entscheiden.

„Wichtige Besprechungen jedoch lassen Admiral Ackbar entschuldigen, aber mir wurde versichert, dass General Madine sein vollstes Vertrauen besitzt in seinem Namen über diese Angelegenheit zu entscheiden“, kam es von dem Mann hinter dem Schreibtisch, der nun seinen Blick zu dem Mann richtete, der neben ihm stand und den nicht nur Cara, sondern auch Wedge sofort erkannt hatten. Selbst als er noch den Rücken zu ihnen gewandt hatte.

„Ich habe den Bericht gelesen“, sprach General Madine mit ruhiger Stimme, die Hände locker hinter dem Rücken verschränkt, den Blick wachsam auf die beiden Personen vor ihm gerichtet, mit denen er schon zu Rebellionszeiten zusammengearbeitet hatte. „Allerdings bevorzuge ich den persönlichen Bericht. Captain Antilles, als Ranghöherer steht ihnen der Bericht zu.“ Ja, er hatte sich den Bericht im Vorfeld geben lassen und hatte diesen auch aufmerksam gelesen. Ein überraschend ausführlicher Bericht und doch war er das Gefühl nicht los geworden etwas entscheidendes zu vermissen und er erhoffte sich durch einen persönlichen Bericht diese Lücke füllen zu können.


Wedge atmete tief durch und begann mit seinem Bericht und ging dabei äußerst sorgfältig vor, jedenfalls bis er zu dem Punkt kam, an dem es um den Vorfall selbst ging.
„Ich war gefrustet darüber, dass ich beurlaubt wurde und habe mehr getrunken als ich hätte sollen“, führte er seinen Bericht weiter fort und während die Sache mit Frust durchaus stimmte, so entsprach der Rest in keinster Weise den Tatsachen. In Wahrheit hatte er noch nicht einmal angefangen zu trinken und war somit noch weit entfernt von dem Punkt gewesen, an dem man ihn als betrunken hätte bezeichnen können.
„Es kam zu einem kleinen Zwischenfall, der ohne weiteres Aufsehen hätte geklärt werden können, aber meine Trunkenheit hatte dafür gesorgt, dass ich eine Aussage persönlich genommen und im Anschluss darauf meinen Frust an einem Kadett der Flottenakademie ausgelassen habe.“ Die ganze Zeit über war Wedge’s Blick gerade aus aus dem Fenster gerichtet gewesen. Tunlichst bemüht keinerlei Augenkontakt herzustellen, während er einen Bericht ablieferte, der in keinster Weise den Tatsachen entsprach. Er hatte in der Vergangenheit schon so einige Berichte abgemildert und Dinge beschönigt, aber noch nie hatte er in einem Bericht gelogen.

„Mein Verhalten ist in keinster Wei-“, begann Wedge weiter zu berichten oder besser gesagt hatte er es vor.
„Ja und Rancorscheiße riecht nach Rotglöckchen“, fiel ihm Cara energisch ins Wort, die sich einfach nicht mehr länger zurückhalten konnte. „Hör auf deinen Kopf-“
„Dune“, war es nun General Madine, der Cara mit nur einem einzigen Wort zum Schweigen brachte. Er war nicht laut geworden, sondern es war einfach nur ein scharfes und präzises Wort gewesen, aber es hatte ausgereicht.

„Captain Antilles“, sprach General Madine und richtete seinen Blick direkt auf Wedge. „Ihren eigenen Worten nach waren sie betrunken gewesen. Wollen sie damit andeuten aufgrund dieses Zustandes nicht für ihr Handeln verantwortlich zu sein?“
„Nein Sir“, antwortete Wedge, noch immer den Blickkontakt meidend. „Ich war betrunken genug, um eine unverfängliche Aussage persönlich zu nehmen, aber nicht betrunken genug um nicht mehr klar denken zu können. Was ich getan habe war eine bewusst getroffene Entscheidung gewesen und somit ist mein Verhalten auch in keinster Weise entschuldbar. Ich habe dadurch gegen die Regeln verstoßen und trage die alleinige Schuld an dem Vorfall.“

Cara, welche neben ihm gestanden war, die Kiefer so fest aufeinander gepresst, dass man es hatte sehen können, konnte einfach nicht länger ruhig bleiben. Sie trat einen halben Schritt nach vorne und richtete ihren Blick auf General Madine.
„Sir, ich sehe es als meine Verpflichtung an sie darüber in Kenntnis zu setzen, dass Captain Antilles’ Bericht nicht der Wahrheit entspricht“, kam es mit bemüht ruhiger Stimme über Caras Lippen und es kostete sie Mühe nicht auf das schwere Seufzen neben sich zu reagieren.
„Sind sie sich sicher, dass sie einen ranghöheren Offizier der Lüge bezichtigen wollen?“, fragte General Madine weiterhin mit ruhigem Tonfall, nahm aber nun Beide in sein Blickfeld auf. „Immerhin kann so etwas unangenehme Folgen haben.“
Worte waren eine Sache, mit der sich Informationen sammeln ließen. Körpersprache war eine andere Quelle und da es sich hier nicht um ausgebildete Mitglieder des Geheimdiensts handelte, waren sie auch nicht in der Lage diese zu verheimlichen.
„Soll ich etwa tatenlos zuschauen wie ein Kamerad und Freund den Kopf für jemanden hinhält der es nicht verdient hat?“, entgegnete Cara als hätte sie voll und ganz vergessen in welcher Funktion er gerade vor ihnen stand.
General Madine reagierte lediglich mit einem verhaltenen Räuspern auf diesen Ausrutscher und verzichtete auf eine Zurechtweisung. Hinter dem was vorgefallen war steckte eindeutig mehr, als in dem Bericht gestanden hatte, das war ihm zumindest bewusst geworden und das Einzige was ihn nun interessierte war, was wirklich vorgefallen war am gestrigen Abend.
„Nun dann – Ihren Bericht Gunny“, forderte General Madine Cara auf ihm zu schildern, was ihrer Meinung nach tatsächlich vorgefallen war.

„Cara…“, murmelte Wedge und drehte seinen Kopf in ihre Richtung.
„Tut mir leid Wedge. Ich weiß warum du so gehandelt hast, aber das macht es nicht richtiger“, entgegnete Cara festen Entschlusses. Ihr war natürlich klar, dass sie Wedge damit Ärger eingehandelt hatte, aber sie baute einfach darauf, dass wenn General Madine erfuhr, was genau der Auslöser gewesen war, er Verständnis haben würde. Dass er auch verstehen würde, warum Wedge gelogen hatte, wenn er erst einmal Kenntnis darüber hatte, was sich Wedge dabei gedacht hatte.

„Wedge und ich sind uns nach viel zu langer Zeit in der Cantina über den Weg gelaufen und das wollten wir gebührend feiern“, begann Cara nun mit ihrem Bericht an. „Wedge wollte sich um die Getränke kümmern und ist dabei mit jemanden zusammengestoßen. Er hat sich entschuldigt, aber der andere wollte die Entschuldigung nicht annehmen und hat stattdessen provoziert. Wedge blieb ruhig und hat versucht die Situation friedlich zu lösen. Hat den Jungs angeraten auszutrinken und dann heim zu gehen. Aber man hat nicht auf ihn hören wollen, sondern hat weiter provoziert. Junge Grünschnäbel die zu viel getrunken und auf Ärger aus waren, aber Wedge ist auf keine der Provokationen eingegangen, weil er ihr Spiel nicht mitspielen wollte. Ich habe dann die Bemerkung fallen lassen wer da genau vor ihnen steht, um seinen Worten mehr Nachdruck zu verleihen – Ich konnte ja nicht ahnen damit die Bombe scharf zu stellen.“ Sicherlich hatte sie es auch ein wenig aus dem Grund getan zu provozieren, aber hätte sie geahnt in welche Richtung sich dann alles entwickeln würde, hätte sie die Bemerkung lieber herunter geschluckt.

„Kaum wusste der junge Mann wer vor ihm steht wurden aus Provokationen persönliche Angriffe nicht nur gegen Wedge sondern auch gegen die Piloten seiner Staffel. Anschuldigungen und Unterstellungen, denen Wedge aber allen gekonnt ausgewichen ist bis – Nun ja bis dem Gegenüber dann doch ein Treffer gelungen ist.“ Cara atmete schwer aus und warf einen kurzen Blick zu Wedge, der neben ihr stand und den Blick zu Boden gerichtet hatte. Bestimmt, zumindest hatte Cara das Gefühl, durchlebte er gerade jede einzelne Minute dieses Abends noch einmal.
„Was der Kerl gesagt hat das … Es war einfach zu viel. Es ging zu weit und … Jeder hätte da die Kontrolle verloren“, meinte Cara und sah wieder zu General Madine.
„Jeder ist eine sehr gewagte Einschätzung und ohne genau zu wissen was gesagt wurde fällt es mir schwer diese Aussage zu gewichten“, kommentierte General Madine Caras letzte Äußerung. Es war offensichtlich, dass das was der junge Mann gesagt haben musste verletzend gewesen sein musste, ansonsten würde man nicht in einer Berichterstattung so plötzlich zum Ende kommen. Aber um die Situation wirklich einschätzen zu können, um sich wirklich ein Urteil bilden zu können, musste er alles in Erfahrung bringen. Ihm reichte es einfach nicht sich auf das Wort von jemanden zu verlassen, egal wie gut er ihn kannte.

„Er ist der Überzeugung, dass meine Piloten und ich keine richtigen Piloten sind, sondern lediglich Propagandamaterial der Neuen Republik“, war es nun Wedge der mit gesenkter Stimme wiederholte was der junge Mann ihm an den Kopf geworfen hatte und damit gesorgt hatte, dass er die Kontrolle über sich verlor. „Dass es kein Wunder ist, dass ich so viele Piloten verloren habe, weil man Propagandamaterial nicht in einen Sternenjäger setzen sollte und wer kein richtiger Pilot ist und meint so tun zu müssen, hätte es nicht anders verdient als vom Himmel geholt zu werden.“


Man hatte an Wedge’s Tonfall hören können wie sehr ihn diese Aussage noch immer beschäftigte, doch das Schweigen, was sich nun über den Raum legte war keinesfalls seinem Tonfall geschuldet, sondern mehr dem was er gerade gesagt hatte. Man kannte einander. Man wusste, wer was getan hatte. Wer wie viel riskiert hatte und dass das, was man sich über die großen Namen der Rebellion erzählte nicht erfunden war. Besonders General Madine konnte sich sehr gut vorstellen, was in diesem Moment in Wedge vorgegangen sein musste und auch wenn er sich in diesem Moment fragte, wie er sich wohl bei einem solchen Vorwurf verhalten hätte, konnte er diese Frage nicht mit Sicherheit beantworten. Vielleicht wäre es ihm aufgrund seiner Ausbildung durch das Imperium gelungen die Kontrolle zu bewahren, aber vielleicht hätte er genau so die Kontrolle verloren wie Wedge. Sein Verdacht, dass hinter dieser Cantinaprügelei mehr steckte, als in dem Bericht stand, war mit Wedges Worten bestätigt worden, allerdings hatte er nun mehr Fragen als zuvor.
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#4
„Wenn ihr Bericht stimmt, woran ich allerdings - Dank ihres misslungenen Täuschungsmanöver - keinen Zweifel habe, dann besitzt dieser junge Mann ein bedenklichen Meinungsbild. Eines, für welches weder im Militär der Neuen Republik ein Platz ist, noch in der Flotte“, kam es nach einem Moment des Nachdenkens von General Madine. Sicherlich konnte er nicht mit Gewissheit sagen, ob Admiral Ackbar diese Sache ebenso sehen würde, aber im Augenblick jedoch hielt er es für eine realistische Möglichkeit. Niemand wollte Männer in den Reihen haben, auf die man sich nicht verlassen konnte, da sie einen anzweifelten.

Sobald er die leichte Regung in Wedge bemerkte, hob er leicht die Hand als Zeichen, dass er nicht fertig mit Reden war.
„Captain Antilles, sie haben offenbar mit so einem Ausgang gerechnet und versucht diesen zu verhindern, indem sie die Schuld alleine auf sich nehmen. Warum?“
Ja, es interessierte ihn wirklich warum Wedge bereit gewesen war ein Disziplinarverfahren in Kauf zu nehmen, nur um einen jungen Rekruten, welchen er nicht einmal kannte, vor einem Rauswurf zu bewahren.

„Sir, wenn er wegen diesem Vorfall aus dem Dienst entlassen wird, dann wird er den Grund nicht bei sich selbst suchen, sondern für ihn wird feststehen, dass ich dafür verantwortlich bin“, begann Wedge zu schildern welche Gedanken ihm durch den Kopf gegangen waren. „Etwas mit dem ich kein Problem hätte, würde es sich ausschließlich auf mich beziehen. Allerdings befürchte ich, dass sich sein Feindbild von mir auf die Neue Republik ausweiten wird, da er sich von ihr verraten und im Stich gelassen fühlt. Sir, wir haben genug Feinde in der Galaxis. Wir sollten sie nicht in unseren eigenen Reihen schaffen.“
Wedge hatte lange überlegt, ob so eine Reaktion für den jungen Mann realistisch war oder nicht. Ob er wirklich so weit gehen würde in der neuen Republik einen Gegner zu sehen. Er war am Ende nicht in der Lage gewesen eine solche Entwicklung vollständig auszuschließen und solange ein potentielles Risiko bestand, war er bereit gewesen dieses als gegeben zu behandeln.

„Hmmm“, murmelte Madine nachdenklich, während er sich Wedges Worte durch den Kopf gehen ließ. Was er sagte klang nicht abwegig und selbst sollte es nicht so weit kommen, dass der junge Mann die Neue Republik als Feind sah, machte es ihn dennoch deutlich empfänglicher für feindliche Propaganda.
„Nun, ich bezweifle jedoch, dass sich nur mit ernsten Gesprächen etwas an seinem Meinungsbild ändert.“
„Da stimme ich ihnen zu Sir.“
„Und so wie ich sie kenne, haben sie dieses Täuschungsmanöver sicherlich nicht geplant ohne einen Folgeplan im Sinn zu haben“, sprach Madine ruhig und mit einem gewissen Ernst in der Stimme, konnte aber ein kurzes Lächeln nicht ganz verhindern. Man hatte zusammen in der Rebellion gekämpft und so die Eigenarten des Anderen einzuschätzen gelernt.

Auch Wedge konnte sich ein Schmunzeln nicht verkneifen, auch wenn es ihn ein klein wenig beunruhigte so leicht einzuschätzen zu sein. Sicherlich stand vor ihm jemand mit dem er eine lange Geschichte teilte, aber das tat er mit so manchem Feind auch. Wenn Freunde ihn so gut einschätzen konnten, war dann auch der Feind dazu in der Lage? Eine Frage, die aber zu einem anderen Zeitpunkt ihre Antwort suchen sollte.
„Sie kennen mich zu gut General Madine“, antworte Wedge und nickte leicht mit dem Kopf. „Ich habe mir in der Tat etwas überlegt, allerdings hängt alles von Admiral Ackbars Entscheidung ab.“

„Ich verstehe“, meinte Madine und so wie Wedge nickte auch er leicht mit dem Kopf. „Nun, ich bin nicht Admiral Ackbar und kann daher in dieser Angelegenheit keine Entscheidung treffen, dennoch interessieren mich ihre Überlegungen.“
Ja, er konnte ihm in dieser Angelegenheit kein grünes Licht geben, aber er konnte, sollten sich Wedges Überlegungen in seinen Augen als sinnvoll und umsetzbar herausstellen, gewiss das eine oder andere gute Wort bei Admiral Ackbar einlegen. Ein Problem wie dieses, auf eine Art und Weise zu lösen welche am wenigsten Unruhe mit sich brachte, würde gewiss auf Ackbars Einverständnis stoßen.

„Der junge Mann erzählte, dass er und seine Freunde an Leistungen gemessen werden, welche meine Piloten und ich irgendwann einmal erbracht haben. Leistungen, die in seinen Augen nie stattgefunden haben und somit eine unfaire Bemessung vollzogen wird“, begann Wedge mit ruhiger Stimme an zu erklären und warf dem leitenden Vollzugsbeamten einen entschuldigenden Blick zu. Gewiss hatte er nicht damit gerechnet, dass aus seinem Büro auf einmal ein Planungszimmer werden könnte.
„Auch wenn Naboo ein schöner Planet ist und gewiss einiges zu bieten hat, so gehöre ich einfach in ein Cockpit. Ich habe erfahren, dass die Akademie erst kürzlich neue Simulatoren erhalten hat und was liegt da näher, als dem jungen Mann die Möglichkeit eines direkten Leistungsvergleich zu bieten?“
„Ich bezweifle, dass er dir freundlicher gesonnen sein wird, nachdem du ihn in einem direkten Vergleich eiskalt abserviert hast“, warf Cara ein und sah Wedge mit hochgezogenen Augenbrauen an. Das konnte doch nicht sein Ernst sein.
Wedge lachte leise und auch ein wenig amüsiert auf.
„Ich habe nicht vor ihn eiskalt abzuservieren“, entgegnete Wedge und richtete seinen Blick auf Cara. „Ich werde einfach nur ein bisschen besser sein als er. Gerade gut genug um ihn bei seinem Ehrgeiz zu packen, aber nicht so gut um ihn zu blamieren. Noch verfügt er über Rückhalt bei seinen Freunden, wie wir beide erlebt haben, aber wenn dieser Rückhalt schwindet und er in einem direkten Vergleich mit Fakten konfrontiert wird, dann könnte das einen entscheidenden Einfluss auf seine Meinung haben.“
Sicherlich hatte Wedge keinerlei Sicherheit, dass dieses Vorhaben Früchte tragen würde. Er wusste nicht wie der junge Mann und seine Kameraden auf sein Auftauchen oder sein Angebot reagieren würden, aber er wollte es zumindest versuchen. Es kam ihm einfach nicht richtig vor einen jungen Mann aus dem Dienst zu entlassen, nur weil er vermutlich ein Mensch war, der nur das glaubte was er sah. Er wollte nicht mehr und nicht weniger, als dem jungen Mann eine Chance bieten.

„Überzeugung durch Demonstration“, murmelte General Madine, während er sich die Sache durch den Kopf gehen ließ. Er hatte keinerlei Informationen über den jungen Mann, aber über diese verfügte Admiral Ackbar mit Sicherheit. Er würde gewiss einschätzen können ob Wedges Vorhaben erfolgsversprechend war oder nicht, aber rein objektiv betrachtet war dieses Vorhaben keine schlechte Idee. Man konnte Rekruten etwas sagen und es ihnen so lange einbläuen bis sie es glaubten und keinerlei Zweifel mehr daran hatten, weil sie es immer und immer wieder gehört hatten oder aber man bewies es ihnen. Nicht jeder Rekrut war gleich und wo der eine alles glaubte, stellte ein anderer alles in Frage.

„So, ich glaube wir haben das Büro hier schon lang genug in Beschlag genommen und Admiral Ackbar wartet mit Sicherheit schon auf meinen Bericht. Sie erhalten die Erlaubnis weg zu treten“, kam es von General Madine, bevor er sich umdrehte und sich auf den Weg machte das Büro zu verlassen, an der Türe jedoch noch einmal stehen blieb. „Gunnery Sergeant Dune, um Nullvierhundert kommt ein Kommando aus den Lianormsümpfen von einer Übungsmission zurück. Sie werden sich um die Inventur und Instandhaltung der zurückgebrachten Ausrüstung kümmern.“
„Verstanden Sir“, antwortete Cara und drehte die Augen nach oben, was sie auch nur tun konnte, da sie ihm den Rücken zuwandte. Aber die Vorstellung sich um total verdreckter Ausrüstung zu kümmern und dafür zu sorgen, dass sie wieder tiptop in Ordnung kam, sorgte nicht gerade für Begeisterung. Andererseits jedoch war sie froh so glimpflich aus der ganzen Angelegenheit herausgekommen zu sein.
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