Star Wars - Echoes of the Empire
Einöde von Korriban - Druckversion

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Re: Einöde von Korriban - Reah Nigidus - 20.12.2016

Vergangenheit war vergangen, die Minenschächte ihrer Erinnerungen waren versiegelt und den schwarzen Obsidian aufzubrechen, der die Tunnel wieder freilegte mochte mehr Schaden als Nutzen bringen. Die verschlungenen Höhlen die in den Abgrund führten waren gefährlich instabil und an ihren Stützpfeilern zu rütteln mochte das gesamte Konstrukt zum Einsturz bringen, mitsamt der Kreatur darin, die am Ufer des endlosen Meeres der Dunkelheit saß und versuchte ihr Spiegelbild in den verschlackten Wassern zu finden. Die Hexe besaß kein Interesse daran über ihre Vergangenheit, überhaupt über ihre Person, ihre Motive zu sprechen, noch über Menschen die sie kannte und die sie auf ihrem Weg in die Tiefe begleitet hatten. Sie waren nicht mehr und würden nie wieder sein, diese rettenden Ankerketten ferner Erinnerungen waren nur kümmerliche Phantombilder, die sie nicht retten konnten - so sie überhaupt gerettet werden wollte. Diese verzehrende Düsternis mochte ebenso gut genau jener Platz sein, an den sie gehörte, ziellos, von flüchtigen Wünschen geplagt, die nie in Erfüllung gehen würden und nach kurzer Zeit schon nicht mehr echt wirkten. Das Leben war ebenso sinnlos wie der Tod, der verquere Witz der Existenz: nach etwas größerem zu Streben aber es nie erreichen zu können. Charakteristika von Personen waren demnach bedeutungslos, es spielte keine Rolle wie Nela Vali war, der entscheidende Faktor lag im Ergebnis, in dem, was eine Person erreicht hatte und Valis Blatt war ebenso leer wie ihr eigenes oder Sedraels. Moral machte ein Wesen nicht besser, es war nur eine Strickleiter hin zu Dogmen anderer Personen, ihren Wünschen und Zielen, denen sich ein Großteil der Lebewesen unterwarf.

Hinter Sedraels Ansprache steckte daher nicht viel mehr, es war lediglich eine geschickt formulierte Erwartungshaltung, ein Appell an die dunkle Kreatur vor ihr, vielleicht sogar eine Art erneuter Dressurversuch. Nur dieses mal eben nicht über körperlichen Schmerz sondern über Erinnerung. Eine Ansprache an das kleine Fünkchen Licht, welches in ihr glomm, das jedoch nur dem einen Zweck diente, die Schatten an den Wänden finsterer zu zeichnen. Es war nur ein kleiner Hort der Wärme, den die Hexe mit ihren Händen emsig umklammerte, doch nie würde sie diesen Funken zu einer echten Flamme reifen lassen, so dies überhaupt noch möglich war. Der Glutherd war kaum mehr als fauliges Holz, dass mehr Asche und Rauch produzierte als alles andere. Oder aber, wie sie schon einst dachte: sie fühlte sich wohl in der Dunkelheit, es war ihr zu Hause, ein Ort, an dem sie hin gehörte, wenngleich auch nicht auf eine Art, wie die Sith es darstellten. Der leere, bemitleidenswerte Kodex diente nur der Unterwerfung Geringerer, versprach aber nur wenig echte Lehren und diente mehr dazu das Dunkel zu fürchten, nur kurz von diesem Nektar und seiner Kraft zu kosten, ohne es zu verstehen. Grausamkeit und Mord waren nur oberflächliche Facetten, die bestenfalls dazu dienen konnten, die Kruste aufzubrechen und das Innere freizulegen. Unter der Oberfläche vergingen belanglose Philosophien und nur das Antlitz der Tiefe blieb zurück. Denn die dunkle Seite war Älter, viel Älter als jene, die sich ihre Meister schimpften und doch kaum mehr waren als kleine Kinder, die mit Mächten hantierten, die sie nie durchschauen würden. Sie selbst war... zumindest stellenweise anders. Sie erkannte plumpe Verlockungen wie hier auf Korriban und konnte dem Widerstehen, ihr Wesen verstand den Unterschied zwischen Dunkel und Sith.

"Niemand muss etwas tun.", krächzte sie dann eine Erwiderung. "Der Wille entscheidet über den Weg. Kein Kodex, keine Moral, kein Meister, keine Ideologie. Wer sich dem unterwirft, legt sich selbst die Schlinge um den Hals." In Sedraels Antworte mochte der Unterschied zwischen ihnen liegen, auf der einen Seite der Glaube der Sephi an eine Sache, die sie nicht identifizieren konnte und der gegenüber Sedrael bereit war ihren eigenen Wunsch unterzuordnen und auf der anderen Seite Reah, die ihren Glauben längst begraben hatte und sich nunmehr nur noch treiben ließ von dem, was sie als richtig und wichtig erachtete. Ob diese Dinge einen rationalen Effekt erzielten war dabei gar nicht mehr von belang - es zählte nur die Sache als solches, nicht die Konsequenz, nicht die Wahl der Mittel. Vielleicht würde am Ende dieses Weges eine Konfrontation anstehen und vielleicht würde eine von ihnen sterben. Aber es war nicht wichtig wer oder warum, das "wie" war vernachlässigbar, interessant war am Ende allein der Aspekt welcher Wunsch, welche Hoffnung dahinterstecke und von wo sie kam. Doch wie Sedrael treffend formulierte: morgen würden sie weitersehen.

Schlafen würde die Hexe allerdings nicht, vermutlich konnte sie es nicht einmal, selbst wenn sie es versuchen würde. Dafür war die Präsenz des Planeten zu mächtig und überwältigend und die Toten Korribans mochten dabei noch ihre geringste Sorge sein, die einheimische Fauna konnte ein ebenso großes Problem darstellen... zumindest, wenn man sich der Gefahren dieser Welt bewusst war. Sedraels Unwissenheit über diesen Planeten mochte an dieser Stelle ihr Segen sein, konnte sich aber schon bald als Fluch entpuppen. Dennoch ließ sich die starke Präsenz der Dunkelheit hier nutzen und kanalisieren, um ihren zerbrochenen Körper zusammenzuhalten. Reah verstand nicht viel vom Konzept der Heilung, erst recht nicht mithilfe der Dunkelheit, aber dafür von Schmerz. Man konnte ihn nutzen um dunkle Mächte von ihm zu beziehen, oder aber ihn zu versiegeln, einzudämmen, ihn vor dem Körper zu verstecken. Gewiss keine Technik, die Reah je ernsthaft studiert hatte, doch bis der Morgen graute waren es noch einige Stunden hin und wenn sie die Leides ihrer Körpers nicht unter Kontrolle bringen konnte, würden sie wohl auch am nächsten Tag nirgendwo hingehen und wie vortreffliche Beute auf einem Teller sitzen. So schloss die Hexe also ihre Augen und ließ die dunklen Energien Korribans durch ihren Körper strömen, ließ zu, dass sie sich an ihrem Schmerz labten, sich daran nährten und entließ sie schließlich wieder in die finstere Einöde. Eine Art Reinigungsprozess, wie Blut zur Herzkammer zurückgepumpt wurde, um sich neu im Körper zu verteilen, obgleich diese Meditation an diesem Ort nicht gänzlich ohne Risiko sein mochte: sie ließ einen kleinen Teil von sich in Korriban zurück, der Teil, der litt, unter dem Einfluss des Schmerzes stand. Nur ein kleines Echo, doch dennoch eines, dass ihnen unerwünschte Aufmerksamkeit einbringen konnte.


Re: Einöde von Korriban - Sedrael - 15.01.2017

Niemand musste etwas tun? Eine bemerkenswert naive Vorstellung, wie Sedrael befand. Natürlich gab es Dinge, die man tat, ohne Willen überhaupt zu handeln, ohne Möglichkeit, etwas dagegen zu tun. Hierfür musste nicht einmal die Macht bemüht werden. Schon ein einfacher körperlicher Reflex war eine Handlung, unwillentlich, ohne jede Möglichkeit, ihn zu unterdrücken. Wurde er ausgelöst, fand er statt. Man mochte sich dagegen auflehnen, ihn zu bekämpfen suchen. Es war aussichtslos. Ein Reflex konnte nicht kontrolliert werden. Wenn er ausgelöst wurde, war er. Genauso wie es mit der Macht war. Wenn bestimmte Reize erfüllt waren, war sie. Unabhängig davon, was jemand wollte oder nicht. Wie konnte man also hier sitzen und diese simple Behauptung in den Raum stellen? Es war Ideologie – eine Floskel im Raum, die vorausgesetzt und nicht hinterfragt wurde. Keine Erklärung, nur Worte. Leere Worte. Sedrael begann den Eindruck zu erlangen, dass ihre Gegenüber letztlich nur formularartig Sätze zitierte, die man ihr irgendwann in ihrem persönlichen Abgrund in den Mund gelegt hatte, doch entweder schien sie nicht willens oder in der Lage, sie konsequent zu untermauern. Schon ihre sehr kurzen, zumeist ausweichenden Erläuterungen im Gefängnis auf dem großen Raumschiff hätten dies implizieren können, doch hatte Sedrael das damals noch immer als Test interpretiert. Die Zeit einer Notwendigkeit von Tests war indes längst vorüber. Der Unterschied mochte sein, dass die Hexe davon ausging, dass sie der Sephi in allen Belangen überlegen schien. Das stimmte sicherlich in einigen Dingen auch. In anderen jedoch weniger als die Hexe dachte. Denn die Ironie ihrer Aussage schien ihr selbst nicht aufzufallen. Ein persönlicher Kodex, gleich welche Art von Moral er einem auferlegte, war stets eine Entscheidung des Willens – und keine Frage des Müssens. Ob man sich an ihn hielt oder nicht, oblag allein der eigenen Moral. Ein Kodex war niemals ein universales Recht, das allein mit seiner Akzeptanz Gültigkeit errang, sondern stets eine persönliche Entscheidung. Man konnte ihn einhalten oder eben auch nicht. Insoweit hatte die Hexe durchaus recht: Es war der Weg des Willens, der einem die Schlinge um den Hals legen mochte. Es änderte nur nichts daran, dass dieser Punkt in keiner Weise etwas mit der Frage des Müssens zusammenhing. Das, was einige als Schicksal oder Bestimmung bezeichnen mochten, hatte nichts damit zu tun, was für Verhaltensweisen man sich freiwillig auferlegte. Ja, der Wille konnte dazu führen können, dass man sich die Schlinge um den Hals legte, doch am Ende war es die Macht, die – dann einem unbekämpfbaren Reflex gleich – einem im entscheidenden Moment den Block unter den Füßen fortzog. Oder eben nicht.

Wie fremd musste eine Weltsicht sein, die keine Zwänge, sondern nur Willen kannte? Es schien pure Ideologie zu sein. Die Verneinung eines einfachen Verständnisses von Aktion und Reaktion. Und das empfand Sedrael als merkwürdig. Soweit sie das sagen konnte, war ein Kernbestandteil der Sith an sich gerade die Befreiung ihrer empfundenen Ketten – also Loslösung von Beschränkungen und Zwängen. Nicht nur in rein physischer und willentlicher Entgleisung, sondern eben auch in spiritueller Natur: Dass nicht die Macht über das Schicksal entschied, sondern nur der eigene Wille. Bloß schon dieser Umstand akzeptierte, ja er setzte zwingend voraus, dass es dieses Element tatsächlich überhaupt erst geben musste, bevor man es beseitigen konnte. Die Aussagen von Nigidus, die diesen Faktor völlig verneinte, schien daher überhaupt nicht mit dem zusammenzupassen, was ein Sith oder generell ein Wesen, das nach mehr Macht strebte, um mehr vermeintliche Freiheit zu erlangen, sinnvollerweise denken musste. War die Hexe letztlich nur ein Haufen fein geschnitzter Widersprüche, sich selbst nicht verstehend? Vernebelt im Verstand von den Mächten, die sie so gerne vorgab, kontrollieren und beherrschen zu können? Trotz der Zeit, welche die beiden nun schon miteinander verbracht hatten, fehlte noch immer die Antwort hierauf. Sie war so distanziert, wenn sie berichtete. Emotionslos, fast wie ein auktorialer Erzähler, der das Leben einer anderen Person dokumentierte. Und selbst hierin ging es niemals um das, was sie wollte, sondern immer nur um das, was sie wurde. Auch die Erwähnung von Nela Vali hatte der Frau keinerlei Reaktion abgerungen. Weder in die eine noch in die andere Richtung. Wirklich? Kaum ein Jedi hätte sich dereinst so distanziert über seine eigene Biographie geäußert wie Nigidus das getan hatte. Wo war denn der Wille? Die Emotion, Unbändigkeit? Keine Trauer. Kein Bedauern. Keine Wut. Keine Freude. Keine Befriedigung. Nichts. Nichts, was irgendwie Aufschluss darüber hätte bieten können, wie sie zu ihrer Vergangenheit stand. Wo war das vermeintliche Ergebnis dessen, dass man diesen Pakt mit der Dunklen Seite achtete? Nichts davon war zu sehen. Sedrael ließ kurzzeitig den sie amüsierenden Gedanken zu, dass Nigidus tatsächlich weitaus weniger Emotionen nach außen hin zeigte, als der alte Orden es jemals verlangt hätte - tatsächlich erschien sie viel mehr wie ein steifer, alter Jedi-Meister, der nur noch alte Geschichten erzählte, aber keinerlei Leidenschaft dazu mehr aufbauen konnte und hin und wieder eine Weisheit zum Besten gab. Beinahe langweilig. Das war eine irritierende Beschreibung und nichts, was Sedrael eigentlich erwartet hätte. Und eine, die vermutlich auch nicht dem entsprach, was tatsächlich hinter der Fassade in dem Vulkan brodelte, der jederzeit ausbrechen konnte. So waren immer nur kleine Schritte in ihre Richtung möglich, zu kleine vielleicht. Doch Sedrael musste Acht geben, sie war nicht selbstmörderisch. Trotz aller Obliegenheiten der Jedi hing sie durchaus an ihrem Leben und hatte nicht vor, es leichtfertig aufs Spiel zu setzen, sofern es sich vermeiden ließ.

So blieb es lediglich bei einem Blick, den sie irgendwann müde abwandte und sich in Richtung eines der Zelte begab. Bald würde auch diese Passage wieder ihr Ende finden und vielleicht führte das Ganze dann auch nicht mehr tiefer hinein in die Abgründe, die sich auftaten. Wortlos schob Sedrael das Zelt auf und verschwand darin. An anderer Stelle hätte sie sich schutzlos fühlen können, doch an diesem verlassenen Ort schien es nichts zu geben, das in irgendeiner Form gefährlich werden konnte. Selbst ihr Verfolger schien nicht feindselig, darum sah sie keine Schwierigkeiten darin, zu Bett zu gehen. Sie legte ihre purpurne Robe und die Tunika ab, bis sie nur noch ein helles Shirt trug, geriet aber kurzzeitig ins Stocken, während sie den Stoff in ihren blassen Händen hielt, die allmählich rot zu schimmern begannen. Ihre Bewegungen wurden etwas langsamer. Sedrael kniff die Augen zusammen. Etwas stimmte nicht. Sie hielt sich krampfhaft am Stoff fest, so als könnte er sie beschützen, während sie mit geöffnetem Mund das Zelt betrachtete. Dann verschwanden ihre blauen Pupillen im Weiß ihrer Augen.
„Es ist Zeit“, sagte plötzlich eine männliche Stimme dumpf, in echoartigem Klang neben ihr. Sie fuhr herum. Zwischen Zelt und Lager stand jemand. Sie starrte die Person an, ein verschwommener Umriss. Eine schwarze Robe und dahinter irgendeine Art Schädel. Für Menschen leichenblass, fast wie die ihre Haut. Doch der Mann sprach nicht mit ihr. Schlieren bildeten sich in Sedraels Augenwinkeln, beinahe wie bläuliche Wolken, die sich vor ihren Augen ausbreiteten und alles wie durch einen unscharfen Filter wahrnehmen ließen. Sie hatte ihn schon einmal gesehen, irgendwie wusste sie das. Das finstere Menschenwesen trottete während seiner Worte aus dem Zelt hinaus. Draußen, noch eine düster gekleidete Gestalt, eine junge Frau. Doch es war nicht Reah.
„Was werden wir finden, wenn wir ankommen?“, fragte die Frau langsam, während sie sich aus einer sitzenden Position erhob. Der Schädel lächelte und leckte sich hungrig über tote Lippen. Geistlose, stierende Augen blickten aus den Höhlen hinaus.
„Lüge. Wahrheit. Von allem etwas.“
„Wie werdet Ihr es voneinander trennen?“
Das Lächeln wuchs zu einem Donnergrollen eines Lachens an, ein tiefes, kehliges Geräusch. Die Erheiterung des Bösen vor der amüsierenden Heuchlerei des Guten.
„Es geht nicht darum, es zu trennen. Es geht darum, es zu werden.“
Sedrael öffnete den Mund, um zu sprechen, doch es gelang nicht. Es gab keine Wörter zu sagen. Die Gestalt wartete keinerlei Reaktion seiner Gegenüber ab, die niemals kam, sondern verließ das Lager mit gezielten Schritten in eine Richtung. Irritiert blickte die junge Dienerin einige Sekunden lang der schwarzen Robe hinterher, dann sah sie auf die geöffnete Versorgungskiste. Eine fein gepflegte Hand schob sich kurzzeitig in Richtung der wertvollen Vorräte, bereit, sie in den großzügigen Taschen ihrer eigenen Robe verschwinden zu lassen, stoppte dann jedoch. Sie blickte zur kleiner werdenden Gestalt, die keine Anstalten gemacht hatte, Vorräte mitzunehmen. Ihre Hand krümmte sich, dann wandte sie sich ab und lief dem Schädel hinterher. Die Sephi blickte den beiden nach, blinzelte die Wolken fort, auch wenn es schwer war. Sie fühlte, wie der Dunst ähnlich wie Staubkörner gnadenlos an ihrer Haut rieb. In ihren Sedraels Ohren pochte etwas. Fast ein Rhythmus. Ihr Herzschlag? Die Beine fingen an nachzugeben und um den Sturz zu betteln. Schwarze Flecken fraßen sich in ihr Sichtfeld. Nein, noch nicht. Da war noch mehr. Irgendetwas verbarg sich noch in den Wolken, kam näher. Stimmen, ein… Gesang? Dann eine finstere, düstere Welt. Ein riesiger Platz mit vier turmhohen Säulen. An jeder ein blendendes grellweißes Etwas, schwerlich erkennbar in den dichten Wolken, die sie zu verdecken versuchten. Ein Geheimnis. Eines, das niemand leichtfertig erfahren durfte. Doch dann eine kurze, verstohlene Blicköffnung in der diesigen Dunkelkammer – es waren Körper, je einer angekettet an ihre Pfähle. Blitze. Rauchschwaden. Etwas schien zu passieren. Der Gesang wurde lauter, fordernder, aggressiver. Mit einem Mal gierten die Funken in Richtung der Körper. Bizarre Energie griff nach den vier Säulen, an denen die eingekerkerten Seelen verstört brüllten, ehe ihre Körper in äscherne Knochen verwandelt wurden. Singende, beinah betende Gestalten auf den Knien, die Hände zitternd, flehend zum Opferritual. Selbst unsicher und überwältigt, leidend. Vesperum, riefen sie, immer wieder, suchten ihr eigenes Heil in unbedingter Inbrunst. Und inmitten all der Groteske stand der Totenschädelmensch in einer Vertiefung, mit noch zerstörterer Haut, die wie altes Leder rissig und furchendurchzogen um seinen Schädel hing und jederzeit abzufallen drohte. Tiefste Augenringe zeichneten das graue, grässliche Antlitz. Überall der Geruch von Tod und Verderbnis, die alles überdeckte. Dämonengleich ließ sich der Schädel von den Mächten vereinnahmen, gefügig, bereitwillig. Ohne Reue. Mit in die Luft gereckten Klauenhänden beschwor er die fanatischen Kräfte jenseits vorstellbaren Wahnsinns, während sein Geist vom Nektar finsterer Energie kostete, ohne seinen Körper davon probieren zu lassen. Wie ein Geschenk der Henkersmahlzeit thronte sie eine Zeit lang über seinen Klauen, gierig wollte ein Teil von ihm sie verspeisen und die Blutenergie in sich aufnehmen. Um ihn herum verzerrte sich die Wirklichkeit, schien reale Welt und Fiktion einen Sekundenbruchteil zu spalten. Aber irgendetwas hielt zurück. Seine Augen tobten wütend. Es reicht nicht. Nicht genug. Mehr. Unzufrieden knurrte der Schädel, dessen Adern heftig pumpten. Doch plötzlich brannte Sedraels Schulter, als ein Feuerschein neben ihr aufflammte und eine brennende Hand sie herumriss.
„Fort, Jedi!“, spuckte ihr eine uralte Frauenstimme entgegen und entfachte die Hölle in Sedraels Körper, als sich die Hand um ihren Hals legte und sie in peinigende Flammen aufgehen ließ. Am Ende blieb nur wieder die Schwärze, wie verkohltes Fleisch.

Sie schreckte auf. Binnen einer Sekunde war sie wie elektrisiert aufgesprungen und geriet dabei schwer atmend beinahe aus dem Gleichgewicht. Es war wieder geschehen. Und… jetzt? Schweiß tropfte von ihrer Stirn hinunter. Mit zittrigen Händen warf sie sich nur rasch die unordentlich neben ihr am Boden liegende Robe über ihr Shirt, wankte mit Mühe in Richtung des Zeltausgangs, den sie aufriss und nach draußen stolperte. Sie sah die geöffnete Versorgungskiste, da, wo die Dienerin gesessen war. Keuchend folgte ihr Blick dem Weg, den der Mann genommen hatte, hinein zwischen die Schluchten. Und irgendwo zwischen all den Eindrücken saß plötzlich jemand mitten im Lager. Erschrocken und völlig überrascht zuckte Sedrael zusammen und machte instinktiv einen Schritt zurück, trat dabei gegen die Versorgungskiste, die daraufhin lautstark umfiel. Noch nicht vorüber? Sedraels blaue Augen durchforschten die Umrisse der Person, die sich langsam schärften. Eine Frau. Doch… der Jemand war nur Reah. Die Last fiel ihr von den Schultern, ließ sie neben der Kiste zusammensinken. Sie war zurück. Immer schon war es schwer gewesen, zwischen Realität und Traum zu entscheiden. Und zwischen dem, was mehr als Traum war. Es wird dich dein Leben begleiten, hatte ihr Meister gesagt. Vermutlich war sie deswegen seine Schülerin geworden, die eines Sehers. Aber ich kann dir helfen, es zu trennen. Damit umzugehen. So weit war es nie gekommen, zu wenig Zeit. Es hatte nicht gereicht. Nicht genug.

Mit keuchenden Atemzügen blieb sie sitzen. Sie schluckte den Schleim in ihrem Mund herunter.
„Ich habe ihn gesehen“, sagte sie dann mit brüchiger Stimme, sich unklar darüber, ob Reah sie bereits bemerkt hatte oder nicht. Mehr Erklärung war nicht notwendig. Sedraels Blick starrte ohne zu blinzeln in das geschwärzte Holz, in das, was vom wärmenden Feuer der Nacht übrig geblieben war.



Re: Einöde von Korriban - Reah Nigidus - 16.01.2017

Oh schemenhafte Schattenwelt, liegt dort zu den Füßen aufbereitet und verströmt das bittersüße Aroma von Abscheu und Verlockung. Ein Fuß nach vorn, vielleicht noch zwei, drei Schritte hinein in das, was sich dort anbot. Ein Portal. Ein Tor. Reah starrte auf das fremdartige Ding vor ihr, dass grotesk an ein Herz erinnerte, doch es hatte böse, verquollenee Augen, halbvermodert und stank entsetzlich nach Verderbnis. Die Quelle des üblen Geruchs mussten die zahlreichen kleinen Poren sein, die sich schnell öffneten und wieder schlossen und aus denen das unangenehme Miasma hervordrang, dass diese Umgebung verzerrte und verformte. Es hing an dünnen, fleischartigen Fäden, deren schimmlige Oberfläche im fahlen Mondlicht weißlich glänzte herab. Wie eine Marionette, die auf die Züge des Puppenspielers wartete. Der Rest dieser seltsamen Umgebung erinnerte an eine Höhle, mit zahlreichen Luftlöchern zur Oberfläche jedoch, durch welches das Mondlicht seinen weg herein fand. Der üble Gestank dieses Dinges vermischte sich mit der allgegenwärtigen Feuchtigkeit und machte das Atmen der Luft beinahe unerträglich. Reah musste sich beim Anblick der abscheulichen Kreatur zusammenreißen, die sie doch auch gleichsam mit Faszination erfüllte. Die finsteren Augen, mit denen der obere Teil des dunklen Herzens überwuchert war, fixierten die Besucherin, der nicht klar war, wo sie sich befand. Dies war nicht Korriban, aber sie war auch nicht fortgegangen. Und doch war es auch mehr als ein Trugbild, echter und fassbarer als das Phantombild des imperialen Kampfläufers. Sie wandte den Blick von dem entsetzlichen Ding ab, dessen dumpfes Schlagen trotz allem ein regelmäßiges Geräusch in ihren Ohren blieb. Sie taste die Wände entlang um nach einem Ausgang zu suchen und bemühte sich, zu einem der größeren Löcher zur Oberfläche zu gelangen, doch waren die Wände zu glatt und die Höhe dieser Grotte mochte in der Dunkelheit enorm täuschen. Die Unsicherheit in der Frau schlug langsam zur Panik über, der Pulsschlag zweier Herzen nahm zu, als aus abtasten kratzen und schlagen wurde. Sie betrachtete ihre Hand, die hier im Dunkeln so gänzlich fremd wirkte, wie die Klaue eines wilden Tieres, das nach Beute und Blut suchte, sich nun aber gefangen sah und nicht mehr entkommen konnte. Die Tierkralle grub sich ins eigene Fleisch, schälte dünne Streifen von der Schulter und ließ das Blut sanft herabströmen, während sich ihr Kopf begierig danach reckte, die Zunge versuchte einen Tropfen von dem Nektar zu erhaschen und ihn doch nicht erreichen konnte. Maledictus Bestia, wisperte eine ferne Stimme in den grässlichen Pfuhl, Mater Sanguine. Die Bestie die sich selbst verzehrte, blickte auf und suchte nach diesem Flüsterer im Dunkeln. Mit Blut in den Augen jedoch, halbblind vor Schmerz selbst zugefügter Wunden konnte sie nur wieder das entsetzliche Ding im Zentrum dieser verdorbenen Grotte erkennen. Aber ja. Vom Wahnsinn gesteuerte Blutgier trat in die Augen, die Herzkammer war das Tor, das Blut war der Schlüssel, hinaus aus diesen Käfig. Die Kreatur zerriss das ekelerregende Herz und labte sich an dem verfluchten Blut, das ebenso abscheulich roch wie das Miasmas, dass diesen Ort erfüllte.

Nach einer ganzen Weile erwachte die Kreatur schließlich an einem fernen Strand, dessen weites Meer still und tot vor ihr lag. Aus dem fahlen Wasser schienen verdorrte, rankenartige Gesteinsformationen zum Himmel hoch zu wachsen und als ihr Blick zu den Gestirnen hinaufwanderte, offenbarte sich ihr der Mond am Horizont so breit und trächtig, als ob er eine Sonne gebären wollte. Himmel und Kosmos schienen in dieser surrealen Welt zu einer Einheit zu verschmelzen und kitzelten an allen Instinktes des Raubtiers, das mit einem fremdartigen Geräusch, dass niemals von menschlichen Stimmbändern stammen konnte, den leuchtenden Himmelskörper anheulen wollte. So kroch sie nun weiter vor und begann damit, ihren Leib aufzurichten. Ihre Schritte waren schwer und langsam, denn der schmale Küstenstreifen schien eher einem Morast gleich, eine klebrige, zähflüssige Masse, auf der sie nun mühsam voran trottete. Entgegengesetzt vom endlosen Meer befanden sich hohe Felsklippen, die einen Aufstieg unmöglich machten. Doch während sie voranging, konnte sie von weither Stimmen vernehmen, ähnliche jenen, in dieser schrecklichen Grotte mit diesem abscheulichen Herzen, dessen verdorbenes Blut sie getrunken hatte. Davon angezogen und nicht in der Lage sich dagegen zu wehren, wankte und tastete sich die Bestie nunmehr durch den verschlammten Strand in der Hoffnung zu einem Ende zu finden, dass diesen Albtraum aus den Tiefes des Abgrundes zu einem Ende kommen ließ. Nach etlichen Schritten wurden die Stimmen deutlicher und schienen eine Art [link=https://www.youtube.com/watch?v=tuHzagjqOLU]Gesang[/link] zu bilden? Oder ein Beschwörungsritual? Eine Anrufung? Sie wusste es nicht, doch der klang der Worte wirkte verstörend und entsetzlich und jeder Faser ihres Körpers wollte davonlaufen, wurde aber von einer unsichtbaren Macht dazu getrieben, weiter nach vorn zu gehen. Irgendwann erreichte sie steinerne Stufen, die gezielt und kunstvoll aus schwarzem Granitstein geschlagen wurden und verschlungene Verzierungen aufwiesen, die Reah keiner ihr bekannten Spezies zurechnen konnte. Vielmehr wirkten die Stufen wie ein uralter Aufstieg zu einem Tempel wo vor langer Zeit einmal längst vergessene Gottheiten verehrt worden sein mochten. Die Lautstärke des Gesangs war nun beinahe unerträglich, obgleich sie nirgends ein anderes Wesen erblicken konnte, dafür aber ein Ende des langes Aufstiegs. Die Treppen endeten auf einem weit unterspülten Klippenvorsprung, in denen nunmehr verwitterte und nach Tiefsee riechende Marmorplatten eingelassen wurden. Kurz vor dem Ende des Vorsprungs befand sich zudem ein paar rund gehauener Säulen, die von Meer, WInd und Salz gepeitscht, aber bereits halb verfallen waren. Reah kam zwischen jenen Säulen zum Stillstand und blickte hinunter in die Tiefe, wo das Meer noch immer ruhig und einladend vor ihr lag. Im Wasser unter ihr, spiegelte sich nun perfekt die Silhouette des riesigen Mondes, der den Fluten das Antlitz von reinigendem, flüssigen Silber verlieh. Tritt vor und lass dich fallen., säuselte eine Stimme in ihr Ohr und sie bemerkte, dass der grausame Gesang plötzlich verstummt war. Übergib dich der Tiefe. Sei... frei. Die Bestie trat vor, ehe ihr plötzlich ein grollender Ruf das Blut in den Adern gefrieren ließ: "Ihr verseuchte Ratte!" Ein dumpfes, lautes Knallen unterbrach die Stille und sie merkte nur noch, wie ihr die Sinne begannen zu schwanden und ihr Leib gedankenlos zusammensackte.

Andernorts schlugen ihre Augen erneut auf und erblickten nun wieder Korribans Morgensonne, die langsam die Dämmerung vertrieb und die schreckliche Macht der Nacht brach. Sie atmete schwer und ruckartig und obwohl ihre Augen klar und nüchtern dem Horizont entgegenblickten, wusste sie das jüngst erlebte noch nicht einzuordnen. In diesem Moment, mit diesem ruckartigen Erwachen, war es nicht einmal mehr ganz greifbar. Ihre Hand tastete planlos im roten Sand Korribans, wenn auch nur, um ihrem Geist zu vermitteln, dass sie wirklich hier war und nicht woanders. Oder waren Traum und Wirklichkeit gar nicht so verschieden? Vielleicht war beides gleich viel wert, vielleicht beides gleich falsch. Ebenso sehr Lüge wie Wahrheit. Doch der Gedanke war sträflich, als eine neue Woge Schmerzes ihren Leib erfüllte und sie bitter daran erinnerte, dass Wunden in der Realität tatsächlich schmerzten und sich nicht durch eine Nacht der Meditation ausmerzen ließen. Reah biss die Zähne zusammen und begann damit, sich umzusehen. Ihr Blick landete schließlich zwischen den Versorgungskisten von denen eine nun umgestürzt auf der Seite lag, der laute Knall wohl, der diesen Traum hatte enden lassen. Dazwischen befand sich Sedrael und es brauchte nicht erst die Macht um zu erkennen, dass mit der Jedi etwas nicht stimmte. Sie wirkte... verstört. Stellenweise vielleicht sogar verängstigt. Ihre Gedanken überschlugen sich nun, als sie versuchte sich aufzurichten, was sich angesichts ihres angeschlagenen Körpers als schwerer herausstellte als gedacht. Die verfluchte Bestie, das schreckliche Herz... hatte sie...? Reah betrachtete ihre Hand, blickte noch einmal zu Sedrael als sie langsam und vorsichtig herüber wankte. Nein, kein Blut aber... "Ich...", begann sie unsicher und zittrig, "Hab ich...?" Sie kam näher und ließ sich neben der Jedi nieder, versuchte ihre Gedanken zu fokussieren, sich zu konzentrieren. Sedrael hatte etwas gesagt. Sie hat ihn gesehen. Es lag nicht an ihr, dass die Jedi so verschreckt wirkte. Und es gab auch nicht viele Männer, die ein Wesen so... angebrochen zurücklassen konnten. Reah versuchte ihre Atmung unter Kontrolle zu bringen, wieder ruhiger und gleichmäßiger, weniger hektisch. Die Hexe suchte nach Worten, schien aber nicht in der Lage welche zu finden. Er war hier gewesen, Korriban war ein Nexus der Macht. Sie hatte nur nicht gedacht... es konnte jeden treffen sicherlich, doch das Sedrael eine Vision empfing erschien ungewöhnlich, wirkte sie doch nicht zwingend wie eine Person, die stark mit der Macht im Bunde war. Aber derlei konnte täuschen und ein starker Machtnutzer mochte nicht zwingend ein guter Seher sein. Reah schwieg noch einen Moment, ehe sie schlicht fragte: "Was ist geschehen?"



Re: Einöde von Korriban - Sedrael - 24.01.2017

Rankenreich schlang sich Gedanke um Gedanke um den blassen Körper, rastlos inmitten belangloser Materie. Das gefiederte Krähen in der Ferne war wieder lauter geworden, hallte nunmehr krächzend als spöttisches, höhnisches Gelächter. Die Schwingen badeten im See aus Realität und Fiktion, doch wenn sie nach dem Wasser griff, entrann es nur zwischen den grauen Fingern, unklar, welcher Teil davon nun echt war und welcher nicht. Und was bedeutete echt überhaupt? Wie real mochten Traumbilder am Ende wirklich sein – Gegenwart, Zukunft, Vergangenheit. Vielleicht alles, vielleicht nichts. Doch dieses hier, es erschien nicht wie die Schimäre eines einfachen Geistes, es schien mehr zu sein als eine bloße Verknüpfung, die das Gehirn im Schlaf arbeiten ließ und zusammenhangslose Bilder präsentierte. Das hier, es war echt gewesen, in irgendeiner Form. Womöglich nicht in einer greifbaren Form. Und dennoch. In ihrer Nase roch sie noch immer den diesigen Rauch, als die Körper in Asche vergangen waren, spürte die Elektrizität in der Luft, die ihr die Nackenhaare wanken ließ. Und noch immer schien ihre Haut zu dampfen von all den Flammen, die sie verschlungen hatten. Sie betrachtete ihre Handfläche einige Sekunden lang, befühlte sie misstrauisch. Eiskalt. Keine Spur von der flammenden Hitze, die sie eben noch gespürt hatte. Auch an ihrer Schulter nicht. Eigentlich schien alles normal. Und doch war es das nicht. Die Schmerzen waren echt gewesen oder zumindest hatten sie sich echt angefühlt, für diesen einen kurzen Moment. Zu ihrem Glück war es aber so intensiv gewesen, dass sie sofort aus der Illusion gerissen worden war. Andererseits war auch genau das das Irritierende daran.

Es dauerte eine Weile, ehe sie verarbeitet hatte, dass neben ihr nun jemand saß und eine Stimme in ihren Kopf eindrang. Dennoch brauchte es einige Zeit, ehe sie überhaupt darauf reagierte, darauf wartend, dass sich ihr Körper wieder normalisierte. Doch zu jung war es, die Unruhe in ihrem Innersten und das Zittern ihrer Hand stoppte nicht, ihr Blick weiter darauf fixiert, da sie nicht in der Lage war, ihren Blick zu Reah anzuheben.
„Ich weiß es nicht“, entgegnete sie der Frage dann frustriert, fast schnippisch, nicht in der wohltuenden, kontrollierten Stimme wie sonst. Woher sollte sie diese Dinge immer wissen? Sie seufzte unterdrückt, atmete dabei sehr langgezogen aus und könnte dabei in ihrem Inneren die Herzschläge zählen. Allmählich sammelte sie die Worte in ihrem Kopf an, ehe sie mit ruhigerer Stimme fortfahren konnte.
„Es war eine Art Ritual. Irgendein krankes Experiment mit anderen Leben. Aber was es auch war, es gelang nicht. Er schaffte es nicht.“
Noch nicht? Sie sprach es nicht aus. Die Bemühungen des Totenschädels waren drängend, quälend. Fast so als habe er solche Dinge bereits mehrfach versucht und niemals war das erwünschte Ergebnis eingetreten. Es würde also immer noch mehr sein müssen. Bis… ja, bis was passierte? Was war der Zweck des Ganzen? Unmöglich zu sagen. Visionen waren zumeist unklar, schwierig zu lesen, als wurde die Realität hinter dem unscharfen Schleier wahrgenommen, der ungewollten Spielraum für Interpretationen eröffnete, wo keine sein durften. Ihr Meister hatte versucht, sie darauf vorzubereiten. Techniken begreiflich zu machen. Ruhig werden. Sich öffnen. Sich darauf einlassen. Sich hingeben. So einfache Worte und Ratschläge und doch so schwierig anzuwenden. Vermutlich hätte sie es heute besser gekonnt, wäre sie länger bei ihm geblieben; trainiert, allein und in Sehergruppen. Auf der anderen Seite, vermutlich wäre sie dann nun bereits tot, wie der Rest ihrer alten Weggefährten. Was das Gesehene auch war und vor allem, was dessen Zweck darstellte – es war ein diabolisches Unterfangen, eine blutige Pervertierung der Macht selbst, unnatürlich als künstlicher Stachel im Gefüge, den ein Wahnsinniger dort immer weiter mit gierigen Klauen hineinschlug in der vagen Hoffnung, dort nach den Gedärmen zu greifen, sie sich gierig einzuverleiben und ihre Kraft in sich aufzunehmen.

Vielleicht hätte sie noch mehr erfahren können, wäre dort nicht das Wesen in den Flammen erschienen. Eine eigenartige, verwirrende Erscheinung. Es war das erste Mal, dass innerhalb einer Vision etwas auf sie reagiert hatte – ansonsten waren sie stets passiver Natur. Man sah, erfuhr etwas, doch ohne Bezug zu der eigenen Rolle innerhalb des Gesehenen. Sicherlich auch deswegen hatte es sich so real angefühlt. Und ohne Zweifel musste das etwas bedeuten. Dass es hier anders war als bisher, ließ die Sephi frösteln. Was sie auch immer suchten, es mochte etwas sein, das beide noch nie zuvor erlebt hatten oder sich gar nicht erst vorstellen konnten. Sedraels große Augen blickten geweitet in das Gesicht ihrer Gefährtin. Sie schluckte kurz, dann kamen ihre Arme aus dem Schutz der purpurnen Robe hervor. Süß kitzelte die Brise ihre Haut, sorgte für leichte Gänsehaut, als die Luft sie streichelte. Ihre beiden Hände landeten jeweils auf Reahs Schultern, drückten gegen diese, fast schon zu fest.
„Reah, wir müssen sehr vorsichtig sein“, fuhr sie fort, drängend und kopfschüttelnd. „Irgendjemand unterstützt ihn… oder irgendetwas. Etwas Mächtiges. Es ist in seinem Kopf, labt sich an seinem Irrsinn. Und es möchte nicht, dass er gestört wird.“
Was mochte es sein? Sie hatte keine Idee. Die Flammen waren zu grell, die Zeit zu kurz gewesen. Irgendeine Form von Intelligenz musste irgendwo in dem Inferno stecken, doch Sedrael war sich nicht sicher, ob es wahrlich eine kluge Idee war, in es zu greifen, nur um dies herauszufinden. Vielleicht würden sie es dann finden, doch nur um den Preis von Schmerzen und verbrannten Gliedmaßen. Ob es das wert war? Vermutlich nicht, doch am Ende des Tages hatten sie ohnehin keine echte Wahl. Sie waren gestrandet und ohne Ergebnisse würde man sie nicht mehr abholen, das hatte man ihr auf dem Weg klargemacht. Endloses Vegetieren auf einem kahlen Planeten oder das Eintreten in die Höhle des Rancors, um womöglich Fragen zu beantworten, die besser niemals jemand aufgeworfen hätte. Ihre Geschichte würde hier nicht enden, das schien ihr die Macht mitzuteilen. Visionen bedeuteten etwas und die Macht hätte keine entsandt, um sie einer Sterbenden zu offenbaren. Das ergab keinen Sinn. Und doch wusste sie, dass noch mehr da war. Irgendetwas war seltsam. Stimmte nicht. Sie konnte es fühlen. Einzelne Salzkörner, die in der Wunde verstreut wurden, unachtsam oder vielleicht auch gezielt. Etwas an Vision war vertraut gewesen – nichts von dem, was sie gesehen hatte. Es war ein Gefühl, im Hintergrund lediglich, während des Lagers – nicht mit der Hand zu fassen und doch wusste man, dass es da war, wenn man nur genug im Fluss der Macht gelauscht hatte. Und dann war sie da, die Erkenntnis. Es war die Art und Weise, wie die Macht sich verschob und dehnte, streckte. Bei jedem ein wenig anders, meist nur ein wenig. Wie ein Fingerabdruck. Aber niemals würde die Sephi diesen Augenblick vergessen auf ihrer Heimatwelt, als sie genau das das erste Mal fühlen musste. Und auch gerade jetzt wieder tat. Sedraels Griff auf Reahs Schultern lockerte sich von einer Sekunde auf die nächste völlig. Ihre Hände hoben sich um ein paar Zentimeter an. Sie blinzelte überrascht, starrte dann der Hexe ins Gesicht, anders jedoch als zuvor.
„Du warst bereits hier“, sagte sie dann, tonloser als eben noch. Es war keine Frage. Instinktiv schob sich ihr Kopf ein Stück von Reah fort, als wolle sie direkt Abstand gewinnen. „Vor kurzem erst. Während er hier war.“
Was mochte das bedeuten? So viele Möglichkeiten. Aber in dem Moment war ihr Kopf bereits so leer, dass sie nicht in der Lage schien, ihn sich für weitere Gedankenspiele zu zerbrechen. Und doch war da wieder diese nagende Saat, das Misstrauen. War am Ende doch alles nur ein abgekartetes Spiel, in dem der Schädel und die Hexe kooperativ spielten, am Ende aber beide ihre eigene, ganz spezielle Rolle innehatten, um gemeinsam möglichst erfolgreich dabei zu sein?


Re: Einöde von Korriban - Reah Nigidus - 24.01.2017

Reah blickte verdutzt drein. Es war lediglich eine Frage gewesen, kein schulmeisterlicher Test, keiner, der Grund dazu gab ihr in diesem ungewöhnlich genervten Tonfall zu antworten. Nur eine simple Frage, die keinen Grund zur Frustration geben sollte, wo sie doch ohnehin nie viele Fragen gestellt hatte und wohl auch nicht stellen würde - die Dinge ergaben sich im Laufe der Zeit von selbst und es war meist nicht nötig herumzustochern nur um die eigene Neugierde zu befriedigen. So sie denn Neugierde gegenüber Personen besaß und soweit es Reah derzeit sagen konnte, tat sie das nicht. Ein Individuum war stets nur eine Gegebenheit mit der sie Leben und Arbeiten musste, dass aber meist nie ihr tiefer greifendes Interesse weckte. Selbst bei der Jedi war das kaum anders - Reah mochte sie, auf ihre eigene verschrobene Art unternahm aber nichts, um tatsächlich mehr über die Person zu erfahren, was aus ihrer Sicht auch nicht problematisch erschien - zumindest nicht überwiegend. Es mochte hin und wieder zu Situationen wie dieser führen, in denen Sedrael sprunghaft abweisend reagierte weil die Hexe nicht wusste, welch unterbewussten Nerv ihre Frage getroffen haben mochte und sie als Resultat dessen verwirrt zurück ließ. Reah schwieg vorerst und wartete ab. Das war gewiss nicht alles, mehr eine Abwehrreaktion, die der Jedi Zeit verschaffen sollte, obgleich sie davon mehr als genug besaß. Es drängte nicht unmittelbar, sie konnte in Ruhe nach Worten suchen, ohne Eile. Auf diese Welt lief ihnen nichts davon und jeder Moment, den sie hier, in diesem verlassenen Lager Vesperums sitzen würden, wäre ein Moment, den sie länger lebten.
Nach mehreren Augenblicken brach das schweigen und wurde wieder von Sedraels kontrollierter Stimmlage dominiert, als ob sie sich in diesem Moment dazu zwingen musste die Gelassenheit der Jedi aufrecht zu erhalten. Vielleicht um ihre eigene kleine Illusion einer guten Jedi zu ehren oder auch nur aus Gewohnheit - es machte am Ende auch keinen großen Unterschied. Irgendwo mochte die Dunkelheit ihre Finger bereits nach ihr ausgestreckt haben, streichelte sie sanft und injizierte das Toxin mit jeder Berührung. Ob es Korribans finstere Präsenz war oder Reahs Taten, die ihre Welt wohl verfinstern mochte konnte die Hexe nicht klar sagen. Aber es nagte an ihr. Irgendwo. Irgendwo würde es immer an ihr Nagen, bis sie irgendwann daran zerbrach oder die Entschlossenheit erlangte, dagegen tatsächlich anzukämpfen.
Die dunkle Jedi lauschte den Worten Sedraels, kommentierte diese aber zunächst nicht. Das Bild schien nur flüchtig gewesen zu sein, interessant zweifelsohne, aber unvollkommen. Etwas wichtiges fehlte. Das Detail des Ausgangs, der Zweck, dem es dienen sollte, denn so wie es ihr dargestellt wurde, konnte sich Reah nicht erklären wozu es dienen sollte. Wenn der Grund dafür verborgen im Dunkeln lag, war die Erkenntnis, dass er sich an einem dunklen Ritus versuchte nur ein Puzzlestück, es grenzte ein wonach sie suchten, warf aber mehr Fragen auf, als es beantwortete. Und doch versprach es auch Hoffnung - wenn es Vesperum nicht geschafft hatte, konnte er immer noch aufgehalten werden. Aber.. war da noch mehr? Es schien, als würde Sedrael etwas zurückhalten, etwas, über das sie nicht unmittelbar sprechen wollte. Die Hexe kommentierte das gesagte nur mit einem schwachen Nicken, sie hatte verstanden, aber es reichte noch nicht für ein Gesamtbild aus.

Reah durchsuchte ihre eigenen Erinnerungen, versuchte sich noch einmal ihre ersten Erlebnisse auf Korriban in Erinnerung zu rufen aber... da war nicht viel. Als sie Vesperum und seine Begleiterin fanden, sahen sie fürchterlich aus, wie ein Mann, der in die Hölle hinabgestiegen war und sich nur mit letzter Mühe wieder daraus befreien konnte aber sie hatte damals nicht auf Absonderlichkeiten geachtet, nein, damals... vor ein paar Wochen, vor Firrerre war die Welt einfacher gewesen. Weil sie nur noch das Schwarz kannte, ganz ohne Licht, in perfekter Reinheit. Doch mit dem Licht kamen die Kontraste, kam die Diversität und was einmal einfach und simpel schien, wurde unmerklich komplizierter. Es war, als hätte dieses schwache Glimmen auf Firrerre gezeigt, wie düster der Schatten war, der aus den Katakomben Korribans heraus erwuchs - etwas, dass sie im tiefsten Dunkel nicht erkennen konnte und mehr noch, vielleicht auch gar nicht wollte. Doch mit Vesperums Rückkehr, gelangte auch das Wissen der Alten zurück, die Wege der Sith, der Lebensfresser, die alles verzehrten bis nichts mehr über blieb und das, wo Dunkel doch Leben bedeuten mochte. Oder etwas nicht? Waren es nicht die Aspekte der Dunkelheit, die dem Leben erst seinen Reiz kamen? Die Emotionen, Leidenschaft, Freude, Liebe und Hass entsprangen doch alle jenem Keim, den die Jedi als abstoßend und verboten betrachteten. Doch wie kann ein Sith, dieses Dunkel selbst verschlingen wollen, wenn es doch nun seine eigene Ursprungsquelle war? Es passte nicht zusammen. Dunkel - Hell, das genügte nicht. Etwas fehlte, etwas dazwischen. Leere. Tiefe, endlose Leere die kam, wenn nichts mehr übrig war. Eine trostlose Einöde mochte das sein, wo einzelne Männer und Frauen willen- und ziellos umherirrten, sich kurzzeitig von Hirngespinsten antreiben ließen in dem Glauben, sie würden etwas erreichen. Ein Stück weit mochte sie selbst schon darin gefangen sein, der Teil, der vom Nektar der Sith gekostet hatte und nun nicht mehr den Weg zurück fand.
Etwas packte sie fest an der Schulter und holte sie zurück in die wache Welt. Sie schreckte hoch, merkte wie sich Muskeln verkrampften ehe sie in die weit geöffneten Augen Sedraels blickte und etwas von ihrer Anspannung abfiel. Es mochte nicht oft vorkommen, dass es Reah die Sprache verschlug, so sie sich nicht selbst zum Schweigen entschied, doch in diesem Moment schien es, als säße sie perplex und überrascht wie ein Kind, unfähig etwas zu unternehmen ein Teil davon mochte darauf zurückzuführen sein, dass sie körperlich und geistig eigentlich am Ende war und es sich nur nicht gestattete es einzugestehen. Sie blinzelte einmal, vielleicht als Zeichen dafür, dass sie gerade kaum zugehört hatte, ehe sich die Hexe daran versuchte, sich die Worte, die der Tat folgten zurück ins Gedächtnis zu rufen. Vesperum war nicht allein - nein, natürlich nicht. Er hatte eine Schülerin bei sich gehabt, aber das war es nicht, was Sedrael meinte. Es war mächtiger, größer und offenbar nicht greifbar, besaß dafür aber eine umso stärkere Präsenz. War dies der Schlüssel? Wenn es irgendeine Wesenheit gab, die sich Vesperums bemächtigt hatte, mochte dies der Ursprung seines Wahnsinns sein, mochte es sogar das sein, was sie hier finden mussten um das Übernatürliche zu entschlüsseln. Reah massierte ihre Stirnt, versuchte sich zu konzentrieren -es musste einen Weg geben es zu identifizieren. Vorsicht hin oder her - wenn es eine Wesenheit gab, die ihn vereinnahmt hatte oder mit der er kooperierte und dieses Ding sie vorher fand, war es ein Wettlauf gegen die Zeit. Wenn der dunkle Lord erfuhr was sie vorhatten bevor sie von diesem Planeten wegkamen, war es das Ende. "Wir brauchen mehr als das... einen Namen..., eine Spur...", murmelte Reah mehr zu sich selbst. Eine Spur, ja, nur ein kleines Echo. Ihr Kopf erhob sich. Ein Echo, ja, etwas, dass in der Macht lag, das nur schwerlich verblasste. "...einen Abdruck! Wir brauchen...", sie geriet ins straucheln, als sich Sedraels Hand plötzlich und schnell entfernte, als hätte sich ein Dorn in ihren Finger gebohrt. "Was?", fragte die Hexe vollkommen überrascht und aus ihren Überlegungen gerissen.

Sedraels Reaktion folgte prompt, trocken, wie eine Anklage hinter der versteckt bereits der Richtspruch steckte. Ja, sie war bereits hier gewesen und hatte derlei auch nie bestritten - aber was spielte das in diesem Augenblick für eine Rolle? Der Schatten blinzelte ungläubig als hätte er etwas offensichtliches übersehen, dass die ganze Zeit über da gewesen sein mochte, sich aber nie an die Oberfläche getraut hatte. Misstrauen, Misstrauen, dass einmal Verrat werden mochte. Reah lachte ebenso trocken, tonlos, beinahe ungläubig, ehre ihre Hand das Handgelenk Sedraels packte. "Du glaubst mir nicht?", ihre Stimme brach, lies die alte vertrocknete Kruste des Hohns aufbrechen und machte stattdessen Platz für Emotionen, für Zorn, Enttäuschung und Bitterkeit, die in den Worten vibrierten. "Du glaubst ich bin seine kleine Dienerin, nicht wahr?", sie gluckste und schüttelte den Kopf, "Seine kleine Schülerin, die brav die Artefakte für ihren Meister sammelt, die er bei seinem letzten Besuch hier zurücklassen musste? Du glaubst ich tue mir das freiwillig an? Das ist alles nur Scharade...", ein erneutes Lachen, ehe sie die Worte förmlich ausspie. "..ein Spiel!" Reah packte das Handgelenk fester, als sich ihr Ausdruck von Bitterkeit zu ernster Entschlossenheit wandelte. "Dann sag mir, was du siehst, Seherin! Sag mir was ich bin, wer ich bin und ich sage dir, ich bin keine Lügnerin. Ich habe dich nie belogen!" Ihr Griff wurde schwächer und die Hexe ließ los. "Ein Titel macht keinen Sith. Nicht aus mir."



Re: Einöde von Korriban - Sedrael - 01.02.2017

Erneut mussten sich Gedanken sortieren. Bei den ersten Worten Reahs stach irgendetwas in Sedraels Innerem, als wusste sie in dem Moment, dass etwas falsch war. Anders. Schwer zu beschreiben, aber der Tonfall war nicht das, was sie erwartet hätte. Zunächst schien es unklar zu sein, was ihre Gegenüber meinte – was sollte sie ihr nicht glauben? Irritiert blinzelte sie zunächst. Warum sie hier waren? Reahs Rolle in all dem? Es war keine Frage des Glaubens – mehr eine Frage des Vertrauens. Es spielte eigentlich also keine Rolle, ob die Hexe gelogen hatte oder nicht. Darüber hinaus… Lüge? Ein dehnbarer Begriff. Manche mochten das Verschweigen, dass sie bereits mit dem Schädelmenschen hier gewesen war, als solche bezeichnen. Es schien zu wichtig zu sein, um ausgerechnet diesen Teil auszusparen, als sie davon erzählt hatte. Welchen Grund also hatte es gegeben? Darüber ließ sich spekulieren. Sedrael glaubte ihrer Gegenüber also durchaus das, was diese ihr bisher erzählt hatte – sie hatte allerdings keinerlei Grund, der Frau blind zu vertrauen. Dafür war zu Beginn zu viel zerstört worden. Nicht die Glaubwürdigkeit, Reah hatte damals am Ende genau das getan, was sie angekündigt hatte. Das machte es nur nicht weniger verachtenswert und bedeutete gerade nicht, dass die Hexe ein klares Urteil besaß, dem sich Sedrael anschließen konnte.
„Mach mir nicht zum Vorwurf, dass du nicht offen bist, Reah. Vertrauen verdient man sich. Es ist nicht einfach da.“
Doch es war nur der Auftakt gewesen. Erst dann brach die eigentliche Antwort auf sie herein. Die Fülle gieriger Vorwürfe, die sich Bahnen suchten; das Gift, das in den Venen pulsierte und irgendwohin abgesondert werden musste. Dieses Mal konnte es sonst niemanden treffen. Sofort fühlte sich das Wesen in die Ecke gedrängt, in einer Verteidigungsposition, die es mit Klauen und Zähnen in der Offensive zu bewältigen versuchte. Dass Reah diese Worte so angreifend aufgenommen hatte, verstand Sedrael zunächst nicht, sah sie mit geöffnetem Mund weiter an. Von einer normalen Person hätte sie erwartet, dass diese sich nun erklärte – berichtete, was es mit dem Gesehenen auf sich hatte, um verständlich zu machen, wie die Dinge lagen. Das war der leichte, der allzu einfache Weg, welcher nur beschritten werden musste. Doch Reah Nigidus erklärte nicht. Natürlich nicht. Vielleicht die Eigenschaft dieser Person, die sie am schwierigsten machte. Anstelle also Dinge zu bereinigen, mit ein paar einfachen Worten, nahm gekränkter Stolz die Vormacht ein, keifte und schlug aus, um die Narben im eigenen Gesicht zu verbergen und die Aufmerksamkeit abzulenken. Angriff war die beste Verteidigung.

Und tatsächlich packte die Frau schließlich auch ihr Handgelenk, erst in einem festen Griff, dann aber gar mit einem Druck, der die Sephi überrascht ächzen ließ, als die Knochen grob aneinandermahlten. Sie zog die Augen zusammen, versuchte sich aus dem Griff zu lösen, doch erfolglos. Erst nach einer Weile gab Reah sie wieder von sich aus frei. Sedrael betrachtete ihr Handgelenk einen Augenblick lang mit großen Augen, so als wäre daran irgendetwas kaputtgegangen, zunächst schlicht überfordert von diesem plötzlichen Moment. Was… was glaubte diese Person eigentlich, wer sie war? Psychischer Schmerz, indirekt und vielleicht nicht einmal absichtlich verursacht war das eine. Doch jetzt war es ganz gezielt gewesen, die Frau hatte ihr dieses Mal wehtun wollen. Es gab keinerlei andere Beweggründe, Motive, die entlastend hätten aufgeführt werden können. Das war… neu. Nicht in der barbarischen Qualität, wie sie das Monster an dem bedauernswerten imperialen Offizier gezeigt hatte – aber es waren erste Indizien, dass auch das nicht mehr unmöglich schien. Der Gedanke, sich gegen den Hohn der Frau zu wehren, war dagegen nicht neu, sondern schon lange aus der Frustration gereift. Das hier, es war nur der letzte Tropfen. Alles kam hier gerade zusammen, und das nach dieser Nacht. Wo Sedrael bislang immer in einer Position der Schwäche gewesen war, empfand sie es dieses Mal als etwas anders – nicht unbedingt zum ersten Mal überhaupt, das war bereits auf Firrerre selbst gewesen. Aber jedenfalls zum ersten Mal seit Firrerre. Dieses Mal gab es kein monströses Raumschiff, das Reah im Rücken hatte. Keine Wachen, keine Soldaten. Kein Lichtschwert. Nur sie beide. Reahs Zustand war etwas besser als in der Nacht noch, ein wenig zumindest. Sich zu wehren… war kein Selbstmord mehr. Zurückstecken und gefügig sein, war anstrengend. Insbesondere bei dieser Verachtung, die immer wieder unterschwellig aufblitzte. Sedrael versuchte, langsam zu atmen, es gelang jedoch noch immer nicht. Etwas in ihr nahm Oberhand. Das Gefieder, das sich hier in der aufgehenden Sonne der staubigen Einöde wohlig beschienen ließ, raschelte kurz, gut genährt durch das Kratzen der attackierenden Worte und der Disziplin, die Vieles hatte so hinnehmen können. Irgendwann jedoch war zu viel schlichtweg zu viel. Immer wieder hatte man sie gereizt. Sie ballte die Faust. Ein Teil von ihr wollte der Hexe damit direkt ins Gesicht schlagen. Die Frau sollte einfach endlich aufhören, ihr Geschwätz und ihre Überheblichkeit, ihre Unklarheit, ihre Demütigungen. Gepresst atmete Sedrael noch immer aus, weiterhin angespannt von den Eindrücken aus den diabolischen Szenen der Nacht. In der Ferne brannten die ersten Sonnenstrahlen auf den Staub wie feuerscheinende Säulen, die die Erde verbrannt hatten. Lanzen, die aus dem Himmel hinabstießen und Unheil gebracht hatten. Firrerre. Der Gedanke überschritt den einen Punkt, der sie noch hätte zurückstecken lassen können. Ihre Hände griffen nach den Konturen des korrupten Kadavers, der neben ihr saß. Sie fanden den Stoff, der als Leichentuch über dem Aas lag, irgendwo in der Nähe des Schlüsselbeins und zerrten den Oberkörper näher zu sich heran, so dass ihre Köpfe nur noch ein paar Zentimeter voneinander getrennt waren, zwang die Frau damit, ihr direkt ins Gesicht zu blicken.
„Du denkst, du kannst mit mir umspringen, wie du möchtest?“, fauchte sie ihr hart entgegen, keine elaborierten, sorgfältig abgewogenen Sätze. „Ich habe nicht vor, mir alles von dir bieten zu lassen. Mir reicht es langsam.“
Vielleicht testete der Dämon in ihrer Gegenüber aus, was er sich alles erlauben konnte. Bislang hatte sie sich alles erlaubt und die Sephi hatte es toleriert, im Rahmen des Notwendigen. Doch der Spiegel hatte bereits mit einer ersten Wunde Risse erhalten. Die Wunde, sie war noch immer da, quoll jetzt wieder dickflüssiger hervor wie die Innereien aus der zerstörten Planetenkruste. Hatte die Frau all das schon wieder vergessen? Und glaubte sie allen Ernstes, dass Sedrael es einfach vergessen hatte? Nein, die Hexe tat so als wäre es nie passiert. Als hätte Sedrael irgendeine Form der Obligation, dieser Frau überhaupt nur irgendetwas zu glauben oder ihr gar zu vertrauen. Nichts hatte Reah verstanden. Gar nichts. Firrerre war ihr gleichgültig geworden, sie haderte nicht damit. Scherte sie nicht. Keine Erkenntnis, keine Anzeichen davon, dass sie etwas reute. Und jetzt wollte sie ihre Überlebende dazu bringen, ihr zu vertrauen. Bizarr vernebelter Verstand. Die Sephi schüttelte nur kurz den Kopf, ohne den Blick ihrer blauen Augen von dem Kadaver zu nehmen, sämtliche Gesichtszüge angespannt.
„Du sitzt hier, faselnd von Glauben und Lügen. Du hast meine Heimat verbrannt. Und es hat dich nie gekümmert, was es für mich bedeutet und was ich davon halte. Warum interessiert es dich also jetzt plötzlich, was ich glaube?“
Es ergab einfach keinen Sinn. Aber vermutlich suchte der Abgrund auch nie nach dem Sinn. Er war schlicht da, suchte sich seine Beute und labte sich zufrieden daran. Doch innerhalb von Reah steckte nicht nur der Abgrund, sondern eben auch noch das fleischliche Wesen, an dem sich gelabt wurde. Aber die Dunkelsicht schien den Unsinn nicht zu enttarnen, vielleicht weil die Materie sich die Frage gar nicht mehr stellte. Nicht mehr stellen wollte. Wie konnte sie also die Frage beantworten, die sie gar nicht kannte? Ein immer größerer Teil in ihr war es leid, sich damit zu befassen. Sich überhaupt mit der Hexe zu befassen. Nein, das war es eigentlich nicht. Sie war nur frustriert davon, dass Reah einfach nichts verstand. Als lebe sie in ihrer eigenen Gedankenwelt, in einer Schneekugel, die losgelöst von der realen Umgebung existierte. Hin und wieder schüttelte draußen jemand und sorgte für ein Spektakel im Inneren, ließ dort das Chaos frei – doch erlaubte es nur innerhalb eines klar begrenzten Raums. Ohne auf das große Ganze einwirken zu können. Natürlich… mochte es auch genau umgekehrt sein. Dass die Sephi selbst in ihrer eigenen Kugel gefangen war. Doch war das überhaupt möglich, wenn das, was sie lauschte, gerade nicht Teil des Spektakels war, sondern nur die Worte desjenigen, der sie hielt? Schwerlich fixierte sie ihren Blick wieder auf die Frau. Vermutlich war es die Kombination aus beidem. Und alles in allem hatte auch genau das dazu geführt, dass sie jetzt so hier waren, wie sie es waren – vor allem aber gemeinsam hier waren. Der Ärger über die Frau verrauchte dadurch langsam im Nebel der Gedanken. Sedraels verkrampfte Armmuskeln entspannten sich wieder ein Stück weit.
„Fass mich nie wieder so an“, sagte sie dann, leiser als eben noch. Gerade so hörbar. Eine Forderung, selten geäußert bislang, doch hier war sie nötig. Das Wesen dort, was davon noch übrig war, sollte wissen, wo die Grenze des Zumutbaren für ihre Gefährtin war. Grenzen mussten gesetzt werden, ehe sie nicht mehr abgesteckt werden konnten. Hier waren sie erreicht.
„Hast du mich verstanden?“


Re: Einöde von Korriban - Reah Nigidus - 01.02.2017

Es war nicht einfach da? Nein, es war nie da, nie da gewesen obwohl sie dachte, glaubte, hoffte eine solche Basis geschaffen zu haben. Was war die umgekehrte Konsequenz? Hatte diese kleine Jedi das bedacht? Sie wäre in tausend Teile zerbrochen worden, winzige Mikroben, die nie wieder zusammenwachsen würden und nach und nach ein Eigenleben entwickelten. Ihr Geist wäre ein weiteres Gefäß der Dunkelheit geworden, bis die schwarze Schlacke darin überquoll und ihren Körper in einen Zustand der Nekrose versetzte. Aber Reah hatte es nicht getan, hatte sich dagegen entschieden, mit allen Konsequenzen, die sich nun daraus ergaben. Von selbst. Uneigennützig. Was war es, wenn nicht Vertrauen? Wohlwollen? Ein Akt geringfügiger Gnade? Warum musste sie sich das anhören? Reah hatte ihr vertraut, doch wurde es zurückgezahlt? Nein, nicht im Geringsten. Es war als hätte jemand in ihr einen Schalter umgelegt, den Kern der Jedi freigelegt, der nun abermals entschied, dass alles, was aus dem Dunkeln kam, fleischgewordener Schrecken sein musste. Vielleicht war es sogar die Wahrheit, aber auch dann keine, die Reah erschaudern ließ. Nein,das erschreckende war, dass dieser kleine Funke Licht in ihren Schatten, der dem Dunkel seichte Nuancen und Akzente gab, plötzlich zu brennen begann und je heller das Licht, desto tiefer und schwärzer wurden die Schatten an den Wänden. Wände, an denen sie Stand, in deren düsteren Winkeln sie herum kroch, gerade so, um das kleine Lichtlein in der Ferne zu sehen, doch wohl darauf bedacht, Abstand zu halten, sich nicht daran zu verbrennen. Doch wenn es Funken Feuer wurde, musste es dann nicht im Blut ertränkt werden?

Etwas packte sie und zog sie an die flackernde Flamme heran, die nochmals aufhellte. Gefühle aus Angst und Überraschung bahnten sich ihren Weg an die Oberfläche, als sie, wie benommen und gegenwärtig nicht in der Lage sich zu wehren, in das fahle Antlitz der Jedi blickte. Zorn blitzte auf, doch nicht etwa ihr eigener, sondern Sedraels und dennoch war er wie süßer Nektar, an dem sich der Schatten laben konnte, das Gift, dass sie so bereitwillig trank, weil sie nicht mehr anders konnte, weil sie dachte, es wäre das einzige, das sie noch am Leben hält. Das Blut in ihren Adern pulsierte, ja, ein Teil von ihr wünschte es sich sehnlichst, wollte diesen Moment in dem die Kruste der Jedi aufbrach und all das herausfloss, was unter strenger Beherrschung so lange versiegelt war- Zorn war ehrlich, ungeschönt und schmerzhaft, schob einfach beiseite, was sich in normalen Gesprächen als nichtige Floskeln einschob und reduzierte alles auf die Essenz dessen, was eine Person tatsächlich dachte.
Sedraels Worte waren schlicht, simpel, auf groteske Art so einfach gestrickt wie der animalische Verstand, der den Geist Reahs dominierte und der alle Anzeichen von gesunder Logik, von Einsicht und Verständnis zielstrebig abtötete. Es war wie eine Peitsche, die sie stets nur nach vorn trieb, die sie nicht umkehren ließ - die Hexe kannte nur den frontalen Weg, war blind geworden für alles, was davon abwich, fürchtete, es wäre Schwäche. Stolz verdunkelte jegliche Sicht auf andere Optionen und ließ gar keine andere Möglichkeit zu, als sich dem entgegen zu stellen. Nicht durch Defensive, nicht durch erklären. Sie konnte nur angreifen, wollte nur angreifen. Die Worte schlugen der Bestie entgegen, erzielten aber keine Regung. Wenn es ihr reichte, warum blieb sie dann? Warum ging sie nicht einfach? Niemand hatte diese Frau, die ihrem Irrglauben nachhing eine Art besseres Spielzeug zu sein, dazu gezwungen sich dem hier auszusetzen - sollte sie in die Wüste gehen, sich ihr Grab schaufeln und auf den Tod warten, der ihr auf Firrerre verwehrt wurde. Aber das wollte sie nicht, nein. Dort saß die Angst, wie eine scheußliche Made im Fleisch. Sie klammerte sich fest an ihr kleines, kümmerliches Leben, hatte schon einmal nicht den Mut gehabt sich dem Tod entgegenzustellen und hatte stattdessen entschieden selbst zu Leben während alles um sie herum starb. Und sie hätte mit ihnen brennen und schreien können! Aber es musste Leben sein, Leben, nur um dem nachzuhängen, was verloren war - was war das für ein Leben? Es war nutzlos, leer, nur eine lächerliche Hülle, die erst wieder mit Inhalt gefüllt werden musste, bevor etwas aus ihr reifen konnte. Und darum kümmerte es den Schatten nicht mehr, was aus ihrer Welt geworden war, warum es geschehen ist - weil es keine Bedeutung besaß. Die alte Sedrael, die Reah nie kannte war in dem Moment gegangen als sie entschied, dass der Planet brennen musste, um selbst zu leben. Es war so, musste so sein! Es war der Kern der morbiden Neugier gewesen, was werden mochte, wenn ein Jedi unter dem Tod unzähliger litt, was aus ihm hervorbrechen konnte oder welchen Weg er einschlagen würde. Es gab nichts dazu zu sagen, kein Mitgefühl für Wesen, die sie nie gekannt hatte, die ebenso gut Steine hätten sein können. "Dann sei froh, dass du noch lebst!" zischte der Schatten dem Antlitz entgegen. "Sei froh- sei stolz darauf, dass du nicht zugeschlagen hast, als du die Gelegenheit hattest." Ja, sie erinnerte sich, als sie der Sephi ihr Schwert zurückreichte, sie hätte es nur aktivieren müssen - ein einziger kleiner Handgriff, nur ein Tastendruck und es wäre nichts geschehen. Der Preis wären lediglich zwei Leben gewesen. "Du erinnerst dich? Du hättest nur dein Schwert aktivieren müssen und alles wäre vorbei, ehe es begann."

Sie hörte die Worte der Sephi nicht, wollte sie vielleicht auch gar nicht hören, weil es nicht mehr von Bedeutung war. Worte zogen keine Grenzen oder taten es zumindest nur bei Wesen mit zivilisierten Verstandsmustern, welche die Bedeutung sozialer Gepflogenheiten noch richtig einordnen konnten. Ein in die Ecke gedrängtes Tier biss einfach zu, um der vermeintlichen Falle zu entgehen und interessierte sich erst später für die Konsequenz, immer erst dann, wenn es bereits zu spät war und wieder nur die Flucht nach vorn blieb. "Und jetzt hörst du mir zu.", knurrte die Dunkelbestie bösartig und ließ ihre Klaue hervorschnellen, welche die hellhäutige Kehle der Beute packte und ihren Kopf noch dichter zu sich heran zog - Stirn an Stirn. Dachte die Jedi nun, wo sie angeschlagen war, würde sie sich nicht mehr wehren können? Wäre plötzlich leicht zu besiegen, herauszufordern? Wer hatte hier auf welche Gelegenheit gewartet? Sedrael nur auf einen günstigen Moment zurückzuschlagen und hatte diesen nun vermeintlich gewittert? Wenn die helle Flamme nun ihre Welt verbrennen wollte, würde sie nicht einfach daneben stehen und es geschehen lassen, sich nicht damit abfinden und sich unterdrücken lassen. Keine Ketten, nur uneingeschränkte Freiheit und diese verlangte die Dominanz derer, die sie zu begrenzen gedachten. "Du jammerst, weil ich nicht nach deinen Regeln spielen will?" Düsteres Höllenfeuer blitzte in ihren Augen auf, nein, sie spielte nicht freiwillig nach den Regeln anderer, sie nahm keine Rücksicht auf Befindlichkeiten - sie mussten verdient werden. Respekt musste entstehen und dieses Wesen verstand Respekt nur durch eine Demonstration von Stärke - roher Macht, simpel und primitiv. Die Fingernägel der Hexe gruben sich ins weiße Fleisch - oh, sollte sie nur wissen wie nah und wirklich Tod sein konnte, wie allgegenwärtig und unerwartet er eintrat, es kümmerte sie jetzt nicht. Nicht mehr, vielleicht nie wieder. Der schöne Funken in der dunklen Welt dieser grotesken Hexe schien letztlich das Chaos entfacht zu haben, dass nun in ihr loderte. "Dann zwing mich doch!" Es war ihr gleichgültig geworden, was einmal schützenswert und wertvoll erschien, war nun vielleicht nur noch ein sperriges Stück Ballast, dass sich als eine Art Parasit entpuppt hatte, etwas, dass erst an ihr hing und nun überrascht tat, mit welchem Schrecken sie zu tun hatte. "Du kommst hier ohnehin nicht mehr weg - dies ist eine Gruftwelt. Also, wessen Grab soll es werden? Deines? Meines? Unseres? Wehr dich endlich!"



Re: Einöde von Korriban - Sedrael - 02.02.2017

Ein Teil von ihr wusste es schon, bevor es passierte. Ein wichtiger Teil. Doch der andere hatte es nicht für möglich gehalten, es verneint, bis zuletzt. Die Hexe würde nicht so weit gehen. Die Sephi ihrem Monster aussetzen und lüsternd betrachten, was geschehen würde. Aber es geschah, einerseits also unerwartet und andererseits überhaupt nicht. Klauen zerrten an ihrem Hals, rissen sie mit Gewalt noch näher heran und durchbohrten die Haut. Ihr Körper verlor etwas das Gleichgewicht, so dass ihre rechte Hand Halt suchte, fand ihn am Rande der geöffneten Versorgungskiste, auf den sie sich helfend abstützte. Die andere Hand tastete sich in Richtung des Dornenastes hervor, der ihr die Luft abschnitt, bis zu den Spitzen der Dornen, die sich ihr in den Hals gruben. Zwecklos versuchte sie mit ihren Fingern, einen der fünf Dornen herauszubrechen, sie loszuwerden, doch zu schwer schmiegten sie bereits in ihrer Haut, nutzten die Fetzen als Widerhaken, um nicht von ihrer Beute zu lassen. Sie rüttelte an der Schlinge, doch keine Reaktion. Einige Wörter versuchten sich in ihrem Mund zu bilden, doch heraus kam nur ein gurgelndes, unverständliches Geräusch. Ein paar Sekunden lang glitt dann sämtliche Anspannung aus ihrem Körper, ihre Schultern fielen schlaff hinab. Dieser Moment der Resignation, wenn ihr offenkundig schien, dass alles umsonst gewesen war. Bewölkt dämmerte ihre Sicht vor sich hin, die Wolken woben in ihrer Sicht ein enges Gespinst der Unschärfe, bis sie nicht einmal mehr die Konturen des Monsters vor sich erkennen könnte. Würde es so weit gehen? Möglich. Aber sollte es doch tun, was es tun muss. Irgendwann… würde es seine Handlungen bereuen, verzweifelt versuchen, die Scherben dann wieder zusammenzufügen, nicht früh genug begreifend, dass es dafür aber jetzt zu spät war. Aber dann kam noch einmal dieser eine Funke, dieser Moment des Widerstands. War es wert, sich dafür zu opfern? Für diese vage… Vorstellung? Und gleichzeitig sich gegen das zu stellen, was die Macht zu erwarten schien? Nein. Dann wurde sie nur mehr zu dem, was ihr gegenüber saß. Ihre Rechte rutschte von der Kante der geöffneten Kiste ab, tastete wild und ziellos darin umher. Da fand sie irgendetwas Schweres, Metallisches. Es spielte keine Rolle, was es war. Ihre Sicht verengte sich bereits, die Ohnmacht in verlockende Stellung gebracht, pirschend zur Jagd. Sie packte das Objekt in der Kiste und drosch es mit voller Wucht dem Monster vor ihr gegen den Schädel. Irgendetwas schien zu jaulen, aber als das Netz der Finger sich blutig ihren Hals entlangkratzte, wurde ihr klar, dass sie es selbst war. Durch die Wucht des Schlages fiel sie von ihrer sitzenden Position ungebremst zur Seite, landete auf ihrer Schulter, im Staub neben der äschernen Feuerstelle. Der würzige Duft des Holzes geriet ihr in die Nase, als sie nach Luft schnappte und instinktiv mit einer Hand als ihren Hals fasste. Feuer elektrisierte sie dabei, züngelnde Flammen in ihrem Inneren, die als Tausende heißer Nadeln brannten und ihr prägendes rotes Wundmal auf ihren Fingern hinterließ. Die quellende Flüssigkeit verteilte sich in ihrer Hand, schön wärmend wie das Feuer in der Nacht, tropfte sanft hinab in den Sand. Die langen Striemen des Hasses furchten in ihrem Hals, wo das Monster sich so bereitwillig am Lebenssaft bedienen wollte, ihn eingefordert hatte, um selbst noch funktionieren zu können. Keuchend schob sich das weiße Wesen ein paar Zentimeter nach vorne, ein paar Zentimeter Entfernung nur zum Wahnsinn, doch jede Distanz davon war Balsam. Mit kratzenden Lauten saugte sie die Luft zurück in ihre Lunge, erst dann ließ sie sich von ihrer seitwärtigen Position auf den Rücken fallen, um wieder dem Monster begegnen zu können. Doch… nichts. Es war fort. Dort lag nur ein geschundener Körper ein Stück weit neben ihr, regungslos, die blutige, hautzerfetzte Klauenhand noch gierig in ihrer Richtung, etwas daneben eine schwere imperiale Konserve. Ein paar Sekunden blieb die Sephi auf dem Rücken liegen, nichts rührte sich mehr am anderen Körper. War die Hexe…? Ihre Augen traten ungläubig aus ihren Höhlen.
„Nein…“, keuchte sie panisch. Das… das konnte, durfte nicht sein. Die Macht hatte das so nicht vorgesehen. Sie… es… unmöglich. Aber was hätte sie denn tun sollen? Es war genau diese Welle der Verrücktheit, des verstoßenen Stolzes wie er auch dem Offizier zuteil geworden war. Sie konnte sich doch nicht einfach umbringen lassen. Irgendetwas… hatte sie tun müssen, um dem Kadaver zu entgehen, der keine Zurückhaltung mehr gekannt hatte. Sich wehren müssen, so wie er es ihr selbst entgegen gepeitscht hatte. Aber… vielleicht nicht so? Unsicher hievte sie sich schwer atmend auf wacklige Beine, bereit, die paar Schritte zu machen, um den Kadaver zu betrachten – doch dann zuckte dort irgendetwas, die Hexe blinzelte einmal, starrte aber weiter ins Nichts des heller werdenden Himmels über ihr, langsame, kaum kontrollierbare Bewegungen. Doch sie lebte. Der Schlag musste sie kurzzeitig ausgeschaltet haben, doch der geschundene Körper war noch immer schwach und unwillig, lag nur benommen da.

Erleichtert hustete Sedrael etwas der so wertvollen und kostbaren Luft wieder aus. Die Macht hätte ihr das nicht verziehen. Sie wusste, die beiden sollten hier nicht zurückbleiben, es war nicht das, was geschehen sollte. Oder sie glaubte es zu wissen. Vermutlich hätte sie genau darauf vertrauen sollen, doch diese Ruhe im Angesicht des eigenen Sterbens hatte sie nicht besessen. Und wahrscheinlich würde sie es auch nie können. Es war schwer, es akzeptieren zu können – auch wenn Jedi nicht den physischen Tod als Ende betrachteten, so war ihr die Angst vor dem Sterben letztlich durchaus nicht fremd. Nicht mehr oder weniger als allen anderen auch. So wie sie eben auch in anderer Hinsicht immer nur ein Abbild vieler anderer Dinge waren. So wie das Monster auch. Womöglich kamen daher die Widersprüche, die als streitende Facetten in ihr funkelten, einige, die sich immer wieder verzweifelt Bahnen brachen, in der Hoffnung, die anderen gefügig zu machen. Doch auf Dauer ließen sich nicht alle verbergen – irgendwann entluden sie sich, schlugen zurück, ließen sich nicht mehr beherrschen. Genau wie die Sephi. Aber vermutlich… war auch dies nicht die Lehre, die die Hexe daraus ziehen würde. Wie machte man Dinge jemandem verständlich, der gar nichts verständlich machen wollte? Wahrscheinlich ging es einfach nicht. Kurz betrachtete sie den benommenen Körper unter sich, atmete weiter schwer aus und presste eine Hand gegen ihren Hals, wo der Nektar eifrig hervortrat und auf ihr Hemd hinab rann.
„Deine Gewalt macht alles kaputt“, krähte sie bitter. „Wenn du an mir zweifelst, vertraust du mir auch nicht. Und ich kann nur vertrauen, wenn du mich lässt, Reah.“
Zitternde Finger lösten sich von ihrem Hals, streckten der Hexe eine blutige Hand entgegen, so dass diese sie sehen musste.
„So machst du es mir schwer.“
Sedrael wusste nicht, was davon die Hexe überhaupt mitbekommen würde. Vielleicht alles, vielleicht nichts. Aber es musste raus. Schwer schleppte sie sich ein paar Schritte weiter, in sicherem Abstand umkreiste sie den dargebrachten Körper am Boden, wie ein Opfer für die aufgehende Sonne, als die aufziehenden Lichtstrahlen die ersten Schattenkanten zu werfen begannen, einsame Vorboten, dass der Schatten sich nun wieder verstecken musste vor der aufziehenden Erhellung, sich kauern musste vor andere Objekte, um nicht ausgelöscht zu werden, hilflos vor den versengenden Strahlen und in beständiger Gefahr, immer kleiner und unbedeutender zu werden, ehe die Sonne hoch über ihnen stand, direkt darüber und ihn somit gänzlich verschlungen hatte. Erst später traute er sich wieder hervor, kroch heraus aus seiner Höhle.
„Ich habe dir immer geglaubt. Sonst wäre ich nicht bei dir gewesen“, sagte sie dann traurig. Welch trockene Ironie. Nur weil der schleimige Brocken, der Zorn der Hexe, sich bedroht gefühlt hatte, ihr Mutmaßungen einflößte und schließlich eine Reaktion aufzwang, war nun das geschehen, was geschehen war. Eines hatte das andere ergeben – eine Spirale der Konfrontation, die jetzt das zerschlagen hatte, was mühsam versucht worden war zu errichten. Beiderseits? Es war schwer zu sagen. Aus Sedraels Sicht schien es bisher kaum vorstellbar gewesen zu sein, dass die Hexe sich dafür interessierte, ob sie ihr glaubte – bislang hatte die Frau sie stets nur wie ein kleines, unwissendes Kind behandelt. Es passte nicht zusammen, dass sie jetzt davon gekränkt war, dass das Kind eine eigene Meinung besaß, die sich nicht nach Wünschen verformen ließ.
„Und ich habe dir nie gesagt, wie du sein sollst. Dich nie zu etwas gezwungen. Meinen Planeten habe ich dir geopfert, dich hier versorgt. Aber du kannst einfach nicht loslassen von deinen Zwängen.“
Sie hatte keinen Dank erwartet, natürlich nicht. Darum war es auch nie gegangen. Aber vielleicht doch einfach etwas… mehr. Selbst das hatte sich als zu viel erwiesen. Für einen Augenblick verschwand sie in ihrem Nachtzelt, klaubte hastig ihre verbliebenen Sachen ungeordnet in einem Bündel zusammen und trat wieder ins Freie, wo sie kurz in den Horizont blickte, auf den Weg, der sie hierher geführt hatte – zumindest etwas Bekanntes, eine Konstante auf diesem unwägbaren Planeten.
„Es tut mir leid, Reah“, fuhr sie brüchig fort, legte rasch das geöffnete Medi-Kit auf ihr Bündel und wandte sich ab in die Schlucht, die vor ihr lag und zurück führte. Doch dann blieb sie noch einmal stehen, ohne zurückzusehen, senkte den Kopf und schloss die Augen.
„Du sagtest mir selbst einst, ich müsse so bleiben, wie ich bin. Und doch… möchte ein Teil von dir mich ständig ändern.“
Ihre Stimme verschwamm im aufziehenden Morgennebel, der Schritt für Schritt letztlich auch ihren Körper verschlang, bis die Konturen allmählich im Dunst des ankommenden Tages vergangen waren.


Re: Einöde von Korriban - Reah Nigidus - 06.02.2017

Eine verletzte Bestie war schnell und gierig in ihren Aktionen - musste die Beute schnell zerreißen, ehe das süße Adrenalin schwand und wieder nur eine nutzlose, gebrechliche Hülle zurückließ, kaum dazu in der Lage auf zwei Beinen zu stehen. Von Blutgier erfüllte Augen fixierten die Halsschlagader der Sephi, nun, wo sie kaum mehr tun konnte als hilflos zu zappeln, wie ein gefangener Fisch im Netz, der die Lage für sich aber nur noch verschlimmerte. Und doch... war es auch ein genüssliches Spiel: hier zu sein und zu betrachten wie es versuchte sich des Griffes zu erwehren aber nicht genügend Kraft, nicht genügend Entschlossenheit aufbringen konnte, um sich dem albtraumhaften Griffes der Monstrosität tiefster Finsternis zu entledigen. Sie würde diesem süßen zarten Ding das weiße Fleisch von den Knochen wetzen und ihr Blut saufen! Wer, wenn nicht Tiere, in ihrer ursprünglichsten Art, wussten, wie man überlebte? Es gab nur Beute und Jäger und jeder kleinste Akt von Gnade war pure Verschwendung. In diesen tiefsten Tiefen animalischer Abgründe formten sich Gedanken und Irrsinn, ein Wahn, den kein Wort zu beschreiben vermochte. In diesem urzeitlichen Konstrukt primitivster Gewalt, hallten stets die Worte des verhassten Wärters Traggis wieder: "Tier!" Ein wildes, ungezähmtes, grausames Tier, so blind im Dunkeln, dass es nur noch um sich schnappte, in allem den Versuch sah, es zurück in den Käfig zu sperren - auf die eine oder andere Weise. Das war ihr Fehler, ihr aller Fehler - niemand wollte damit leben, niemand wollte das akzeptieren, konnte es akzeptieren. Kein Imperium, keine Jedi - sie kuschten und wollten es an der Leine, dort, wo es in geschlossener Umgebung seine kleinen Kunststückchen üben sollte. Lehre, nannten sie es in ihrer höhnischen Art anderen mit dem Gift ihrer Moral zu füttern, ihres Ideals. Doch niemand kümmerte sich in der Art um dieses Ding, wie es angemessen wäre, niemand wollte sich mit dieser verdrehten Posse der Menschlichkeit tatsächlich befassen, auf eine Weise, die es verstand. Sie suchten den Weg der Rationalität, der Logik, weil sie dachten, es würde noch zu ihren gehören. Aber Reah Nigidus war weit weg, saß in den Schatten und betrachtete diese große Galaxis mit einer Mischung aus Angst, Panik und Abscheu, die ihr immer fremder wurde. Vielleicht wartete sie nur darauf, dass sich das Fenster am Ende zur Gänze schloss und sie nie wieder herausschauen musste. Dann mochte es ihr egal sein, dann waren sie alle weg und sie konnte das sein, was sie war. Dies war ihre Erlösung: ein Leben im Rausche der Wildheit, jenseits von Regeln, von gesellschaftlicher Ordnung, jenseits scheinheiliger Philosophien von Jedi und Sith.

Der Gedanke entschwand, etwas flackerte vor ihren Augen und diese animalische Kraft, so schnell wie sie gekommen war, fiel von ihr ab. Der sterbliche Leib der Dunkelbestie sackte im Staubbett Korribans zusammen. Benommen blinzelten ihre Augen den Wüstensand an. Was war geschehen? Sie fühlte etwas warmes ihre Kopfhaut herunterrinnen, etwas, dass sich hier und da in ihren Haaren verfing, sich mit Staub und Dreck verklebte, ehe es die Stirn herab über ihr Auge lief und die Welt rot färbte. Süßes Blut. Gewalt zerstörte, erinnerte sie eine Stimme. Ja, Gewalt musste zerstören, sie war wichtig, war immer der Katalysator für drastische Veränderungen: etwas ging und etwas entstand. Sie war die Triebfeder der Entwicklung, aber vernichtete nie restlos. Sie setzte Geschichten nur anders fort, aber das machte sie nicht böse, nicht negativ, nicht so, wie es der Klang dieser Stimme versuchte ihr einzureden. Und selbst wenn alles zerstört war, wenn ein Nullpunkt erreicht wurde, war es wirklich so tragisch? Oder war er nur die Chance auf einen Neuanfang? Wo die Mauern der Wirklichkeit zu Staub zerfielen, entstand Platz für Träume, für andere Anfänge und andere Enden. Vielleicht also war die Gewalt richtig, um dieses Vertrauen zu zerstören - oder sogar mehr. Nur so konnte und würde sich etwas ändern. Warum sah es niemand, dass alles, was zerfiel, nur die Form änderte? Warum waren sie alle so verbissen, so versessen darauf, alles zu erhalten, alles zu schützen? Warum mussten sie sich alle in diese unmöglichen Formen pressen, um sinnlose Systeme ab Leben zu halten? Warum brauchte es Imperien und Republiken? Jedi und Sith? Nichts konnte sich ändern, wenn niemand das galaktische System zwang sich zu ändern, wenn niemand Jedi und Sith zwang, etwas anderes zu sein - warum sah diese Sephi nicht, dass Zweifel nichts anderes als der Wunsch nach etwas anderem war?
Mehr Blut kam in ihr Sichtfeld, doch diesmal nicht ihr eigenes, sondern jenes, dass an der hellhäutigen Hand Sedraels klebte. Ihre Finger krümmten sich im Wüstensand, wollten zupacken - doch der Körper reagierte nicht. Die Beute war also verletzt, entzog scheinheilig das Vertrauen, aufgrund von Gewalt - obwohl es vorher schon nicht da war! Was sollte dieser Irrsinn? Dieses Kitzeln an Reuegefühlen? Hatte sie überhaupt welche? Warum beendete sie es nicht einfach sonder ließ nur diese Worte fallen? War es so schwer der Sache ein Ende zu setzen? Dieses verdrehte Ding, dass wie tot im Staub lag einfach von allem zu erlösen? Oder war es nur der letzte Akt von Grausamkeit, diese Mär fortzusetzen, bis hin zu einem Ende, das weitaus mehr fordern mochte, als ein einfacher Dolchstoß zwischen die Rippen? Sie begriff es nicht, diese Worte, ihre Bedeutung... war leer. Wer von ihnen unterlag Zwängen und wer nicht? Wer definierte diese Zwänge? Wer machte sich etwas vor und wer wusste, was er war? Es klang wie eine Anklage, eine auferzwungene Schuld - aber es ging nicht um Schuldfragen. Schuld war irrelevant, spielte nur dann eine Rolle, wenn nach Sündenböcken gesucht wurde, nach Personen, die eine Enttäuschung waren, die gemaßregelt werden mussten, die sich dem Reglement zu unterwerfen hatten, dass andere für sie schrieben. Schuld aber, hatte hier keinen Platz, war nur eine weitere Leine, die sie in eine bestimmte Richtung zerren sollte. Warum also, taten sie alle ihr das an? Warum konnten sie nicht gehen, verschwinden und sie einfach als das lassen, was sie war? Maledictus Bestia. Die Stimme wurde leiser, schien von weiter weg zu kommen, als sich auch das trübe Dämmerlicht vor ihre Augen schob und ihren Körper wieder erschlaffen ließ.

Wie lange sie weggetreten war, konnte sie nicht sagen, doch als ihre Augen wieder hektisch aufschlugen, konnten sie das finstere Licht am Horizont, dass Korribans karge Oberfläche versengte, noch erkennen. Schwerfällig drehte sich der Körper der Frau auf den Rücken und ließ ihre Pupillen leer und ziellos in den Himmel starren. Gefühl kroch durch die Nervenbahnen zurück in ihre geschundenen Glieder und doch dauerte es noch einige Augenblicke, ehe sie damit begann, sich aufzurichten. Ungeplant stolperte der Schatten die ersten Schritte voran, ehe sich der Leib von der Sonne abwandte und wieder finsteres Leben in die Augen zurückkehrte. "Wo ist sie?", zischte sie hervor, begann wie ein Raubtier auf Pirsch, dass Lager zu umkreisen, die umgestoßenen Vorratskisten zu betrachten. Aber nichts, weder eine Antwort, noch ein Schemen, die sie erhaschen konnte. Was blieb war Einsamkeit, perfide Stille, die sich mit der Rastlosigkeit des Schattens duellierte, der damit begann wüst und planlos das wenige zu durchsuchen, dass im Lager herumstand, nicht akzeptierend, dass sie gegangen war. Ihre Hand fand eine Flasche Wasser und leerte diese mit schnellen, unbeherrschten Zügen, ehe sie weiter durch den Staub trabte, nach irgendwelchen Anzeichen Ausschau haltend, die sie selbst wohl schon längst verwischt hatte. Reah packte einen Energieriegel, jene geschmacklosen Rationen, mit denen sich Feldsoldaten zufrieden geben mussten, in de Hoffnung, es würde ihren Körper eine Zeit lang am laufen halten. "Nutzlos!", keifte sie dann, trat gegen eine der Kisten, die klappernd zu Boden fiel.
"Du kannst nicht wegrennen! Komm zurück uns bring es zu Ende!" Reahs Hand ballte sich zur Faust und drosch gegen die Kiste, ehe sie sich verzweifelt in ihr Haar grub, dann den Körper weiter runter wanderte und schließlich am Schlüsselbein stoppte, wo Sedrael sie gepackt hatte und sich in Fleisch grub. "Warum leben wir noch?", fragte de Schatten flehend, brüchig in die weite Leere hinaus, während die Fingernägel sich tiefer gruben, ehe ihre Hand ruckartig nach unten abriss und den warmen Lebenssaft heraussickern ließ. "Warum...", schluchzte sie und fiel auf die Knie, während leere, geistlose Augen erneut den Boden anblickten "...ist es nie zu Ende?"

Leid. Wenn sonst niemand litt, konnte sich dieses abscheuliche Wesen nicht an seinem eigenen laben? War es nicht nahrhaft genug? Nicht geschmackvoll genug? Sie wusste es nicht, wusste nicht einmal, was sie hier überhaupt tat, wohin das ganze führen sollte, welchen Zweck es hatte. Sie tappte blind herum in der naiven Hoffnung, irgendetwas damit ändern zu können. Aber.. das mochte nicht mehr reichen. Ihre Lippen bewegten sich, sprachen stille Worte, während ihre weit geöffneten Augen noch immer nach unten blickten, ihre Hand, die sich fest in ihre Taille krallte und der Körper, der schwach nach hinten und nach vorn wippte. Sie suchte etwas. Aber wo? Sie fand kein Echo Vesperums, nichts, dem sie hätte folgen können. Reah blickte sich um, verließ sich auf urtümliche Instinkte, suchte nach einer Richtung, die in ihr Angst und Abscheu hervorrief. Sie kam zitternd auf die Beine. Nach mehreren Momenten war sie sich sicher, den Pfad in den größtmöglichen Pfuhl der Verderbtheit gefunden zu haben. Wahnsinn lachte ihr entgegen, versuchte sie bei der Hand zu packen und herabzuziehen in jene Katakomben, die seit Jahrtausenden in tiefster Dunkelheit lagen. Das dunkle Herz war nicht mehr fern, fast, bald schon nah genug um sich an all der Verderbtheit zu laben, all dieses Gift zu trinken, bis ihr Körper vielleicht endgültig kollabierte. Zerrissen vom Dunkeln.

Nach Tempel der Dunklen Seite S.4


Re: Einöde von Korriban - Die Macht - 06.02.2017

Etwas veränderte sich. Die junge, elfische Kreatur schleppte sich zerstört und gewisser Hoffnungen beraubt vom Lager weg. Nicht zu weit aber weit genug, um der Bestie zu entgehen, die sie nicht retten konnte. Die Bestie, welche suchend umher lief, um dann sein eigenes dunkles Schicksal zu finden, war vorerst nicht die Sorge der einstigen Jedi. Sedrael fand etwas anderes, während sie ernüchtert und traurig auf einem Stein zwischen mehreren kleinen Felsen saß, um in die Leere des Horizontes dieser Gruftwelt zu blicken. Auch für diese Jedi wurde der Wind, welcher Staub ins Gesicht schlug, heftiger. Die Teilung der beiden Seelen hatte andere Mächte heraufbeschworen, die eigene Interessen verfolgten. Unbedeutend war ihnen Zeit, die hier anders verlief, als auf anderen Welten. Die Jedi atmete ein, während eine schemenhafte Kreatur am Horizont zu erkennen war, welche dann im Nichts verwehte. Etwas beobachtete sie, ließ sich Zeit und der Wind zerschellte in einem seltsam eigenen Gesang an den Felsen. Das Rauschen schien seine eigene Sprache zu sein, während die Staubpartikel Muster und Schleifen auf dem Stein vor der einstigen Jedi bildeten. Unbehagen umfing diesen Ort, der so lange kein anderes Leben mehr sehen konnte und nur seine Bestien hatte, die noch lebendig waren. Etwas näherte sich. Schritte, kriechende Schritte, die den Sand und Staub verformten, bis urplötzlich ein Funke den Stein vor ihr in ein Feuer entfachte, welches blendend hell brannte und die Jedi veranlasste ihre Augen aus Reflex zu schließen. Schließlich konnte man die Augen wieder gefahrlos öffnen und das Feuer aus Stein beobachten, welches immer noch hell brannte. Wärme breitete sich, schützte die einsame Gestalt in Robe mitleidig. Der Staub schien ihr auch nicht mehr ins Gesicht zu fallen, da der Wind diesen Steinkreis zu meiden schien. Das Feuer war Schutzanker geworden, ohne ein Zutun der jungen Frau. Das Feuer knisterte, gab ein paar Funken frei, bis es schön tanzend, wie wankend, langsam herabsank, um den gesamten Stein zu erfassen. Nun brannte der gesamte Stein und ein Gesicht zeichnete sich im Feuer ab. Es konnte Einbildung sein aber das Feuer schien Sedrael zu betrachten, da es begann jede ihrer Kopfbewegungen mit einem Wanken in die jeweilige Neigung zu verfolgen. Die Wärme verließ die Sephi nicht mehr, wurde sogar immer übergriffiger, da die Hitze unangenehm wurde. Etwas war dort.